„Ech hu gesot, ech entschëllege mech, an ech maachen dat, well dat lo ugeholl gëtt, datt dat soll gemaach ginn“, sagte die Stater DP-Schöffin Simone Beissel am Dienstag Nachmittag im Radio 100,7. In anderen Worten: Eigentlich versteht sie nicht, weshalb sie sich entschuldigen sollte. Für ihre Erinnerungsarbeit, dass in der Haupstadt „op eemol iwwerall Leit souzen, déi vill méi donkelhäiteg waren“? Für die Abenteuergeschichte, wie sie als ehemalige Judoka „direkt a Kampfpositioun“ gegangen sei, als drei junge Roma sie am Passieren der Groussgaass hätten hindern wollen, falls sie ihnen kein Geld gegeben hätte? Oder für die Erklärung, Bettlern gebe sie „keen Su“, sondern Nusszipfel, Thüringer und Tee, „ech fidderen si dauernd“?
Simone Beissel weiß, dass die Januar-Folge ihres „Riicht eraus“ mit Astrid Lulling im Youtube-Kanal Apart TV eine Art Volksempfinden traf. Mag sein, dass sie sich in einen „Eifer des Gefechts“ redete, wie sie nun behauptet. Aber live waren die beiden Damen nicht. Die Möglichkeit, die Aufzeichnung zu editieren oder ganz neu aufzunehmen, bestand. Doch wie Beissel am Anfang des Films erklärt, bekomme sie „vill Feedback“ und „d’Leit soen effektiv, Dir erkläert wéinstens d’Saachen uerdentlech“. Am 19. Januar wusste sie sich ganz im Geiste mit Lydie Polfer und Laurent Mosar und erläuterte, was das bedeutet. Und hatte nicht schon 2009 Colette Flesch in der Abgeordnetenkammer erklärt, bettelnde Roma störten „d’Bild vun der Stad, wat mir ons wënschen“?
Anzunehmen ist, dass nicht wenige Menschen diese Sicht teilen. Dass sie Gilbert Pregno von der Menschenrechtskommission genauso wenig zustimmen, wie Simone Beissel das tut. Dass sie keineswegs der Meinung sind, dass die Auseinandersetzungen um das Heescheverbuet ein „Fehlstart“ der neuen Regierung sind, und finden, dass der Innenminister einen ganz passablen Job macht. Vielleicht gehen nicht alle so weit wie Astrid Lulling, die gegen Ende der Sendung rief: „Hei heesche keng Lëtzebuerger!“ Aber dass Grundsätze des Rechtsstaats berührt sind, dürfte vielen nicht einleuchten. Oder egal sein. Dass der DP-CSV-Schöffenrat der Stadt Luxemburg wahrscheinlich nicht die richtige Sozialpolitik macht und sicher nicht die richtige Stadtentwicklungspolitik, und dass das Einfluss hat auf Probleme im öffentlichen Raum und auf die öffentliche Ordnung, ist komplex.
Für die DP droht das Heescheverbuet zur Belastung zu werden. Oder zum Klärungsprozess. Beissels „well dat lo ugeholl gëtt, datt dat soll gemaach ginn“, ist eine Trotzreaktion auf Parteipräsident Lex Delles, der vorher mit ihr gesprochen hatte. Corinne Cahen dürfte ebenfalls anders denken als Simone Beissel. Und Colette Mart mit ihren spanischen Vorfahren erinnerte auf Facebook daran, dass ihr Vater auf Auslandsreisen „och ëmmer fir en Zigeiner gehalen“ wurde. Sodass sie heute rufen möchte: „Je suis l’Étrangère, l’autre, la quarteronne...“