Wenn am Montag um kurz vor acht die Grundschule in Consdorf die Türen öffnet, werden die Kinder nicht wie sonst durch die Gänge stürmen: Ein mit Bändern, Verkehrshüten und Schildern gezeichnetes Einbahnsystem leitet sie behutsam, aber bestimmt in ihren Klassensaal. Vorher müssen sie sich die Hände waschen, bis zum Klassenzimmer müssen sie ihre Masken oder Gesichtsschals tragen. Und alle zwei Meter voneinander Abstand halten.
„Es wird nicht mehr dieselbe Schule sein wie vor Corona“, ist sich Véronique Spaus-Daleiden sicher. Die Präsidentin der rund 230 Kinder zählenden Grundschule im Nordosten des Landes hat gemeinsam mit KollegInnen in den vergangenen Tagen viel dafür getan, damit die Schule gemäß den Anordnungen von Erziehungsminister Claude Meisch am 25. Mai wieder öffnen kann. Bis Mittwoch hatten Arbeiter rot-weiße Bänder gezogen, schwarz-gelbe Linien und Pfeile in die Gänge geklebt. Damit die Kinder sich zurechtfinden, werden sie in rote, blaue, grüne und gelbe Gruppen eingeteilt. „Das Farbsystem ist uns spontan diese Woche eingefallen.“ Es soll helfen, Sprachbarrieren zu überbrücken. Spaus-Daleiden hat ihre Pläne mehrfach überarbeitet.
Knappes Timing „Wir haben zunächst erwogen, ob wir nicht einige Klassen komplett zusammen behalten. Aber was ist, wenn ein Kind an Covid-19 erkrankt? Wir wollen uns später nichts vorwerfen.“ Andere Schulen, etwa in Ehleringen im Süden, haben kleinere Klassen zusammengelassen; da wo die Höchstzahl von zwölf Kindern unterschritten wird und die Säle groß genug sind, um den Zwei-Meter-Sicherheitsabstand zu wahren. „Wir haben Hand in Hand gearbeitet. Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde, der Maison relais und den Technikern ist exzellent“, freut sich Spaus-Daleiden.
So wie ihr ging es vielen Schulleitungen: Das Timing war denkbar knapp, obwohl Premier Xavier Bettel die Schulöffnungen bereits am 15. April angekündigt hatte. Doch erst vorletzte Woche hatte das Erziehungsministerium gemeinsam mit dem Gemeindeverband Syvicol den Fragebogen an die Eltern verschickt, der den Betreuungsbedarf erfassen soll. Das war eine weitere Vorgabe: Mit dem 25. Mai öffnen zeitgleich auch die Kindergärten und -krippen. Eltern hatten anderthalb Tage, um sich zu entscheiden, ob sie ihr Kind nachmittags in der Maison relais abgegeben wollen oder nicht. Wenn sie den Fragebogen verstanden haben: „Nicht jeder hat das. Das haben wir an den Antworten gemerkt“, sagt Laurent Biltgen, Lehrer an der Grundschule in Ehleringen. Um nicht im Informationschaos unterzugehen, nahmen er und Kollegen selbst die Telefonhörer in die Hand und hakten einzeln nach.
Starke Nerven Diese Aufgabe kam oben drauf auf einen Arbeitsberg, der sich bei vielen Lehrern seit Wochen auftürmt: Während das Homeschooling weiterläuft, muss die Rückkehr zum Präsenzunterricht minutiös geplant werden. Nicht wenige Lehrer sind selbst Eltern und müssen sich neben ihrer Klasse um die eigenen Kinder kümmern. Ein Riesendruck für alle Beteiligten. „Ich war selbst am Limit“, gibt Spaus-Daleiden offen zu.
Entsprechend groß war der Schreck, als am vergangenen Freitag Erziehungsminister Claude Meisch auf der Pressekonferenz zur Wiedereröffnung der Betreuungsstrukturen und des ersten Zyklus plötzlich ankündigte, Eltern, die vor acht am Arbeitsplatz sein müssten, könnten ihre Kinder ab sieben Uhr morgens bei der Schule abgeben. Sie würden im Hof beaufsichtigt. Lehrkräfte mit eigenen Kindern können ihren Unterricht nicht pünktlich beginnen, solange ihr Kind ohne Betreuung ist. „Wir haben gar kein Überdach“, sagt Spaus-Daleiden und zeigt nach draußen. Die Empörung der Gemeinden war so groß, dass das Ministerium das Angebot via Pressemitteilung am Montag kassierte – Meisch hatte vergessen, die Gemeinden in seine Pläne einzubinden. „Wir haben darauf gedrängt, das Angebot auszusetzen und sich erst einmal darauf zu konzentrieren, dass der Unterricht um acht beginnen kann. Das ist organisatorisch und personell Herausforderung genug“, unterstreicht Syvicol-Präsident Emile Eicher im Gespräch mit dem Land. „Ich bin ehrlich gesagt, fast vom Stuhl gefallen. Wie sollen wir dann die Kinder trennen?“, fragt Spaus-Daleiden. „Dann hätten wir wieder von vorne mit der Planung der Gruppen beginnen müssen.“
Die Aufteilung der Kinder in A- und B-Gruppen sowie in Lern- und Übungswochen ist Kernidee und Bedingung, damit Luxemburgs Schulen unter verschärften Corona-Schutzbestimmungen wieder öffnen können: Durch kleinere Klassen und durch die strenge Trennung soll verhindert werden, dass sich das Virus rasch von Kind zu Kind überträgt. Speicheltests, vom Minister zunächst für diese Wochen versprochen, jetzt auf nach den Pfingstferien verschoben, sollen mögliche Infektionsketten frühzeitig aufspüren und durch Isolierung unterbrechen.
Plexiglasbarrieren vorm Lehrerpult stehen zur Verfügung, wo der Sicherheitsabstand nicht eingehalten werden kann. Der Gesichtsschutz ist vorgeschrieben, allerdings nur für Kinder ab sechs Jahren. Bei Kleinkindern rät das Gesundheitsministerium von Masken ab, bei Kindern unter zwei Jahren sind sie sogar verboten, da sonst Erstickungsgefahr droht. „Wir wissen noch nicht, wie die Kinder auf die vielen neuen Regeln reagieren werden“, sorgt sich Spaus-Daleiden. Der Mund-und Nasenschutz ist auf dem Hof, in den Gängen und auch in den Schulbussen obligatorisch. Aber werden die Kleinen das verstehen? Was, wenn ein Kind hinfällt und sich wehtut, wie es trösten? Oder wenn zwei sich streiten? Wie geht es dann mit der Distanz? „Idealerweise müssten die Kinder die Regeln kennen und die Barrieregesten können, bevor sie hier ankommen“, so die Schulpräsidentin.
Distanz statt Knuddeln Gemeinden haben den Schultransport reorganisiert und verdoppelt: Ein Bus fährt die erste Schülergruppe für acht Uhr zur Schule, während die B-Gruppe eine halbe Stunde später ankommt. „Versuchen Sie mal, einen Bus zu mieten, es gibt in den meisten Gemeinden keine Busse mehr“, beschreibt Emile Eicher die logistische Anstrengung. Zusätzlich müssen Zu- und Abfahrtswege jener Eltern organisiert werden, die ihre Kinder lieber in die Schule fahren. Wegen der Ansteckungsgefahr dürfen Mütter und Väter nicht ins Schulgebäude.
„Wir brauchen einen Busbegleiter, der die Kinder beaufsichtigt und einspringt, wenn Not am Mann ist“, so Spaus-Daleiden. Ihre Sorge: Was tun mit SchülerInnen, die die Regeln nicht befolgen? Auf Nachfrage von Martine Hansen, schulpolitische Sprecherin der CSV, hatte Minister Meisch präzisiert, es seien keine Sanktionen vorgesehen. Grade jüngere Kinder verstehen die Bedeutung der Schutzmaßnahmen nicht auf Anhieb. Sie handeln oft spontan und impulsiv. Für Rabauken und Hibbelkinder plant die Consdorfer Präsidentin eine Art Time-out: „Mit einer zusätzlichen Kraft könnten wir diese Kinder kurzfristig rausnehmen, bis sie sich wieder beruhigen.“
Dass der Erziehungsminister während der Vorbereitungen mehrfach die Vorgaben änderte, hat die die Nerven vieler Verantwortlichen strapaziert: Auf seiner ersten Pressekonferenz zur Wiedereröffnung am 16. April hatte Meisch die Lehrer noch aufgefordert, bei der Aufteilung der Gruppen Rücksicht auf gewachsene Freundschaften und Geschwister zu nehmen. „Der Betreuungsbedarf hat die Aufteilung der Gruppen maßgeblich bestimmt“, erzählt Emile Eicher, und auch Claude Meisch räumte dies in einem RTL-Fernsehinterview ein.
Weil die Kinder den Tag über zusammenbleiben sollen, wurden die Gruppen so zusammengesetzt, dass Kinder, die nach dem Unterricht in die Maison relais wechseln, möglichst in einer Gruppe sind. Immerhin, eine Befürchtung des Syvicol hat sich bisher nicht bewahrheitet: Entgegen den Erwartungen hätten weniger Eltern Betreuungsbedarf nach der Schule angemeldet, so Eicher, der Bürgermeister der Gemeinde Clerf ist: „Wir haben insgesamt rund 40 Prozent der Eltern, die Betreuung wollen. Das ist rund die Hälfte der Nachfrage von vor Corona.“ Offenbar betreuen verunsicherte Eltern ihre Kinder lieber daheim, statt sie in der Maison relais unterzubringen.
In anderen Gemeinden ist die Nachfrage indes so sehr gestiegen, dass sie ohne zusätzliches Personal nicht zu stemmen ist: In der Hauptstadt sollen 450 Kindergruppen mit 300 Erziehern sowie gut hundert Externen den Betrieb wieder aufnehmen, 46 Gruppen davon in privaten Crèches. Nur rund die Hälfte der Krippenkinder hat überhaupt einen Platz bekommen: Die Vorgabe des Gesundheitsamts, nur fünf Kinder pro Raum und Erzieher aufzunehmen, somit feste Gruppen zu bilden und die Ansteckungsgefahr so gering wie möglich zu halten, führt dazu, dass das Angebot deutlich schrumpft und Alleinerziehende oder Eltern, wo beide berufstätig sind, Vorrang haben. Im Expats-Luxembourg-Forum auf Facebook klagen unzählige Väter und Mütter, ihr Antrag auf einen Kindergarten- oder Krippenplatz sei, teils ohne Angabe von Gründen, abgewiesen worden. Luxemburg-Stadt hat zudem einen zusätzlichen Lehrerbedarf von rund 100 Personen angemeldet.
Differdingens grüne Bürgermeisterin Christiane Brassel-Rausch rechnet mit 1 500 bis 1 600 Kindern, die ab Montag in gemeindeeigenen Einrichtungen fremdbetreut würden; vor Corona seien es im Schnitt 1 300 gewesen. Die Südgemeinde hat zusätzliche ErzieherInnen aus dem Reservepool angefragt, mit ebenfalls benötigten Ersatzlehrern insgesamt 47 Posten. Laut Ministerium sollen genügend Vertretungskräfte vorhanden sein, so Syvicol-Präsident Eicher. Wer konkret einspringt; ob ein Student, eine Turnlehrerin oder eine Erzieherin die Übungsgruppe oder die Hausaufgabenhilfe nach der Schule betreut, entschied sich nach Redaktionsschluss: „Die müssen wir dann auch noch briefen“, sagt Brassel-Rausch. Noch etwas treibt die Gemeinden um: „Welchen Arbeitsvertrag geben wir den Ersatzkräften? Wir brauchen da Rechtssicherheit“, so Eicher.
Betreuung gesucht Verunsicherung ist im Gespräch mit den Schulverantwortlichen immer wieder zu spüren. Nicht nur sind zahlreiche gesetzliche Vorschriften durch den État de crise außer Kraft gesetzt; die Wiedereröffnungen ließen sich schlicht nicht bewerkstelligen, müsste jeder Raum ordnungsgemäß mit einem Kinderwaschbecken in regulärer Höhe ausgestattet sein. „Oberste Priorität bei der Wahl der Räume haben der Brandschutz und die Feuerwehrzufahrt sowie andere Sicherheitsaspekte“, sagt Emile Eicher.
Abstriche sind nicht nur beim Raumkomfort zu machen. Auch Unterricht und Betreuung werden mit dem Virus nicht mehr dieselben sein. „Unsere Maions relais arbeiten mit dem pädagogischen Konzept Welt-Atelier. Das werden wir in der Form aussetzen müssen“, bedauert Bürgermeisterin Brassel-Rausch. Der vom Kölner Pädagogikprofessor Gerd Schäfer entwickelte Ansatz setzt auf die Entdeckungslust, Spontanität und Kreativität von Kindern und organisiert Lernprozesse entlang von Funktions- und Themenräumen. Auch beim sogenannten Stationenlernen, wo Kinder von einem Tisch zum nächsten gehen, oder bei Projektarbeiten werden Lehrer und Erzieher umdenken müssen. Laurent Biltgen sucht nach Alternativen: In seinem Zyklus vier entwickeln Kinder eigene Projekte und stellen sie vor. „Vielleicht nutzen wir die Plexiglasabtrennungen und schalten die anderen Kinder, die noch im Homeschooling sind, per Videokonferenz hinzu“, überlegt er laut. „Es ist völlig unbekanntes Terrain, auf das wir uns begeben“, so auch Spaus-Daleiden. „Wir können nicht erwarten, dass wir direkt zum Regelunterricht zurückkehren.“ Realistischer findet sie, dass „wir in den ersten Tagen erstmal zusammenkommen und das Miteinander wieder üben und lernen“. Eine Rückkehr zum normalen Unterricht bis zu den Sommerferien wird es nicht geben. „Das ist mit der Aufteilung in Lern- und Übungsgruppen nicht möglich“, sagt Laurent Biltgen.
Denn am Montag wird nicht jedes Kind wieder die Schule besuchen und die KameradInnen treffen: Kinder mit bestimmten Vorerkrankungen etwa oder mit Familienangehörigen, die zur Risikogruppe zählen, werden weiterhin zuhause beschult, um ja kein Risiko einzugehen. Wer dazu zählt und wer nicht, legt eine Liste des Gesundheitsministeriums fest. Leichtes Asthma und Diabetes etwa zählen bei Kindern nicht als schwere Vorerkrankungen und sind also kein Grund, sie vom Präsenzunterricht zu befreien. Auch psychische Störungen sind nicht erfasst.
Und die Inklusion? Überhaupt, eine Woche vor Schulbeginn, bleiben dringende Fragen insbesondere im Hinblick der Kinder mit spezifischen Bedürfnissen unbeantwortet. Zum einen passen viele der Sicherheitsmaßnahmen nicht auf sie: Wie einem Mädchen mit geistiger Behinderung erklären, dass sie die Maske unbedingt aufsetzen muss? Wie eine Maske sicher befestigen, wenn ein Kind an Spastiken leidet? Eine Frupstut nützt keinem Kind, das künstlich mit Magensonde ernährt werden muss, und so weiter und so fort. Zudem bleiben die meisten während der Fahrt im Schulbus unbeaufsichtigt, wie Eltern und Erzieher seit vielen Jahren bemängeln. Dass andere Schutzkonzepte nötig sind, hat Meisch zugegeben; Sonderpädagoginnen und Erzieher verlangen praktikable Lösungen. Gerade diese Kinder müssten psychologisch und pädagogisch vorsichtig auf die Rentrée vorbereitet werden, schreibt die Elternvereinigung Zesummen fir Inklusioun (Zefi). Was geschieht mit den Kindern, die vor Corona in Regelschulklassen unterrichtet wurden?
Selbst bei hochbegabten autistischen Kindern ist unklar, wie sie begleitet werden, obscon der Leiter der Abteilung Sonderpädagogik im Erziehungsministerium, Laurent Dura, und auch der Minister mehrfach beteuert haben, die spezialisierten Betreuungsteams würden ihre Arbeit wieder aufnehmen: Während des Lockdown waren die Helfer, die Kinder beim Lernen im Regelschulunterricht unterstützt hatten, ausgefallen. „Die Assistance en classe war plötzlich verschwunden und hat sich kein einziges Mal nach dem Wohlbefinden meines Sohnes erkundigt“, erzählt eine Mutter, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will.
Der Berufsverband der Sonderpädagogen und Erzieher für Kinder mit spezifischem Förderbedarf (SPEBS) zählt in einem offenen Brief acht „Widersprüche“ und „Inkohärenzen“ in Meischs Argumenation rund um die Schuleröffnungen auf, etwa dass in den Kompetenzklassen im Gegensatz zur Regelschule kein Splitting erfolge, dass in den Regelschulklassen der Sportunterricht wegfällt und Spielplätze eigentlich nach wie vor geschlossen sind, das Personal der Kompetenzzentren aber für mit seinen Schülern gezielt Spielplätze aufsuchen soll. Während Lehrer der Regelschule feste Klassen haben, würden Klassen der Kompetenzzentren an einigen Tagen von Lehrern unterrichtet, „die an anderen Tagen im ambulanten Bereich an diversen Regelschulen“ eingesetzt würden. In den Regelschulen gilt eine neue Präsenzzeit von 25 Stunden für das erzieherische Personal, das bedeutet bei gesplitteten Klassen je 12,5 Stunden sowie eine obligatorische Schülerpräsenz von 25 Prozent der normalen Unterrichtszeit, wie Meisch auf seiner Pressekonferenz am 5. Mai erläuterte. Bei den Schülern der Kompetenzklassen dagegen gilt eine Präsenzzeit von hundert Prozent, obwohl für sie ein Lehrangebot unter Corona-Bedingungen zu organisieren erheblich schwieriger sei, so das SPEBS. Kein Wunder, dass Eltern von Kindern mit spezifischen Bedürfnissen sich vom Minister allein gelassen fühlen.
Es ist dem unermüdlichen Engagement vieler LehrerInnen und Direktionen zu verdanken, dass die große Empörung gleichwohl ausgeblieben ist. Durch das Online-Homeschooling habe sich die Kommunikation mit der Schule teilweise sogar verbessert, erzählen Eltern. Selbst bei Kindern, die zuhause keinen Computer hatten, wurden Lösungen gefunden. Für die Kommunikation des Ministeriums rund um die Vorbereitungen der Grundschulen auf die Wiedereröffnung scheint das insgesamt positive Fazit indes weniger zu gelten. Meischs wiederholte Beteuerungen, er habe „nogelauschtert“, verursacht bei den Gewerkschaften nur bittere Lacher. Sie seien informiert worden, aber nicht einbezogen. Ähnlich sieht das die nationale Elternvertretung. In Meischs Heimatgemeinde, Differdingen, heißt es, „die Kommunikation ist verbesserungsbedürftig“. Andererseits wird die „große Kollegialität“ und „Solidarität“ gelobt. Abstimmungen, die früher schwierig und mitunter konfliktreich waren, etwa zwischenKompetenzen von Maison relais und Schule, würden nun viel besser funktionieren.
Schulen sind keine Bankfilialen Vielleicht sind der Manager-Blick des Ministers und sein Aktivismus Grund dafür, warum es bei den Grundschulen klemmt. Den einen Masterplan für die Rückkehr zum Präsenzunterricht kann es kaum geben: Die Grundschulen sind je nach Größe, Region (Stadt oder Land) und pädagogischem Konzept sehr unterschiedlich. Dorfschulen wie in Consdorf haben nicht viel Platz und Personal und daher weniger Ausweichmöglichkeiten. Einige Gemeinden nutzen ihr örtliches Kulturzentrum mit. Auch die Schülerprofile variieren: Die Mehrsprachigkeit, Markenzeichen des Luxemburger Schulsystems, ist in einer Krise wie der Corona-Pandemie eine nicht zu unterschätzende zusätzliche Herausforderung. Das Ministerium hat Broschüren, Schilder, Fragebögen in vier Sprachen, Französisch, Deutsch, Englisch und Portugiesisch, übersetzt. Doch wer sich umhört, stellt fest: Längst nicht jede/n haben die Botschaften erreicht.
Für die sanitären Schutzmaßnahmen nimmt die Regierung viel Geld in die Hand. Allein für die Wiedereröffnung der Lyzeen wurden die Zusatzausgaben für Maßnahmen wie Masken, Gel und Plexiglaswänden auf rund vier Millionen Euro geschätzt; in den Grundschulen kommen deutlich erhöhte Kosten für das zusätzliche Personal hinzu. Auf Dauer wird sich nicht nur die Frage stellen, ob Schule unter solch großem Aufwand möglich ist, sondern ob das alles überhaupt bezahlbar ist. Der Minister hat auf jeder Pressekonferenz stets darauf gepocht, das Schuljahr ordentlich abzuschließen, um im September eine „normale“ Rentrée“ zu haben. „Das hoffen wir alle“, sagt Lehrerin Spaus-Daleiden nachdenklich. Wenn keine zweite Erkrankungswelle kommt.