Das Zustandekommen des geplatzten Cargolux-Qatar Airways-Deals sollte im Rahmen eines detaillierten Berichts noch einmal aufgerollt und genau erklärt werden. So oder ähnlich lautete der Auftrag, der im Dezember 2012 mittels einer parlamentarischen Motion an die Adresse unserer Regierung ging. Letztere – nicht faul, oder etwa doch? – beauftragte die in Stadt, Land und Ausland bekannte Beratungsfirma Pricewaterhousecoopers mit der Ausarbeitung des gewünschten Gutachtens. Es wurde erstellt zwischen Januar 2013 und Mai 2013, ist 23 Seiten lang und enthält unter anderem das Ergebnis von 24 Personenbefragungen. Der Spaß, der leider keiner ist, kostete ungefähr 200 000 Euro, das macht 8 700 Euro pro Seite. Gut angelegtes Geld, wie es scheint, zumindest für die Regierung. Wem das jetzt zu teuer erscheint, dem sei gesagt, dass laut Bundesfinanzministerium die deutsche Bundesregierung 2012 ungefähr 50 Millionen Euro für externe Beratungen ausgegeben hat.
Zurück ins Ländchen: Wenigstens drei Fehler, so genannte „unforced errors”, sind erkennbar. Zuerst die Tatsache, dass es der Legislative zwar gelungen war, die Exekutive in Erklärungsnot zu bringen, allerdings ohne zufriedenstellende Klärung der Frage, wer das Gutachten erstellen sollte (beziehungsweise wer nicht) und welchen Anforderungen es gerecht werden sollte. Nachher weinen gilt nicht, Freunde. Kritikwürdig seitens der Regierung – das ist eine grobe Untertreibung – ist das Ergebnis des Auswahlverfahrens des Gutachters, wenn es denn ein solches überhaupt gegeben hat. Schließlich hätte auch PwC besser daran getan, diesen Kelch an sich vorbeigehen zu lassen, befanden sie sich doch relativ nahe am Geschehen. „Embedded” heißt das auf neudeutsch. Im Nachhinein hat sich das Ganze als eine Lösung mit Beigeschmack entpuppt. Wir scheinen wirklich in einer Zeit zu leben, wo es auf ein bisschen „G’schmäckle” mehr oder weniger gar nicht mehr ankommt.
Wofür braucht man Gutachten? Um gewisse Tatbestände, Fakten, Entwicklungen darzustellen mit dem Ziel, Schlussfolgerungen daraus ziehen zu können, ein Geschehen besser beurteilen zu können. Das Ergebnis hängt eng von der Qualität des Lastenheftes, also der Vorgaben, ab. In diesem Fall waren die Vertragspartner nicht per se schlecht, sondern der Umstand, dass sie zusammengefunden haben.
Wir sollten uns allerdings nicht übermäßig aufregen. Ein bisschen „Gutachter-Klüngel“ ist nichts Neues. Schon gar nicht im kleinen Luxemburg, wo immer noch (fast) jeder jeden kennt – wieviel zusätzliche Einwohner brauchen wir eigentlich noch, um das zu ändern? –, wo das Angebot an guten Beratern anscheinend so klein ist, dass man diesmal gar nicht anders konnte. Außerdem muss inzwischen so vieles begutachtet werden, dass es immer schwieriger wird, die von einem ethisch-deontologischen Standpunkt her notwendige Distanz zwischen Auftraggeber und -erfüller zu wahren.
Gutacher müsste man sein, zu Diensten der öffentlichen Hand. Themen gibt es wie Sand am Meer: Warum sind die sektoriellen Leitpläne noch nicht spruchreif? Weshalb kommt die grenzüberschreitende wirtschaftliche Zusammenarbeit nicht aus den Startlöchern? Wieso interessieren sich nur wenig Ausländer für unser Wahlgeschehen? Aus welchem Grund dauern öffentliche Bauvorhaben so lange? Wo kommt die Politik(er)verdrossenheit her? Warum nimmt sie gerade in letzter Zeit so stark zu? Alles tolle Themen für schöne Gutachten. Aber müssen Gutachten immer schön sein?