„Europas Industrieanlagen sind zerstört, sein Wirtschaftsleben zerfällt. Riesige Schulden belasten die Völker. (...) Trotz aller Bestrebungen (...) fehlt es an einer zwischenstaatlichen Organisation, die imstande wäre, Ruhe und Ordnung sicherzustellen. (...) Die Völker Europas haben die dringende Pflicht, einen wirtschaftlichen und sozialen Bund zu schaffen, um Sicherheit und sozialen Fortschritt zu gewährleisten.“
Es ist notwendig, „dass die Völker Europas nunmehr einen gewissen Teil ihrer Hoheitsrechte übertragen und untereinander verschmelzen, um so wirtschaft-lich und politisch in gleicher Entwicklung ihrer gemeinsamen Hilfsquellen vorwärtszuschreiten.“
„Die Schaffung eines Geeinten Europas ist Grundbedingung für die Schaffung einer geeinten Welt.“
„Europa sieht sich heute einer gewaltigen Krise gegenüber – aber auch gewal-tigen Möglichkeiten. (...) Unter modernen Wirtschaftsbedingungen kann Europa den Lebensstandard, auf den es Anspruch hat, nur erreichen, wenn seine natürlichen und industriellen Hilfsquellen im Rahmen einer kontinen-talen Gesamtplanung ausgebaut werden. Aber ein Fortschritt in diese Richtung kann nur erzielt werden, wenn er Hand in Hand geht mit einer immer
engeren politischen Verbindung, Europa muss zur Einheit werden. (...) Jeder Versuch, das Wirtschaftsleben Europas auf Grundlage streng getrennter und national eingestellter Einzelmächte aufzubauen, ist zum Scheitern verurteilt.“
„Das Gleichgewicht des Staatshaushaltes – die Grundbedingung für eine stabile Währung in jedem Lande – ist wiederherzustellen und mit allen gebotenen Mitteln, einschließlich finanzpolitischer Maßnahmen, sind Preise und Löhne nach Möglichkeit einander anzugleichen. (...) Zwecks Ausbau der Schlüsselindustrien (ist) auf dem gesamten Gebiet ein koordinierter Plan (zu) entwerfen und durch(zu)führen.“
„Die Bewegungsfreiheit der Arbeiterschaft (ist) soweit wie nur irgend möglich (zu) erhöhen; dabei (sind) einwandernden Arbeitern die gleichen Löhne, die gleiche soziale Sicherheit und die gleichen Arbeits- und Lebensbedingungen wie den einheimischen Arbeitern (zu) sichern. (...) Alle Menschen (sollen sich) besserer Lebensbedingungen erfreuen, auf materiellem wie auf kulturellem Gebiet. Und das ist ja das letzte und einzige Ziel jeder Wirtschaftstätigkeit. Sind erst einmal die Verhältnisse auf diese Art verbessert und haben die klein-lichen Rivalitäten des Staatsnationalismus aufgehört, dann können wir voll Hoffnung einer einträchtigen Gemeinschaft in Europa entgegensehen.“
„Europa ist bedroht, Europa ist gespalten, und seine größte Gefahr ist diese Spaltung. (...) Für sich allein kann keines unserer Länder hoffen, seine Unabh-ängigkeit ernstlich zu verteidigen. Für sich allein kann keines unserer Länder die Wirtschaftsprobleme unserer Zeit lösen. (...) Die Stunde ist gekommen, da wir Maßnahmen ergreifen müssen, die der Gefahr gewachsen sind.“
„Die schönste Errungenschaft Europas ist seine Menschenwürde, seine wahre Kraft heißt Freiheit. Diese beiden Güter sind der Einsatz in unserem Kampf.“
Was für Feststellungen, was für ein Programm, was für weitgreifende Forderungen und Vorschläge! Ehe ich es vergesse: Diese Sätze stammen aus den Resolutionen des Haager Kongresses von 1948. Ja, von 1948! Sie wurden vor ein paar Wochen von der Europa-Union Saar wiederveröffentlicht. Nicht zum ersten und hoffentlich nicht zum letzten Mal. „Nihil novi sub sole“ hieß es damals in der Schule. Dem ist nichts hinzuzufügen.