Der Direktor der Natur- und Forstverwaltung, Frank Wolter, zeigt auf ein Gatter hinter dem eine 200-jährige Eiche steht. An deren Fuß sprießt feingliedrig junges Gehölz. Man hofft, durch solche Zäune den Eichenbestand zu fördern, „aber wir können den Wald nicht mehrfach abzäunen“. Der Drahtzaun soll die Bäume vor Rehen schützen; „junge Eichen werden von den Tieren weggeknabbert, sie haben kaum noch Gelegenheit, hochzuwachsen“. Wir befinden uns in einem Laubwald bei Beckerich, laufen ein paar Schritte und stoßen auf neuangepflanzte Eschen, deren Rinde bereits von Rehen zerfurcht und zerbissen wurde. Zudem setzt das Eschetriebsterben dieser Baumart zu. Förster Thierry Hollerich zeigt auf abgestorbenes, orange-braun verfärbtes Rindengewebe und Rindennekrosen, das die Krankheit ausweist. An seiner Seite wühlt Lea im Waldboden, ein über LuxBazar vermittelter Australian Sheperd. Frank Wolter kommentiert: „Der Klimawandel verstärkt diese Pandemieeffekte.“
In ein paar Dekaden wird der hiesige Wald sein Gesicht verändert haben. Wie genau, das weiß niemand. Verschwinden wird jedoch die Fichte, da sind sich Forstwissenschaftlerinnen sicher. Es ist ein aus dem Norden stammender flachwurzelnder Baum, der Dürreperioden nicht überleben kann. Der Kopf der Forstverwaltung ist nicht gänzlich pessimistisch, Bäume seien anpassungsfähig und genetisch robust, „wir hoffen deshalb, dass Bäume wie Buchen und Eichen den Wandel überstehen“. Diesen Prozess sollen Mischwaldkulturen unterstützen, „falls eine Art verschwindet oder krank wird, kann eine andere sich ausbreiten“. Doch auch den Buchen geht es laut dem Waldzustandbericht, der im Herbst 2022 veröffentlicht wurde, nicht gut. Etwas weniger als vier Prozent aller Buchen seien noch vital. Dass Buchen am Absterben sind, erkennt man im Sommer an einem löchrigen Blätterwerk und kahlen Ästen. Zudem zeigen Blattverfärbungen an, dass der Stoffwechsel nachlässt: In den Trockenperioden der letzten Jahre verdunstete mehr Wasser über die Blätter, als über die Wurzeln nachkam – die Bäume verhungerten. Für Teile des Gréngewald ist das ein gravierendes Problem, denn hier sind mancherorts um die 95 Prozent Buchen.
„Wie der Wald von Privatbesitzern derzeit wahrgenommen und bewertet wird, hängt noch immer mit seiner forstwirtschaftlichen Rentabilität zusammen“, moniert Frank Wolter. Aber er biete viel mehr: Er filtert Regenwasser zu Trinkwasser und ihm kommt eine wichtige Rolle beim Schutz der Artenvielfalt zu. Wir laufen an einer mit weißem Dreieck markierten Eiche vorbei. Das Zeichen soll verhindern, dass der Baum gefällt wird. Ein Kriterium für seine Auszeichnung ist ein von einem Specht sauber hineingestochener Eingang unter der morschen Krone: Die Eiche ist zu einem Hotel für tierische Waldbewohner mutiert; vor allem Fledermäuse mögen den dunklen Innenraum. Früher war es üblich, dass jeder abgestorbene Baum sofort abgetragen wurde, heute lässt die Forstverwaltung Bäume zumeist liegen, sie zersetzen sich, werden zu reichhaltigem Humus. „Der Wald ist ein sensibles Zusammenspiel von unterschiedlichen Gegebenheiten: So können Lichtungen das Wachstum von Arten wie Kiefern begünstigen, während wiederum zu viel Sonnenlicht nicht förderlich ist, da es den Wald im Sommer zu stark erhitzt“, erklärt Frank Wolter. Die Verwaltung kümmert sich um 2 000 Hektar Naturbësch von circa 45 000 Hektar insgesamt. 45 000 Hektar – das ist der Anteil an öffentlichem Waldbesitz, in Luxemburg ist zusàtzlich der gleiche Anteil in privater Hand. Auf Buchen, Eichen und – bisher noch – Fichten stößt man im Großherzogtum am häufigsten. Etwas mehr als ein Drittel des Landes besteht aus Waldflächen.
Früher war der Wald in einem noch schlechteren Zustand. Der promovierte Agrarwissenschaftler Frank Wolter führt in einem Artikel aus, der 2015 anlässlich des 175-Jährigen Bestehens der ANF publiziert wurde, dass Holz bis Ende des 19. Jahrhunderts die Hauptenergiequelle war. Deshalb war die Anbaurotation beschleunigt, kaum ein Baum lebte länger als 25 Jahre - zu kostbar war Holzkohle. Zudem waren bis nach dem ersten Weltkrieg Rodungen in Luxemburgs Wäldern erlaubt. Andere Gründe für desolate Waldbestände waren bürokratischer Natur: Förster bedurften um die Jahrhundertwende keiner Ausbildung und eine hohe Gemeindeautonomie führte dazu, dass der ein oder andere Bürgermeister Waldparzellen herunterwirtschaftete.
Immer häufiger organisieren Primarschullehrer Ausflüge in den Wald. Es werden dann Fang- und Versteckspiele sowie Pflanzenbestimmungen unternommen, gelegentlich werden sie von einem Förster begleitet, der ihnen Aufgaben wie den Bau eines Insektenhotels gibt. „Man stellt fest, dass es den Kindern Freude bereitet mit Hammer und Säge zu werkeln. Die feinmotorische Begabung ist dabei sehr unterschiedlich ausgeprägt“, sagt Thierry Hollerich. Mittlerweile betreibt die ANF fünf Naturzentren wie in Burfelt und Remerschen. Im Winter war Heizenergie besonders teuer, waren vielleicht außer Schulklassen auch Holzklau-Banden unterwegs? Beide verneinen, „eis sinn elo nach keng Fäll vun Holzklau an der Energiekris opgefall“. Vor fünfzehn Jahren war das anders; im Westen des Landes und den belgischen Ardennen waren illegale Holzhändler mit Containerlastwagen unterwegs. „Vermutet wird, dass das Holz an China weiterverkauft wurde, da zu dem Zeitpunkt dort Holz teuer war“, erläutert der Direktor der Forstverwaltung. Illegaler Holzeinschlag ist dennoch weltweit stark verbreitet. Interpol schätzt, dass etwa 30 Prozent des globalen Holzhandels illegalen Ursprungs ist. Alle zwei Sekunden wird eine Fußballfläche Wald illegal abgeholzt. Neben den Tropen und Russland ist in der EU Rumänien für den Raubbau bekannt.
Im Wellerbësch, ein Wald oberhalb des Campingplatzes in Ettelbrück, geht es auf 2,6 Kilometern ruhig zu. Das Vereinsmitglied des regionalen Tourismusbüros Lucas Thiltges hat mit dem Förster, Gemeinderat und Gleichgesinnten überlegt, wo sich ein „Waldbaden-Pfad“ anlegen ließe. Vor drei Jahren – in der Coronapandemie – weihte ihn der Tourismusminister Lex Delles (DP) in Mokassins ein. An diesem Freitagnachmittag laufen wir über wattweiches, nahezu giftgrün schimmerndes Moos. Man solle darauf achten, was man höre, rieche, sehe, spüre, so steht es an verschiedenen Tafeln am Wegrand empfohlen. „Aber ich bin kein Instruktor fürs Waldbaden, der Weg soll nur ein Impuls geben, um sich intensiver auf den Wald einzulassen“, sagt der dreißigjährige Lucas.
Shinrin-Yoku, japanisch für „Baden im Wald“, ist ein Begriff des japanischen Forstministeriums aus dem Jahre 1982. Shinrin-Yoku heißt mit allen Sinnen in die Stille des Waldes einzutauchen. Wissenschaftliche Grundlagen, um den Trend zu unterstützen, liefert vor allem Quing Li von der Nippon Medical School in Tokio. Seine kontrollgruppengestützte Studien lieferten Hinweise, dass Herz-Kreislauf-Funktionen und das Immunsystem der Waldbadenden unterstützt werden. Vermutet wird, dass die therapeutische Wirkung auf Terpenen beruht, die in ätherischen Ölen enthalten sind und die aus Rinden und Blättern ausdünsten und die Waldspaziergängerinnen über die Haut und Atmung aufnehmen. Sie beruhigen den Sympathikus, also den Teil des vegetativen Nervensystems, der das Gefühl des Gestresst-Seins auslöst.
Das Interesse an der Immersionspraxis begann, als Lucas Thiltges ein Radiointerview mit Eric Brisbare hörte. Der ausgebildete Ingenieur, Eric Brisbare, ist Bergführer, Sylvotherapeut und Pwc-Mitarbeiter in Luxemburg. Er hatte Auftritte in sämtlichen frankophonen Medien. Spricht dann darüber, dass man wieder barfuß durch Wälder gehen sollte, „on a perdu l’habitude d’avoir cette sensation“. 2016 schreibt L‘Essentiel: „Um dem Druck zu entfliehen, der seine beruflichen Aufgaben begleitet, hat der Franzose beschlossen, den Planeten zu erkunden.“ Er war auf dem Mont-Blanc, Anapurna und Bergen der Anden. Im gleichen Jahr wird ein Youtube-Video mit ihm veröffentlicht, in dem er sich beschwert, dass „wir“ heute „ständig vor dem Smartphone“ sitzen, man habe vergessen sich mit der „Natur und sich selbst zu verbinden“. Nach dem Radiobeitrag schreibt sich Lucas Thiltges in ein Waldbaden-Kurs mit Eric Brisbare in den Vogesen ein. „Wir übten mit unseren Sinnen den Wald zu erspüren und tauschten uns darüber in der Gruppe aus“. Der Franzose half ihm später, den Weg in Ettelbrück zu konzipieren.
Es nieselt, riecht gut und der Wald liegt geschützt vor dem Lärm der Nordstraße Richtung Feulen. Wir laufen an einem Baum vorbei, der einen schnurgeraden Riss in seiner Borke aufweist. „Der wurde vom Blitz getroffen“, kommentiert Lucas Thiltges. Ob ich wüsste, wie man einen Baum umbringt? „Man muss die Rinde in seiner Umrundung konsequent beschädigen“, erklärt er. Wenn er daran denke, dass die Laub- und Nadelwälder durch die Erderwärmung schwinden könnten, bekomme er Bauchschmerzen. Der CFL-Schaffner Lucas Thiltges teilt die pessimistische Gesellschaftsanalyse von Brisbare: „Wann ech moies op der Stater Gare Kaffi drénken, a gesi wéi do een iwwer deen aner mam Smartphone an der Hand spréngt, da froen ech mech heiansdo, wat dat soll.“ Das Gefühl, das einen durchströme, nachdem man ein paar Stunden draußen unterwegs war, sei unvergleichlich, urteilt der Vielwanderer, der unterwegs auch mal in seinem VW California übernachtet. Wenn er in den vergangenen Monaten in seiner freien Zeit nicht wandern war, hat er am „Literaturwee“ mitgearbeitet, einem 5,3 Kilometer langen Rundweg in Ettelbrück, an dem Tafeln mit Texten von 18 Luxemburger Autoren aufgestellt sind und der vor zwei Wochen fertiggestellt wurde.
„Gewalt, Gewalt!“, schreit im Wald in der Nähe von Wahl ein Motorsägen-Instruktur einer Frau zu. Er will sie motivieren, mit mehr Kraft auf einen Keil einzuschlagen. Im Motorsägenkurs, organisiert vom Verein Lëtzebuerger Privatbësch, lernt man kontrolliert Bäume umzuhauen und für den Holzhandel zuzubereiten, sowie heikle Sägetechniken zu beherrschen, wie den Stechschnitt, bei dem die Schienenspitze im Umlenkbereich der Kette sägt. Wer die Motorsäge zu lapidar hält, dem kann sie durch den Kick-Back-Effekt nach oben an den Kopf geschleudert werden. „Meine Eltern haben Wald bei Vianden, heute ist mein Vater zu alt, um Waldarbeiten nachzugehen, da er mich aber nie an eine Motorsäge ranließ, besuche ich heute diesen Kurs“, erläutert die Frau ihre Entscheidung zur Teilnahme. Fast 82 Prozent des Waldes ist im Ösling in privater Hand. Die meisten sind allerdings Kleinstwaldbesitzer – im Durschnitt bewirtschaften die insgesamt 14 000 Privatbesitzer jeweils 3,5 Hektar. Gemunkelt wird, dass Personen aus dem Vorstand des Vereins Lëtzebuerger Privatbësch einen überdurchschnittlich großen Waldbesitz aufweisen. Präsident ist derzeit Hubert de Schorlemer, ein Landwirt aus dem Osten des Landes; der Noch-Bürgermeister aus Lintgen, Henri Wurth, ist deren Generalsekretär.
Ein älterer Herr aus dem Minett, der ebenfalls am Kurs teilnimmt, hat vor kurzem zwei Hektar geerbt. Über Geoportail hat er die Parzellen ermitteln können. Nur ein jüngerer Kursteilnehmer bewirtschaftet keinen eigenen Wald: „Ich helfe einem Freund beim Fällen in Parzellen bei Grevels und Vichten“. Alle sind sich einig, dass mit diesen Waldgrößen ein finanzielles Nullsummenspiel – wenn überhaupt – einhergeht. „Wir machen das aus Liebe zum Wald“, behauptet die Frau aus Vianden. Und erzählt von der Fähigkeit der Bäume miteinander zu kommunizieren, zeichnet sie als soziale Wesen, die sinnliche Eindrücke entschlüsseln. Dabei scheint die Lektüre von Peter Wohlleben herauszustechen. Der Förster aus der Eifel veränderte mit seinen Weltbestsellern den Blick auf den Wald: Er schreibt über alte Buchen, die sich wie Mütter um ihren Nachwuchs kümmern. Bäume hätten einen Geschmackssinn und könnten Durstschreie ausstoßen. Unter Wissenschaftlern bleibt diese Art der Vermenschlichung umstritten.
Der Forstingenieur Winfried vom Loë, der den Verein Lëtzebuerger Privatbësch als Hauptberater leitet, meint ebenfalls „keiner lebt in Luxemburg von Waldbesitz“. Der Geldwert des Holzes nehme jedoch zu. Aus seinem Ende April veröffentlichten Jahresbericht geht hervor, dass die Rechnungen kompliziert sind: So haben beispielsweise seit 2021 die Holzpreise für durch Borkenkäfer beschädigte Stämme angezogen. 84 Prozent des verkauften Holzvolumens umfasst sogenanntes Kalamitätsholz. Zugleich ist seit dem Ukrainekrieg und der unmittelbar reduzierten Aktivität in der Bauindustrie, der Einschnitt in den Sägewerken gebremst worden, weshalb die Preise für Schnittholz von Nadelbäumen fielen. Beim Stammholz aus Laubbäumen sind allerdings steigende Preise zu beobachten, insbesondere Eichen erzielen finanzielle Höchstwerte.
Der Markt wird derzeit von belgischen Holzhändlern dominiert, die über den Hafen von Antwerpen nach Fernost weiterverkaufen. Vor allem in China ist die Nachfrage groß – nach Qualitätsholz aus Eichen und Buchen, aber auch vermoderte Fichtenbestände nehmen sie ab. Genaue Statistiken und Zahlen sind nicht aufzufinden und das Endziel des Holzes wird auf diesem freien Markt nicht reguliert,– wer am meisten bietet, bekommt den Zuschlag. Die drei Sägewerke aus Luxemburg kaufen ihr Holz ohne Zwischenhändler direkt beim Waldbesitzer. Zumindest für einige luxemburgische Holzhändler muss sich das Geschäft in der Mitte des 20. Jahrhunderts gelohnt haben. Aus dem Archiv der ANF ist zu vernehmen, wie sich der Förster Gaston Fohl an diese Zeit erinnert: „Ech hu fréier d’Planzen an der Mall vu mengem Auto gefouert. Dofir sinn ech da rosen ginn, wann Holzhändler wéi de Lorenz mat engem décke Mercedes bei mech koumen a sote se géifen deen a 4 Joer vun de Steieren ofsetzen.“
Unter den Kleinstprivatwald-Besitzern sind darüber hinaus einige unmotivierte Erben zu finden, die wenig Zeit haben, um ihren Wald zu bewirtschaften. Sie können ohne Eingriff Altholzinseln deklarieren, – die werden großzügig von der Naturverwaltung bezuschusst: mit 600 Euro pro Hektar im Jahr, für Natura2000-Zonen gibt es einen zusätzlichen Bonus. Altholzinseln sind Flächen mit einer Dichte von 30 Bäumen pro Hektar. Die Bäume müssen noch stehen, ob sie bereits abgestorben sind oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Daneben werden Prämien ausgeschüttet für Habitatbäume, also Bäume, die in erster Linie Lebensraum für andere Lebewesen bieten, und Mischwald-Bepflanzungen.
Um seine Mitglieder auf die neuen Umweltmaßnahmen einzustimmen, schreibt das Leitungspersonal in seinen Mitteilungen des Lëtzebuerger Privatbësch Sätze wie: „Man kann sagen, je wilder der Wald, desto gesünder ist dieser. Wir müssen von der Einstellung wegkommen, dass unsere Wälder schön sauber, also wie in unserem Wohnzimmer auszusehen haben. Der Wald ist Natur, und diese ist in den seltensten Fällen aufgeräumt und ordentlich.“ Zudem beschäftigt sich der Verein, in einem Vortrag mit Bertrand Charles, mit Fragen wie sie Lucas Thiltges und Eric Brisbare antreiben: Ob unsere Gesellschaft zu schnelllebig geworden ist und ob sie von der „Natur“ entkoppelt ist? Der Journalist Bertrand Charles, der sich auf LinkedIn als „Agitateur de conscience écosystémique“ bezeichnet, empfiehlt, allein in den Wald zu gehen, bestenfalls 24 Stunden, um ihn mit seinen Sinnen wiederzuentdecken. Dabei solle man sich trauen, „sich zu verlieren“. Er schlug vor, sich vermehrt wieder nachts im Wald aufzuhalten, die Nacht „mache den Unterschied“.
Als elektrische Leitungen noch nicht existierten oder spärlich gesät waren, löste vor allem das nächtliche Antlitz des Waldes Angst aus. Der Sagenschatz von Nicolas Gredt erzählt von diesen Zeiten. Über die Schankegriecht, eine bewaldete Schlucht zwischen Grosbous, Schandel und Reimberg wird berichtet, hier ziehe jeden Abend das Schankemännchen umher. Hundegebell und höllisches Geheul würde ihn umgeben, gelegentlich auch ein Pferdeskelett. Heute preist die nationale Tourismusagentur die „sagenhafte Schankegriecht“ als „Highlight“ einer Rundwanderung an. Viele Ansprüche werden an den Wald gestellt: Er soll „sagenhaft“ sein und als Ort der Erholung dienen; er soll Bau- und Brennholz liefern; CO2 binden und einen Lebensraum für Nachtigallen, Feuersalamander und Eichhörnchen bieten sowie als Trinkwasser-Filteranlage fungieren. Seit 2011 soll er überdies als letzte Ruhestätte Trost spenden. Mittlerweile wurden in Luxemburg 25 Waldfriedhöfe eingerichtet.
Um all Umdiese Bedürfnisse zu regeln, hat die frühere grüne Umweltministerin Carole Dieschbourg das 400 Jahre alte Forstregelwerk überarbeiten lassen und in ein regelrechtes Waldgesetz transferiert. 2018 wurde eine erste Version vorgelegt, die das Biotop Wald besser schützen soll – und klar regelt welche Prämien den Privatbesitzern zugute kommen können. Erstmals formell festgehalten werden Zugangsrechte – grundsätzlich sind Waldgebiete für jeden Bürger betretbar – allerdings wird ein verantwortliches Verhalten erwartet. Verboten sind fortan Viehhaltung im Wald sowie die Anwendung von Pestiziden. Rechtsfragen im Falle eines Unfalls sind nun ebenfalls klarer geregelt. Gerungen wurde zwischen Privatwaldbesitzern, politischer Opposition und Naturverwaltung vor allem um genehmigungs- und meldepflichtige Eingriffe. Dass die Privatbesitzer Angst um ihre Autonomie haben, wurde noch zu Beginn dieses Jahres deutlich, als sich Winfried von Loë gegenüber dem Wort beschwerte: „Wir regeln uns tot, die Naturverwaltung kann nicht alles kontrollieren, – außer die Förster werden zu Waldpolizisten“. Die meisten Unstimmigkeiten seien nun geklärt, heißt es aus informierten Kreisen, und das Gesetz wird bald im Parlament zur Abstimmung landen.