Dass ADR-Fraktionschef Fred Keup sich im Parlament in Widersprüchen verstrickt, kommt vor. Am Dienstag in der von ihm beantragten Aktuellen Stunde zur „Diminution du nombre de personnes parlant le luxembourgeois“ machte er sich durchaus lächerlich.
Kurz nachdem er begonnen hatte, über die „Erosion“ des Luxemburgischen zu referieren, die er einer Statec-Analyse zu den Ergebnissen der Volkszählung 2021 entnommen haben will, erlag er der Versuchung, sich selber zu zitieren und erwähnte das von ihm mit Tom Weidig verfasste Buch. „Op Däitsch!“, bemerkte die DP-Abgeordnete Corinne Cahen spitz, nach ihr Georges Engel von der LSAP, dann Meris Sehovic von den Grünen. Denn tatsächlich ist an Mir gi Lëtzebuerg net op! nur der Titel Luxemburgisch. Keup drohte: „Déi, déi gelaacht hunn, déi dräi, véier, dat seet vill iwwer si aus. Alleguerten déi, déi hei nokucken, déi kënnen dat kucken.“
In Wirklichkeit sagte die Episode vor allem etwas über Fred Keup aus. Er ist nicht der charismatische Kopf der Luxemburger Neuen Rechten. Er kommt sich unterschätzt vor. „Schreift Dir mol Bicher, an da kucke mir weider!“, meinte er gekränkt. Ob das all jene, die die Sitzung im Streaming verfolgten, interessierte, ist die Frage. Vielleicht wollten sie mehr davon hören, wie „trotz des enormen Bevölkerungswachstums“ die „Zahl der Luxemburgisch Sprechenden um 30 000 abgenommen“ habe. Eigentlich wäre Fred Keup als studierter Geograf gut gestellt, um zu zeigen, wie Sprachen über Land miteinander konkurrieren und wie dabei das Luxemburgische unterliegt.
Doch das gibt die im Dezember erschienene Publikation „Une diversité linguistique en forte hausse“ von Statec und Uni Luxemburg nicht her. Sie fasst zum einen zusammen, welcher Teil der Bevölkerung Luxemburgisch als „Hauptsprache“ nutzt: Er nahm zwischen 2011 und 2021 von 265 731 auf 275 361 zu, anteilig an der stark gewachsenen Bevölkerung nahm er ab. Ebenfalls rückläufig, von 323 000 auf 292 000, war die Zahl derer, die Luxemburgisch „üblicherweise“ daheim oder auf der Arbeit benutzen. Doch das bedeutet nicht, dass weniger Menschen als früher Luxemburgisch beherrschen. Vor diesem Schluss warnt die Publikation auf Seite 10 ausdrücklich.
Weil das so offensichtlich ist und sich genug Beispiele anführen lassen, dass der Gebrauch des Luxemburgischen wächst – von den sozialen Medien über ausgebuchte Sprachkurse bis hin zur wachsenden Zahl von Büchern und Filmen auf Luxemburgisch –, konnten die anderen Fraktionen und Sensibilitäten mit wenig Mühe und gut verständlich zeigen, wie absurd Fred Keups Behauptungen waren. Gegen Ende der Aktuellen Stunde wollte er sich noch einmal äußern, schaute auf den neben ihm sitzenden Fernand Kartheiser, der winkte ab. Keup gab nach, er hatte verloren.