The Unbearable Weight of Massive Talent begleitet den Weg des alternden und andauernd erfolglosen Schauspielers Nick Cage (Nicolas Cage). Der Ruhm seiner einstigen großen Filme ist längst verblasst und auch privat drohen die Beziehungen zu seiner Tochter Addy (Lily Sheen) und Ex-Frau Olivia (Sharon Horgan) endgültig zu scheitern. Als sein Agent Richard Fink (Neil Patrick Harris) ihm das Angebot unterbreitet, der Geburtstagsparty des reichen Playboys und großen Nicolas Cage-Fans Javi Gutierrez (Pedro Pascal) beizuwohnen, nimmt Cage nach anfänglichem Zögern dann doch an. Aber der lebensfrohe Fanatiker Gutierrez scheint nicht der zu sein, der er vorgibt, und alsbald soll Cage gemeinsam mit der CIA einen Ring aus Waffenhandel und Kindesentführung zerschlagen.
Der Filmtitel dürfte keinen Zweifel daran lassen – The Unbearable Weight of Massive Talent ist ein Werk von äußerst ungemeiner postmoderner Ironie. So wie die Moderne auf die Klassik reagierte, ihr Wissen um die Klassik durch kritische Reflexion und Revision ausstellte, so weiß die Postmoderne wiederum um die Moderne und um die Klassik – wir wissen, dass wir wissen. Postmoderne Ironie entsteht da, wo Selbstreflexivität, Selbstreferentialität und Autothematik sich selbst zum Zitat genügen. Ein Film, der ein äußerst vielschichtiges Geflecht aus Selbstreflexivität, Selbstreferentialität und Autothematik auf sich vereinen konnte, war John McTiernans The Last Action Hero (1993). Darin gab Arnold Schwarzenegger als fiktiver Action-Held Jack Slater eine Kulmination seiner vorherigen Rollen, insbesondere die des Terminators, die in der Beziehung zu dem jungen Filmkenner Danny (Austin O‘Brien) evident wird. Um einen Nicolas Cage Film der Neunzigerjahre zu bemühen: In The Rock (1996) gibt Sean Connery mit dem britischen Geheimdienstagenten John Patrick Mason eine gealterte Version seines James Bond-Charakters, ja spätestens, wenn er nahezu augenzwinkernd meint, er sei „retired, of course“ – dann wissen wir wer gemeint ist. Tatsächlich kursieren äußerst weitläufige Fantheorien, die Michael Bays The Rock als letzten James Bond-Film der Connery-Ära werten.
The Unbearable Weight of Massive Talent wirkt unter diesem Aspekt wie zeitversetztes Kino, weil die postmoderne Ironie selbst zum Bedeutungs- und Handlungszentrum des Films wird. Der Plot ist Aufhänger zum Durchlaufen einzelner Filmszenen des besonders Action-betonten Blockbuster-Kinos, das Cage mit Filmen wie Con Air oder Face/Off dominierte. Zeitversetzt, weil er rund zwanzig Jahre „zu spät“ erscheint. Den Schluss, den Regisseur Rom Gormicon mithin nahelegt, ist, dass sich Cages Filmerbe anders als bei den oben angeführten Beispielen nicht so sehr auf bestimmte Rollenbilder stützt, sondern vielmehr auf die eigene Persona, als Schauspieler mit dem Hang zum übergroßen Overacting. Dass sich die Gleichung zwischen Schauspieler und Filmfigur indes nicht gänzlich deckt, legt bereits die Vermarktung des Films nahe, wenn es etwa auf dem Filmplakat heißt „Nicolas Cage is Nick Cage“. Ferner stellt der Film dann doch Bezüge her, die das Publikum freilich nicht überstrapazieren darf und doch nicht aus dem Hinterkopf verbannen kann: Der kommerzielle Absturz des einstigen Stars des amerikanischen Mainstreamkinos, seine hohe Verschuldung oder noch seine besondere Vorliebe für die Schauspielkunst des deutschen Expressionismus der Zwanzigerjahre sind hinlänglich bekannt; so entsteht der besondere Reiz dieser etlichen Mises-en-abymes, die The Unbearable Weight of Massive Talent bemüht, in der nicht aufzulösenden Frage, was denn nun eigentlich stimmt? Eins jedenfalls ist gewiss: Man spürt das im Filmtitel anklingende Gewicht, die Masse dieses Schauspielers, durchweg. Es gibt zum einen diesen Nick Cage, der der Schauspieler Nicolas Cage ist, dann gibt es noch den von Nick imaginierten Nicky, die jüngere Version seiner selbst, eine Art Amalgam seiner großen Rollen der früheren Jahre, der mit Nick Zwiegespräche führt und an den Ruhm vergangener Tage anknüpfen will. Nicolas, Nick und Nicky – mehr Nicolas Cage und Mythenbildung geht nicht.