So hat unsere Kulturministerin sich ausgedrückt, als sie 2007 von einer Promotionsreise aus den Vereinigten Staaten von Amerika zurückkam. Natürlich könnte der Satz auch von unserem „Noch-Wirtschaftsminister” stammen, der ja nicht müde wurde –oder doch? –, den Standort Luxemburg in der Golfregion und in Asien zu vermarkten. Er könnte eventuell auch in einer Hochglanzbroschüre des Tourismusministeriums oder der Stadt Luxemburg stehen. Es geht diesen Akteuren letztlich darum, in dem globalen Dorf, das wir Großregion, Europa oder die Welt nennen, unseren Kleinstaat mit allem, was dazu gehört, zu positionieren. Produktplatzierung sagen die Marketingfachleute dazu.
Dann gibt es noch einen anderen Bereich, in dem die Floskel mittlerweile zum Alltag gehört – ich denke an unsere aufstrebende Universität und an die Forschung in Luxemburg. Internationaler als an unserer Uni geht’s ja nirgends zu… auch wenn deutsche native speaker bessere Karten zu haben scheinen als französische. „Bei uns sind 70 Prozent der Professoren Ausländer”, stellte der Rektor nicht ohne Stolz in einem Zeit-Interview vom 17. November 2011 fest und: „Deutsche Universitäten könnten viel besser sein, wenn sie den Mut hätten, öfter über den heimischen Tellerrand zu blicken.” Wo er recht hat, hat er recht. Dass sich auf Limpertsberg, auf Kirchberg, in Walferdingen und bald auch in Esch-Belval viele ausländische Professoren tummeln, ist ja durchaus positiv. Und logisch, schließlich hatten wir nie eine „richtige” Universität und müssen auch in diesem Bereich – wie in fast allen anderen Bereichen auch – die benötigten Arbeitskräfte importieren.
Dass man sich bei dieser fachlich-menschlich-sprachlichen Vielfalt und vor dem Hintergrund des gleichmacherischen Bologna-Prozesses auf gewisse gemeinsame Nenner einigen muss – Stichwort Englisch als Wissenschaftssprache – müssen wir akzeptieren. Dass man aber alles und jeden über denselben Kamm zu scheren versucht, dass man immer mehr Tagungen – auch in den immer noch stiefmütterlich behandelten Human- und Sozialwissenschaften – ausschließlich in englischer Sprache stattfinden lässt, dass man bei Forschungsvorhaben neben der gewohnt utilitaristischen und ziemlich marktorientierten Herangehensweise verstärkt internatio[-]nal-vergleichende Merkmale in den Vordergrund stellt, sollten wir kritisch hinterfragen und auch schon mal anfechten. Wobei es nicht nur die Universität ist, die an dieser Krankheit leidet, sondern auch der Nationale Forschungsfonds. Allzuoft hat man den Eindruck, dass es nur noch auf die Form ankommt, auf die totale Komparabilität von Zielen, Methoden und Kriterien und natürlich auf das Peer review-Prinzip.
Was ist uns wichtiger: Dass Amerikaner, Australier oder Chinesen wissen, was bei uns abgeht… oder dass unser Land und unsere Gesellschaft als Ganzes Erkenntnisgewinne aus den nach wie vor größtenteils mit öffentlichen Mitteln finanzierten Forschungsaktivitäten ziehen können? „We put Luxembourg on the map“, heißt es, aber was wird da eigentlich auf die Karte gepinnt? Interessiert das wirklich die Weltgemeinschaft? Wenn wir immer internationaler, globaler, vergleichbarer (natürlich im Kleinen) werden, wo bleiben dann unsere Unverwechselbarkeit, unsere Alleinstellungsmerkmale, das, was uns wirklich ausmacht, das, was uns beschäftigen sollte und uns weiterbringen müßte? Nach der Kuwaitisierung unseres Arbeitsmarktes ist jetzt wohl unsere Forschungslandschaft dran.