Wie keine andere Partei bewegt Sexualität die ADR. Nicht als Spaß, stets als Gefahr: Die Gesellschaft ist bedroht von Feminismus, kindlicher Sexualität, Burkinis, Queerness, Abtreibung, Gender-Sternchen.
Auf dem Parteitag im April schauderte es den ADR-Abgeordneten Fred Keup: „Déi Woke [...] schwätze vun drësseg, véierzeg verschidde Geschlechter.“ Für den Psychoanalytiker Wilhelm Reich ist es „die Angst vor der ‚sexuellen Freiheit‘, die sich in der Vorstellung des bürgerlichen Denkens als sexuelles Chaos und sexuelle Verlotterung darstellt“ (Massenpsychologie des Faschismus, Kopenhagen, 1933, S. 94).
Sexualökonomisch war 2008 ein Wendepunkt für die ADR. Sie unterzeichnete einen Kooperationsvertrag mit der Association des hommes luxembourgeois. Ihr Präsident Fernand Kartheiser wurde Abgeordneter. Die Parteiführung ging an Beamte und Selbständige über. Die sich mit „familiären und sexuellen Lebensformen“ von den Arbeitern unterscheiden wollen, „gemeinhin als ‚Spiessertum‘ bezeichnet“ (Reich, S. 82). Das machte den Maschinenschlosser Gast Gibéryen umso beliebter.
Die Association des hommes luxembourgeois wurde 2020 aus dem Firmenregister gestrichen. Sie widmete sich der „défense des intérêts des hommes“ (Statuten, Art. 4). Zu deren Verteidigung wünschte sich der ADR-Abgeordnete Tom Weidig in einer Anfrage einen „Nationale Männerrot“ (9.7.24). Die „intérêts des hommes“ sind der Erhalt der häuslichen Despotie des Familienvaters. Sie ist die Keimzelle rechter Ideologie. Selbst unter Parteipräsidentinnen.
„Die gleiche Stellung, die der Vorgesetzte dem Vater gegenüber im Produktionsprozess einnimmt hält er selbst innerhalb der Familie fest. Und seine Untertanenstellung zur Obrigkeit erzeugt er neu in seinen Kindern.“ Daraus „strömt die passive hörige Haltung der kleinbürgerlichen Menschen zu Führergestalten“ (Reich, S. 84). – „D’ADR suergt dofir, datt d’Autoritéit an d’Roll vum Grand-Duc esou respektéiert ginn“ (Wahlprogramm 2023, S. 235).
Die Vorherrschaft des Familienvaters verlangt die Unterdrückung der Frau. Fernand Kartheiser veröffentlichte 2007 Kritik der reinen Unvernunft: zur Feminisierung der Sprache. Im November 2012 protestierte er mit Pro Europa Christiana gegen Abtreibung. Gegen die Verfügungsgewalt der Frauen über ihren Körper.
Die despotische „Stellung des Vaters erfordert nämlich strengste Sexualeinschränkung der Frauen und Kinder. Entwickeln die Frauen unter kleinbürgerlichen Einflüssen eine resignierende Haltung, die unterbaut ist von verdrängter sexueller Rebellion, so die Söhne neben einer untertänigen Stellung zur Autorität gleichzeitig eine starke Identifizierung mit dem Vater, die später zur gefühlsbetonten Identifizierung mit jeder Obrigkeit wird“ (Reich, S. 85).
Tom Weidig mobilisierte am 24. Juli auf Facebook gegen Lesungen der Dragqueen Tatta Tom. Die Kinder „an der Primärschoul mee och als jonken Teen, vun LGBTQ Ideologie beriesselt an indoktrinéiert“. Wilhelm Reich diagnostizierte: „Die moralische Hemmung der natürlichen Geschlechtlichkeit des Kindes, deren letzte Etappe die schwere Beeinträchtigung der genitalen Sexualität des Kleinkindes ist, macht ängstlich, scheu, autoritätsfürchtig, gehorsam, im bürgerlichen Sinne brav und erziehbar“ (S. 50).
Die ADR verteidigt das „jüdescht-chrëschtlecht“ als „en zentraalt Element vun eiser Kultur“ (Wahlprogramm, S. 241). Die „sexuellen Hemmungen und Schwächungen“ werden laut Reich „mit Hilfe der religiösen Angst durchgesetzt“ (S. 86).
Sie verewigen die Mutterbindung. „Erst in dieser gesellschaftlich begründeten Verewigung wird sie die Grundlage des Nationalgefühls des erwachsenen Menschen“ (S. 91). – Fernand Kartheiser: „Mir sti fir eng staark Natioun!“ (26.4.18).