Kamala Harris Kamala Harris Kamala Harris pfeift es uns um die Ohren zischt es uns um die Ohren und schon kommt sie angestürmt, im Sauseschritt. Während Old Man Joe aus dem Bild trippelt. Während Old Man Joe ins Off trippelt.
In einer Notrufaktion aus dem Schlummer geholt in den sie Jahre lang versenkt war, versunken war, wer erinnerte sich noch an die anfängliche Hoffnungsträgerin der anfänglichen Biden-Ära? Geriet sie mal ins Bild, erschien uns eine eher unmotiviert, gar missmutig wirkende Person, ihre Ausstrahlung lag unter Null, kaum ein Bericht über sie, der nicht ihre Unbeliebtheit erwähnte. Aber jetzt! Charme und Charisma sprühen wie bei einer Weihnachtsbaumwunderkerze, und dieses Tempo, dieses Temperament! Ganz zu schweigen von dem Lachen, das jetzt in die Deutungsfänge der verfeindeten Lager gerät, das Lachen der Kamala Harris wird zur Deutungsbeute. Von den einen plump fantasiefern als irre abgetan, sehen die andern seinen Ursprung direkt im Herzen, im Bauch gar, ein Lachen aus dem Bauch, wie die Lach-Analytiker/innen deuten, das Lachen heißt plötzlich Kamala-Lachen und alle stürzen sich so hungrig darauf. Die Welt, so scheint es plötzlich, hat nach diesem Lachen gelechzt! So mit- und hinreißend, heißt es, reißt es in eine neue Zeit mit und hin. Eine Zeit jenseits verblassender Männer aus Trump-Towern und Rostigem Gürtel, die nicht einmal herzhaft lachen können. Höchstens so unterirdisch grinsen wie Trump.
Und von der Tiktok-Generation wird sie gar zur Göre gekürt, wie die etwas ärmliche Übersetzung des Ehrentitels „brat“ lautet. Klickklicklikelike, jede Menge Kokosnüsse und Palmen-Emojis! Und dann ist sie auch noch Staatsanwältin! Der Vorwurf der Härte armen straffällig gewordenen Afro-Amerikaner/innen gegenüber, von denen am Anfang ihrer Amtszeit noch die Rede war, taucht nicht mehr auf, und wenn dann trollt bestimmt ein Russe.
Yes we Cam! Die Power-Frau par excellence, wie das früher hieß, ausgestattet mit den aktuell gerade richtigen Zutaten auch noch. Dem richtigen Geschlecht, der richtigen Hautfarbe, weil mehr davon. Aber bloß nicht zu viel, bitte, die gerade zuträgliche zumutbare Dosierung eben! (Wobei Unterzeichnete nie kapieren wird warum Menschen mit einem Häuchlein von Pigmentierung obstinat als schwarz bezeichnet werden. Dieses banale Schwarz-Weiß-Denken.)
Es gibt jetzt nicht nur die Taylor Swift-Ikone, jetzt ziehen auch die Demokrat/innen mit einer offiziellen Ikone ins Feld. Sie wird versuchen, es mit dem Helden- und Heiligenbild aus dem Gegenlager aufzunehmen, wobei, wie kann man gegen einen Heiligen kämpfen? Oh Haupt voll Blut und Wunden! Das blutüberströmte Antlitz, die gereckte Faust, das Opfer, der Kämpfer, der Sieger. Der Märtyrer. Der Geläuterte. Der Stammesälteste mit dem milden, gütig-weisen Blick. Der Großvater. Der Abgeklärte. Der Heiler. Der Heiler Amerikas. Das angeschossene Ohr sein Stigma, sein Abzeichen, sein Zeichen. Gerade hat er den rappenden Republikaner/innen die Heiligenlegende erzählt, mit dieser weichen, betörend flötenden Stimme des gottbegnadeten Auserwählten. Und dann haben alle gebetet. Sogar Joe Biden hat für ihn gebetet.
Aber kein Gottesdienst dauert ewig, nicht einmal der Trump-Gottesdienst, schon, Gottseidank, ist er wieder der Alte. Der alte, weiße Mann, der zuverlässig liefert, was auf der Marke draufsteht. Gutes altes Haten, mit guten alten Feindbildern, sie sind immer noch die besten, der Diversitätszirkus zu Beginn des Republikanischen Parteitags war nur eine lustige Show-Einlage.
Kann sie Amerika retten? fragt Die Zeit, darunter macht man es nicht mehr. Und die Welt gleich mit? Uns? Papa Joe, der letzte Atlantiker, ist von der Bühne getrippelt und Atlantis ist dem Untergang geweiht, in der Adria schwimmt komisches Zeug, obschon Ferien sind ist Krieg und an jedem Tag werden die höchsten Temperaturen seit Temperaturmessung gemessen. Und weit und breit keine einzige Ikone. Macron, der einzige Ikonen- Anwärter, hat sich disqualifiziert. Olaf Scholz ist auch nicht überzeugend. Wir sind mutterseelenallein.