Monarchie

Guillaume, aber „zeitgemäß“

d'Lëtzebuerger Land vom 26.07.2024

Auch erbgroßherzogliche Familien wollen „zeitgemäß“ sein – oder wollen ihre Kinder in einem „zeitgemäßen“ Umfeld aufwachsen lassen. Erbgroßherzog Guillaume und Prinzessin Stéphanie urteilten letzte Woche in einem Presseschreiben, „de Kader, an deem eis Kanner opwuessen, ass decisiv fir hir Entwécklung“. Und seine Kindheit in einem Schloss zu verbringen, scheint dem Paar nicht die beste Option. Deshalb lässt es nun auf Schloss Berg ein Mini-Schloss für ihre Familie errichten. Eine Entscheidung, die einen „zeitgemäßen und familienfreundlicheren“ Lebensstil ermögliche. Das Wohnhaus für die Familie mit zwei kleinen Söhnen werde ohne öffentliche Gelder finanziert. Außerdem ermögliche der Neubau der Familie eine Trennung von Privat- und Berufsleben. Und da nun das Schloss seine Bedeutung als Wohneinheit verliert, stellt Guillaume eine Öffnung des Schlosses für ein breiteres Publikum zu bestimmten Uhrzeiten in Aussicht.

Mandy Arendt, die Piraten-Bürgermeisterin von Colmar-Berg, erläuterte nach der Bekanntgabe im Wort, die großherzogliche Familie werde jetzt die „normalen“ Prozeduren durchlaufen, die bei einem Neubau anstehen. Erste Schritte wurden im Gemeinderat bereits einstimmig beschlossen. In „etwa drei Monaten“ könnte der gesamte PAP-PAG-Papierkampf abgeschlossen sein. Das Areal, das im Besitz des Staates ist, gilt als Spezialzone–Château-Grand-Ducal. Ein Teil des Gartens dieser „Spezialzone“ wurde jetzt neu klassiert, um ein Einfamilienhaus zu bauen, dessen Schrägdach mit dunklem Schiefer bedeckt werden muss. Mandy Arendt gab gegenüber RTL-Radio zudem bekannt, bisher liege nur eine Skizze vor, aber „et wäert kee véiereckege Cube iergendwou am Gaart an den Eck stoe kommen“. Das Gebäude werde sich in das Landschaftsbild einpassen und nicht höher als zwei Stockwerke reichen. Davon, dass die erbgroßherzogliche Familie ihre Kinder „anders“ erziehen wolle, als es „für Guillaume und Stéphanie noch üblich war“, hätten die Bürger ihrer Gemeinde Wind bekommen und die Entscheidung des Paares würde „gut ankommen“.

Am 8. Oktober wird Guillaume offiziell zum Statthalter ernannt. Sam Tanson (déi Gréng) wollte vom CSV-Staatsminister in einer parlamentarischen Anfrage wissen, welche Handlungen Guillaume im Namen des Großherzogs ausüben darf. Luc Frieden antwortete, es sei ein großherzoglicher Erlass in Vorbereitung, der ihm die gleichen Rechte einräumen wird – Großherzog und Miniherzog werden ab Herbst mit gleichen Befugnissen unterwegs sein. Auch ein neues Team stehe bald in der Maison du Grand-Duc in den Startlöchern. Wie Radio 100,7 am Mittwoch meldete, werde das Direktionskomitee des Hauses aufgelöst und ersetzt. Das passiere auf Wunsch des Erbgroßherzogs, erläuterte Luc Frieden noch am gleichen Tag während einer Pressekonferenz: „De Guillaume kritt seng Ekipp, déi hie ka raussichen.“ Auf die Transparenz und die Verwaltung der Institution habe diese Entscheidung keine Auswirkung. Es zirkuliert zudem die Information, dass Guillaume möglicherweise im Oktober 2025 auf den Thron steigt. Dann kann Guillaume ganz „zeitgemäß“ das Großherzogtum repräsentieren.

Stéphanie Majerus
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