Die Frage, ob die Fußball-Nationalspielerinnen im Nationalstadion spielen sollen oder nicht, wurde im Dokumentarfilm nur gestreift. Derzeit wird argumentiert, der Zuschauerandrang sei im Hauptstadion mit seinen 10 000 Plätzen bisher zu gering gewesen, um eine feierliche Stimmung herzustellen, deshalb müsse das Frauenteam in einem anderen Stadion antreten. Der Film Um Ball konzentriert sich vor allem auf die Anfänge des Frauenfußballs und hierbei landet man beim FC Atert Bissen. Als in den 1970er-Jahren die ersten Trainings stattfanden, stach der Dorf-Verein heraus: Bissen gewann gleich die ersten beiden Meisterschaften. Die Frauen aus Bissen erinnern sich an erste gut besuchte Spiele; um die 1 500 Zuschauer/innen kamen, das Interesse war größer, als bei Männerspielen. Dies hing wohl auch an der Attitüde mancher Männer: Eine Spielerin erinnert sich, dass männliche Zuschauer dachten, „elo gëtt et eppes ze laachen“. Daneben opponierten verschiedene Personen dem Damenfussball – „et wier besser se géinge bei d’Kachdëppe stoe goen“. Andere jedoch berichten von unterstützenden Freundinnen und stolzen Vätern, die ihnen die Fußballschuhe putzten.
Immer wieder wird im Film der Fußballverband FLF kritisiert. Der habe sich kaum für den Damenfussball eingesetzt, alle Mittel gingen stets in die Förderung der Männerteams. Von den Männerteams in den einzelnen Vereinen war von Begeisterung keine Spur, sie waren zumeist gleichgültig gegenüber den Frauen. Trotzdem erinnert sich eine Spielerin strahlend, „de Bulli, dat war meng Welt“. „Wir haben uns immer gut amüsiert“, lachen die Munsbacher Spielerinnen ihrerseits – auch wenn damals die Bälle gelegentlich verformt waren und die Anlagen halb defekt. Aufgewertet wurde der hiesige Damenfussball vor allem durch portugiesische Vereine in den 1990er-Jahren, sie brachten eine frauenfreundlichere Fußball-Kultur aufs Feld und veranstalteten am Rand Familienfeste. Allen voran warb Radio Latina für die Spiele.
Der Dokumentarfilm wurde von der freien Journalistin Tessy Troes realisiert, die von der Frauenfußball-WM in Frankreich berichtete, wo die Idee für den Film heranreifte. Die ehemalige Spielerin des FC Mertzig und FC Ell übernahm die Produktion, den Schnitt und die Recherchearbeit, für letztere half ihr die promovierte Soziologin Sarah Müller. Man merkt es dem Film an, dass ihm eine ausgiebige Recherche voranging, – insgesamt 150 Interviews wurden geführt sowie Archivmaterial der Tagespresse ausgewertet. Für den sehr gelungenen Einstieg wurden szenische Bilder gewählt – von Nebel bedeckte Fußballfelder, joggende Frauen bei Sonnenuntergang. Durch seine chronologische Erzählung wirkt der Film von der Form her jedoch wie ein akademisches und nicht wie ein journalistisches Werk. Zudem hätte das eine oder andere Interview durch sich selbsterklärende Bilder ausgetauscht werden sollen.
In den Nullerjahren wendet sich das Blatt, der Frauenfußball gewinnt an Spielerinnen hinzu, erfährt man im letzten Drittel des Films. 2021/2022 nimmt die Frauenmannschaft an WM-Qualifiaktionsspielen teil, während der sie drei Spiele gewinnt. „De Nowuess, deen elo kënnt ass phänomenal“, kommentiert eine ältere Spielerin vom FC Etzella. Eine der Nachwuchsspielerinnen ist Laura Miller, sie ist die Kapitänin der Nationalmannschaft und ist beim Standard de Liège unter Vertrag. Auf Instagram hat sier und 1 600 Follower; Fans hinterlassen ihr hier anfeuernde Kommentare, wie „vaamoos“ und „belle saison“, dabei sei sie noch keine wirkliche Profispielerin, schmunzelt Miller bescheiden im Interview. Der informative Film von Tessy Troes entstand im Rahmen von Esch2022 und wurde letzte Woche uraufgeführt. Vor allem die ältere Generation bedanke sich bei der Journalistin für die sehr gelungene Darstellung des Zeitgeistes der 70er-Jahre. Kritik am FLF wurde von aktiven Spielerinnen auch geäußert, aber hinter vorgehaltener Hand, als das offizielle Q&A vorbei war. Weitere Vorführungen und Debatten über Frauenfussball sind für die kommenden Monate geplant..