"Du musst ein Schwein sein auf dieser Welt", sangen die Prinzen 1995. "Wir suchen nicht einen guten Menschen, der nach außen ein Arschloch ist. Was wir suchen, ist ein Arschloch, das nach außen ein guter Mensch ist," erklärt die skrupellose Betriebspsychologin Mercedes Degás (Petra Zwingmann) ihren beiden männlichen Arbeitskollegen nach einem langen Auswahlverfahren, bei dem sie versuchten, den idealen Manager für ihre Firma zu finden. Eigentlich war an dem Tag nur ein einziger Bewerber geprüft worden, doch am Anfang des Stückes sah noch alles ganz anders aus. Als Fernando Porta (Luc Feit), der gutgelaunte Streber, von Anfang an ein ziemliches Brechmittel, im Konferenzzimmer des Möbelherstellers erscheint, hat er schon drei Runden hinter sich und ist eigentlich überzeugt, nun würden nur noch Details besprochen, er würde am Abend mit einem neuen Vertrag nach Hause gehen. Doch dann erscheint Enrique Font (Germain Wagner), der etwas biedere ätere Geschäftsführer, und schließlich Mercedes Degás und Carlos Bueno (Klaus Nierhoff). Kein Mensch wird die Gespräche führen, so hat es den Anschein, die vier Kandidaten werden durch Instruktionen die aus einer Klappe an der Wand purzeln durch die ganze Prozedur gelotst. Erster Test: einer der angeblichen Kandidaten ist nicht wirklich ein Kandidat, sondern "von der Firma". Die drei andern müssen herausfinden, wer es ist. Misstrauen breitet sich aus.Die Grönholm-Methode des spanischen Autors Jordi Calceran feiert seit seiner Uraufführung letztes Jahr überall auf Europas Bühnen Triumphe. Vergangene Woche hatte das Stück in einer deutschen Übersetzung (Stefanie Gerhold) und in der Inszenierung von Johannes Zametzer im Kapuzinertheater Premiere. Die Methode, die der schwedische Psychologe Grönholm entwickelt hat, soll helfen, Führungskräfte auszuwählen, indem sie in ziemlich lächerlichen Rollenspielen steigendem psychologischen Druck ausgesetzt werden. Im Theaterstück werden die Spiele zunehmend erniedrigend und sadistisch: wie reagieren die Kandidaten und wie weit sind sie bereit zu gehen, um die Gegenkandidaten auszuschalten und selbst den ersehnten Posten zu ergattern? Jeanny Kratochwil hat ein perfektes Bühnenbild entworfen, weil es mit seinen Lederdesignersessel und seinem orangen Teppich so banal ist, dass es in irgend einer Bank sein könnte. Johannes Zametzer hat sich in seiner Regiearbeit ziemlich zurückgehalten und besonders auf Rhythmus gesetzt. Getragen wird die Kapuzinertheater-Produktion jedoch ohne Zweifel von Luc Feit in der Hauptrolle, der mit sichtlicher Freude "so ein Schwein" ist, wie die anderen es noch kaum erlebt haben. Die Grönholm-Methode erinnert ein bisschen an Urs Widmers Top Dogs, weil beide sich dem Arbeitsleben und -leiden der Manager widmen. Calcerans schamlose Bösartigkeit ist manchmal zum Bersten komisch. Und doch ist es nicht wirklich ein gutes Stück, weil es zu einseitig ist – ab dem Augenblick, an dem man verstanden hat, dass der Kapitalismus seine Kinder frisst und die Globalisierung uns alle entfremdet, wird alles voraussehbar und sogar etwas langweilig. Und es bleibt "bloß" eine gut gespielte, spritzig freche Komödie.
Die Grönholm-Methode von Jordi Calceran, Regie: Johannes Zametzer, assistiert von Claire Thill; Bühne und Kostüme: Jeanny Kratochwil; mit: Luc Feit, Germain Wagner, Klaus Nierhoff und Petra Zwingmann; weiter Vorführungen heute und morgen abend sowie am 24. Februar jeweils um 20 Uhr im Kapuzinertheater; Reservierungen unter Telefon: 47 08 95-1 oder über Internet: www.luxembourgticket.lu.