Ach ja, Jemen, gähnen wir, gibt es ja noch immer, in irgendeiner Ferner-Liefen-Nachricht wird der Name gedroppt, tja, kann lang dauern, so ein Jemen. Aber wer will so was Unerquickliches klicken? Schauen wir lieber auf die Weltbühne mit ihren Superstars, was oder wen gibt es im Sommerlochprogramm?
Donald Daumen hoch liefert wieder, Donald liefert immer, zuverlässig. Selbst wenn eine Hitzewelle Amerika überglutet, Hitzkopf Donald ist auf Zick Zack. Während Theresa ins Out storcht und Blondi Boris, Sturm und Drang, auf die Bühne getrampelt kommt, um seinen im Nacken vorbildlich ausrasierten Wirrkopf viele Fuß tief vor der Königin zu beugen. Die Herren
aus dem Iran hingegen sind keine Clowns, die Hochwürdigen mit der Atom Aura schauen wie Tiefenpsychologen, wie Star-Chirurgen, sie lassen sich natürlich nicht in die Weltkarte schauen. Die wird sowieso immer unüberschaubarer, alles fließt, alles schmilzt, alles wandert. Und wer will schon hinschauen, auf all diese brodelnden Herde zwischen den Reisedestinationen? Es ist eine Schande, wo man überall nicht mehr hin kann. Es müsste verboten werden, dass die einem die Welt so verschandeln.
Idlib, oh je, Augen zu!, geht gerade gar nicht, gerade damit beschäftigt, selber zu verglühen. Einen Aperol Spritz zu trinken, und noch einen. Im Sommerlochfernsehen scheint jetzt die ganze Zeit die Sonne, in einem unirdischen Licht werden Großstadtmenschen mit Wasser wiederbelebt.
Was macht der Permafrost so?, fragt die Sommerlochnachrichtenfrau bang, der Experte schaut besorgt in die Tiefkühltruhe. Der Permafrost, unser neuester Bekannter, jeden Tag lernen wir ihn besser kennen. Gerade jetzt, wo es ihn bald nicht mehr gibt, aber so ist es ja immer. Und dass er sich dann auch noch so unappetitlich verabschiedet. Mit Bakterien.
Wenn wir noch ein bisschen zucken und noch ein bisschen Eifer und Geifer übrig haben, flugbeschämen wir. Das neueste Schamangebot ist das neueste Hobby, ein sehr demokratisches, kann sich jeder leisten. Die Sensiblen flugschämen sich. Wobei, man muss sich gar nicht genieren, schon gar nicht mit dem Finger auf die grün wählende Nachbarin zeigen, wie sie gerade abhebt auf eine naturbelassene Insel mit Authentischen drauf. Und SUV-Shaming bringt es schon gar nicht, schon gar nicht in einem Land, in dem ohne SUV nichts geht, weil niemand geht, was kann die Einzelne schließlich tun?
Es ist schon richtig, was Greta sagt, die ja auch ein tolles Mädchen ist, aber wenn wir jung sind, finden wir es unfair, nur im Alzettetal zu radeln, und wenn wir alt sind, finden wir das noch unfairer: Wir, winsel, haben nur noch so wenig Zeit! Und noch so viele Träume! Wo bleibt die Kreuzfahrt rund um alles und die Flüge über alles und überall hin? Über alle Gipfel und Wipfel und bis in die fernsten Weltzipfel, enjoy enjoy. War das nicht versprochen, gebucht für uns, von pränatal bis posthum all inclusive, und weil wir jetzt erst dazukommen, sollen wir es nicht bekommen?
Wir können den Geist nicht aufgeben und den Körper schon gar nicht, bevor wir uns das nicht alles gekrallt haben. Voll legitim, beruhigen die Expert_innen, wir müssen nicht ins Gras beißen, das es nicht mehr gibt, bevor wir nicht in alles gebissen haben. Es steht uns zu! Der Staat soll das machen. Und unser ökologischer Monster- Abdruck ist sowieso schon vom Saharawind verweht.
So, genug Gezappel, Gebrabbel, genug abwechslungsreiche Politdarsteller_innen und Klimaklimax. Genug dies und das und sonst noch was. Jetzt Ruhe. Nachtruhe. Sommernachtruhe. Und dann Löcher starren. Sonst nichts. Sitzen, glotzen. In das Hochsommernachttiefschwarz Löcher starren. Und dann geht es ganz schnell, Wirbel, Sog, alles verschwindet, die Clowns, die Königinnen, die SUVs, all die Lebenskrümel, der Planet A.
Halt, ich bleib hier! Beinahe wäre ich weg gewesen. In den Himmel.
Der schwarze Sommernachthimmel ist das wahre Sommerloch. Das schwarze Sommerloch.
Nicht zu tief reinschauen!