Es begab sich zu jener Zeit, dass in großer Not ein Kindlein geboren wurde. Markus, der Evangelist, Saulus, der Bekehrte, ein frischer Vater und eine heilige Mutter sowie ein Ochs und ein Esel wachten über das ärmliche Geschöpf in einer Krippe, die sich ohne Demut und mit viel Hochmut wissenschaftlicher Beirat nannte.
In jenen Tagen ging dann ein Gebot vom Herrscher aus, dass alle Heiler, die sich Psychotherapeut nannten, geschätzet würden. Und jedermann, der sich berufen fühlte, ging, dass er sich schätzen und in ein Register eintragen ließe. Viele fühlten sich berufen, wenige aber wurden geschätzt. Es fügte sich jedoch, dass es in dem heiligen Marienlande, wo reichlich Bier und Wein flossen, immer weniger Priester gab, dafür aber umso mehr Psychiater, die seit unendlichen Zeiten den Schäflein eben diese Psychotherapie zuteil werden ließen. Doch es fand sich dann, dass manche Stammesfürsten um ihre Macht bangten und dass sie, beseelt von dieser heidnischen Furcht, ihre ungläubigen Schergen anwiesen, alle diese erstgeborenen Psychiater auszumachen und wenn schon nicht sie selbst, so doch wenigstens ihre Psychotherapeutentitel niederzumetzeln. Und da das Register von den sechs Krippenwächtern begutachtet werden sollte, predigte der Esel „die Titelgabe an Psychiater sei ,eine Sache für sich‘. Und dass es ,für drei von uns ein Problem sei‘, dass Psychiater über die Übergangsregeln an den Titel zu gelangen versuchen.1“
Und so ergab es sich für dieselben drei, gelassen zu erlassen, dass ein Psychotherapeut eine universitäre Schulung in Psychotherapie vorzuweisen hätte. Und siehe da, es stand geschrieben, dass Gott in seiner großen Weisheit am achten Tage der Schöpfung einen psychotherapeutischen Leerstuhl an der Luxemburger Universität erschaffen hatte. Kompetente Psychiater hatten zwar ihre Lehrtätigkeit eingestellt, doch der nicht therapeutisch geschulte Ochse, demütig und gottesfürchtig, fühlte sich berufen, die Kanzel weiterhin zu leiten. Ein gottloser Schelm, der an diesem Wunder zweifelt, das den Ochsen zum Metzger salbte.
Die Schrift aber lehrt uns weiter: Und es waren Hirten in derselbem Gegend auf dem Felde bei den Patienten, die hüteten sie auf ihrer Couch. Und siehe, des Ochsen Esel trat zu ihnen, und die Klarheit seines Herrn leuchtete um sie und sie fürchteten sich sehr. „Um die Psychiater stellten sich besondere Fragen“, teilte der Esel ihnen unheilverkündend via Lëtzeburger Land mit. Doch da sandte der Allmächtige seinen treuen Diener, den heiligen Nikolaus, und ließ diesen posaunen:
Du Hirtenvolk, erschrecke nicht,weil dir die Engel sagen,dies schwach’ Gesetzeleinsoll euch Trost und Freude sein,und dazu den Ochsen Satan zwingen,letztlich Frieden euch zu bringen.
Frohe Hirten, heilt und eilet,eh’ ihr euch zu lang verweilet,eilt, den holden Titel zu gewinnen,geht und labet die Patienten, die von Sinnen!
Und da Sankt Nikolaus von ihnen gen Himmel fuhr, sprachen die Hirten untereinander: „Lasset uns nun gehen gen die Villa Louvigny und die Titel sehen, die da gegeben sind, die uns der Herr kundgetan hat.“
Ein offener Brief des heiligen Nikolaus war in jenen Tagen der göttlichen Fügung vorausgegangen. Dr. Nicloos, einer der erstgeborenen Opfer, klagte und verzagte, bis er sich schließlich beim Hou-secker beschwerte, dass es ihm bald nicht mehr erlaubt sei, als amtlich anerkannter Psychotherapeut die Kinder zu bescheren. Da sprach nach unendlich langem Zögern der Herr zu seinem Knecht:
Jauchze, frohlocke, auf, preise die Tage, rühme, was heute der Höchste getan! Lasse das Zagen, verbanne die Klage,stimme voll Jauchzen und Fröhlichkeit an!Diene den Menschen mit herrlichen Kuren,lass sie den Namen Psychotherapeut verehren!
Lydia aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach. Die Psychiater kehrten in ihre Praxen zurück, rühmten den Nikolaus und priesen ihn, denn alles war endlich so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war.