Urlaubsvorbereitungen

d'Lëtzebuerger Land du 28.06.2019

Die Sommerferien nahen und deshalb gilt es, sich so langsam auf den Urlaub vorzubereiten. Seit auch traditionelle Airlines im Wettbewerb mit Billigfliegern angefangen haben, für innereuropäische Strecken Zusatzgebühren für Koffer zu fordern, die nicht ins Handgepäck passen, gleichen diese Vorbereitungen auf den Urlaubsflug immer mehr denen einer militärischen Operation.

Schon allein der Materialaufwand ist erheblich. Reiste man früher mit dem Koffer, den man zur ersten heiligen Kommunion erhalten hatte, dazu eine Handtasche oder ein Rucksack, sind Flugreisen heute kaum noch ohne speziell genormte Handgepäckrollkoffer möglich. In den gilt es dann, alles hineinzuzwängen, was für den Einsatz im Urlaubsgebiet gebraucht wird.

Seit dem 11. September 2001 und den seither geltenden Bestimmungen bei der Sicherheitskontrolle, gehört dazu eine Spezialausrüstung aus Gefäßen mit 50 Milliliter Fassungsvermögen, in die Shampoo, Duschgel, Make-up-Entferner, Toning-Lotion, Körperlotion, Rasiercreme, Zahnpasta, Tag- und Nacht- und Augencreme mühsam umgefüllt werden müssen. Wie oft dieser Vorgang wiederholt werden muss, lässt sich durch eine der Einsteinschen Relativitätstheorie nicht unähnlichen Gleichung berechnen, in der die Faktoren Urlaubsdauer, Haarlänge, beziehungsweise Körpervolumen multipliziert und dividiert werden. Schließlich reicht so ein Fläschchen Duschgel oder Körperlotion vielleicht für einen Wasch- und Pflegedurchgang aus, was bei einem Aufenthalt von mehr als zwei Tagen grenzwertig wird. Je nach Materialbeschaffenheit kann das durchaus dauern und obwohl findige Unternehmen eigens zu diesem Zweck auch schon Spezialinstrumente wie Minitrichter und Cremespachtel anbieten, drängt sich dem angehenden Urlauber die Frage auf, ob die Sprengkraft von Shampoo wirklich steigt, wenn es in einem großen Behälter transportiert wird, statt in mehreren kleinen.

Die Feststellung, wie viel des knappen Stauraums die Körperpflegeausrüstung beansprucht, führt den Handgepäckurlauber gleich zur nächsten Erkenntnis: dass kaum noch Platz für Kleidung bleibt, zumal solche, die wechselnden Witterungsgegebenheiten Rechnung trägt. Als Lösung für dieses Problem bietet sich an, während des Fluges so viele Kleider wie möglich am Körper selbst zu tragen, statt sie in den Koffer zu packen. So ist es beispielsweise denkbar, mehrere Paar Socken anzuziehen – wenn die Schuhe groß genug sind. Oder die Schlüpfer zum Wechseln übereinander zu tragen. Es ist schon vorgekommen, dass Marokko-Urlauber für die Rückkehr aus dem Billigurlaub den im Basar erstandenen Teppich als Stola um Hals und Schultern gelegt haben. Eine Maßnahme, die nicht so abwegig ist, wie sie auf den ersten Blick erscheint. Schließlich hilft sie, Mandelentzündungen und steife Nacken durch schlecht eingestellte Klimaanlagen im Flugzeug vorzubeugen.

Vor dererlei Herausforderungen gestellt, beschließen manche Urlauber einfach, direkt Badehose oder Bikini und Flipflops anzuziehen und sie konsequent die ganze Woche tragen. Das erspart Schwierigkeiten bei den Sicherheitskontrollen, schließlich entfällt das Gürtel- und das Schuheausziehen. Und hat man sich erst einmal mental darauf eingestellt, im Urlaub ein wenig ranzig zu werden, kann man auch bei den 50-Milimeter-Behältern mit dem Duschgel zurückschrauben. Das viele Waschen soll ja ohnehin nicht gut für die Haut sein und Wassersparen hilft der Umwelt. Ist diese Entscheidung gefällt, eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten. Zum Beispiel die, für den Flug ein paar Stullen und hartgekochte Eier einzupacken, damit während des Fluges nicht verhungert, wer Kartoffelchips und Smarties nicht als vollwertige Mahlzeit empfindet. Und sind die Vorbereitungen mit dem Einpacken der Verpflegungsrationen abgeschlossen, ist man definitiv ausreichend gestresst, um sich den Urlaub redlich verdient zu haben.

Michèle Sinner
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