Das ärgerliche an Superlativen ist ja, das sie keine Steigerung mehr zulassen. Diese Erkenntnis will keinem der Akteure in Competencia oficial so recht einleuchten. Sich selbst zu übertreffen, führt da ganz schnell in die Gefilde des Lächerlichen: Im hohen Alter blickt der Multimilliardär Humberto Suárez (José Luis Gómez) auf die Hochhausreihen Madrids. Sein achtzigster Geburtstag steht an und ihn plagt die Sorge um sein Ansehen nach dem Tod. Was soll er der Welt hinterlassen? Eine Brücke? Ein Museum? Wie will er in Erinnerung bleiben? Ja, warum nicht ein Film? Ein großer Film, der „beste Film aller Zeiten“. Die Handlung ist dabei eher nebensächlich, wichtig scheint erst einmal, dass die Besten ihres Faches für dieses groß angelegte Filmprojekt gewonnen werden können. Niemand anderes als die überaus renommierte Autorenfilmerin Lola Cuevas (Penélope Cruz) soll die Regie übernehmen. Sie will den Roman Rivalität über den ständigen Zwist zweier Brüder adaptieren, den sie prominent zu besetzen gedenkt: Der Star Félix Rivero (Antonio Banderas), der in Hollywood große Popularität genießt, soll mit dem anerkannten Theaterschauspieler Iván Torres (Oscar Martínez), dem der Ruf als meisterhafter Mime mit großer authentischer Ausstrahlung vorauseilt, vor die Kamera treten.
Competencia oficial meint im Filmgeschäft gemeinhin den offiziellen Wettbewerb eines Filmfestivals. Competencia oficial lässt sich aber hier im Besonderen als den rivalisierenden Konkurrenzkampf verstehen. Haben die argentinischen Drehbuchautoren und Regiekollegen Mariano Cohn und Gastón Duprat die hier skizzierte Ausgangslage für ihren Film erst einmal geschaffen, können sie ihrer neuen Filmkomödie freien Lauf lassen und ganz unverhohlen zu ihrem Kern zulaufen. Competencia oficial ist nicht Cohns und Duprats erste Zusammenarbeit, rechneten sie doch zuvor in El ciudadano ilustre (2016) mit der Literaturbranche und der Figur des linksliberalen Schriftstellers ab. Nun haben sie sich die Filmszene vorgenommen, die sie ohne größere Zwischentöne in all ihren karikaturalen Zügen offenlegen: Nicht nur werden künstlerische Schaffensprozesse bis in die Absurdität gesteigert und die Natürlichkeit gegen das Posieren ausgespielt, auch die Exzentrik und überbordende Kreativität der Regie wird bis in kleinste Details und mittels genüsslich doppeltem Spiel vorgeführt. Penélope Cruz geht da ganz auf in der Rolle des Enfant terrible, die mit äußerst viel Selbstgefälligkeit und unerbittlicher Härte auf ihre beiden Darsteller einwirkt. Mit der Figur des Félix Rivero zeigt Antonio Banderas auf, wie rein außerfilmische Einflüsse wie Ruhm und Anerkennung auf die Psyche eines Schauspielers einwirken können und sich in der Folge wieder auf die Schauspielkunst niederschlagen: Großräumige, aufbrausende Überwältigungstechniken dienen da mehr der eigenen Basis und dem Image als Schauspieler als der auf Authentizität und emotionaler Wahrhaftigkeit gründende Anspruch eines naturalistischen Spiels. Deshalb können die Akzente, die Iván Torres, der sich der Nuance und den Zwischentönen verpflichtet sieht, dem Exzentriker Rivero entgegenhält, in dem Akt des Zusammenspiels nur verloren gehen. Die Regisseurin ist aufgrun ihrer eigenen Egozentrik nicht einmal mehr in der Lage zur Konzentration auf das Wesentliche des Films zu gelangen. In Competencia oficial sehen wir drei Künstlergestalten, die sich wie in einer chemischen Reaktion befinden, sich aber nie zu einem neuen Stoff, der Kreation, fügen, sondern sich gegenseitig abstoßen und zur Destruktion führen. In alledem geht der künstlerische Anspruch aufgrund dieser Absurdität unter. Was sich dem Publikum aber umso mehr ins Bewusstsein schiebt, ist eine Erkenntnis für die künstlerische Illusion, die davon ausgeht, dass es in dem kollektiven kreativen Schaffensakt so etwas wie die eine Wahrheit geben könne. Competencia oficial ist eine kurzweilige und bissige Satire auf das Filmschaffen und seine Künstler. Vor allem aber steht da die Warnung vor den übergroßen Auswüchsen des eigenen Egos, die nur in die Leere laufen können.