Jana Degrott kandidiert für die DP bei den Europawahlen. Sie ist die einzige Person of Colour, die es auf die Listen der vier großen Parteien geschafft hat. Die Grünen haben mit Patrick Hurst einen sehbehinderten Kandidaten und mit Tilly Metz eine queere Spitzenkandidatin aufgeboten. Auch die LSAP hat mit Marc Angel einen Spitzenkandidaten aus der LGBTIQ+ Community.
Ko-Spitzenkandidatin neben dem Urgestein und Öslinger Härebauer Charles Goerens ist die 28-jährige Jana Degrott nicht. Die DP hat sich für die gleichaltrige Bosniakin Amela Skenderovic aus Esch/Alzette entschieden. Vielleicht, weil die Parteiführung das Wählerpotenzial in dieser Community höher einschätzt als bei den People of Colour (Poc), die auch bei der Linken, den Piraten, Fokus und Zesummen-d’Bréck repräsentiert sind. Oder weil Amela Skenderovic im Oktober bei den Kammerwahlen im Südbezirk besser abschnitt als im Zentrum Jana Degrott, die nach 2018 schon zum zweiten Mal antrat, doch ihr Resultat nur unwesentlich verbessern konnte. Auf kommunaler Ebene schaffte Degrott im Juni die Wiederwahl in den Steinseler Gemeinderat. Der Einzug in die Abgeordnetenkammer blieb ihr bislang verwehrt.
Dabei ist Jana Degrott seit Jahren sehr engagiert in Bereichen wie Diversity, Sustainability, Inclusion. Und durchaus ein Star in einem systemischen liberalen Netzwerk von philanthropischen, sich gegenseitig befruchtenden Stiftungen multinationaler Unternehmen und Superreicher, deren Hauptanliegen die Schaffung einer „besseren Welt“ durch Steuervermeidung und politische Beeinflussung ist. Jana Degrotts Lebenslauf klingt bemerkenswert. 2020 machte sie sich gemeinsam mit zwei Freundinnen als Social Entrepreneur selbstständig, 2022 nahm der frühere US-Präsident Barack Obama sie in das Leaders Program seiner Stiftung auf. Sie ist „Goalkeeper“ der Melinda & Bill Gates Foundation, Responsible Leader der BMW Foundation Herbert Quandt und Verwaltungsratsmitglied der Apolitical Foundation. 2021 war sie Gastrednerin beim World Innovation Summit for Education der Qatar-Foundation in Doha, vor zwei Jahren führte die Uno sie in ihrer Liste der 100 einflussreichsten Menschen afrikanischstämmiger Herkunft unter 40 Jahren.
Jana Degrott wurde 1995 in München geboren. Ihre Mutter war aus Togo nach Deutschland geflüchtet und lernte Janas in der Gemeinde Kayl aufgewachsenen Vater während seines Studiums des Bauingenieurwesens in Stuttgart kennen. Nach Janas Geburt zogen sie in den Benin und nach Guinea, wo ihr Vater „Missionen“ für seinen damaligen Arbeitgeber durchführte. Jana ging an eine französischsprachige Schule. Luxemburgisch lernte sie erst mit sieben, als ihre Familie nach Kayl umsiedelte. Inspiriert von ihrem mit Ugda-Auszeichnungen dekorierten Großvater lernte sie Klarinette. Zwei Jahre später zog die Familie nach Schifflingen, danach, als Jana elf war, in die Gemeinde Steinsel, wo sie bis heute wohnt. Ihr Vater Serge ist inzwischen technischer Leiter und Teilhaber einer Firma, die im Bereich der Sicherheitskoordination an Baustellen und in Industriebetrieben tätig ist. Ihre Mutter Sadia Ayeva designt Schmuck, den sie online verkauft. Die meiste Zeit kümmert sie sich jedoch um Janas jüngeren, an einer Form von Autismus leidenden Bruder, der unter ihrer Vormundschaft steht.
Jana Degrotts Kindheit und Jugend wurde durch mehrere einschneidende Erlebnisse geprägt. Das erste ereignete sich im dritten Schuljahr. Am Télévie-Tag verkauften die Kayler Grundschüler/innen für einen guten Zweck Scoubidous, die sie selbst hergestellt hatten. Wer die meisten Scoubidous verkaufte, sollte beim Télévie-Fest eine Rede halten. Jana gewann, doch ihre Lehrerin beschloss, dass nicht sie, sondern eine Klassenkameradin auftreten durfte. Sie wolle nicht über die Gründe spekulieren, sie wisse nur, wie sie sich dabei gefühlt habe, erzählt Jana Degrott: „Ich habe diese Entscheidung nicht verstanden, ich war stets eine fleißige Schülerin und musste immer mehr arbeiten als die anderen, um zu zeigen, dass ich nicht so bin, wie alle denken.“ Heute sei sie sich fast sicher, dass das Schulpersonal ihr nicht zugetraut hätte, den Wettbewerb zu gewinnen. Jedenfalls habe der „Refus“ in ihr etwas ausgelöst: „I need to prove them wrong.“ Dieser Grundsatz habe sich wie ein Leitfaden durch ihr Leben gezogen und den Ausschlag für ihr späteres politisches Engagement gegeben.
People of Colour außerhalb ihrer Familie lernte sie erst im Lycée Robert Schuman (LRSL) in der Hauptstadt kennen. Sie waren eindeutig in der Minderheit: „Ich habe mich immer gefragt, weshalb im Technique so viel Diversität herrschte und im Classique nicht“, sagt Jana Degrott im Gespräch mit dem Land am Montag im hippen Café Konrad in der Rue du Nord. Im LRSL kam sie zum ersten Mal mit Politik in Berührung. Als sie 16 war, organisierte das Jugendparlament ein Rundtischgespräch an ihrer Schule: „Ech hu sou vill geschwat, et war e richtege Besoin fir mech, gehéiert ze ginn.“ Der damalige Präsident des Jugendparlaments, Patrick Weymerskirch (LSAP), lud sie anschließend dazu ein, mitzumachen. Sie wurde Präsidentin der Bildungskommission und kritisierte bei einer Ansprache in der Abgeordnetenkammer, dass Schüler/innen zu viel auswendig lernen müssten. Endlich hatte sie das Gefühl, gehört zu werden, schloss neue Freundschaften, drang in die politische Sphäre ein.
Mit 18 entdeckte sie das Europäische Jugendparlament (EYP), dessen luxemburgischer Ableger ihr heutiger bester Freund Mathieu Lohr und Patrick Azevedo, inzwischen freiberuflicher Trainer und Facilitator, gegründet hatten. Eine Reise mit dem EYP nach Thessaloniki wurde zu einem weiteren einschneidenden Erlebnis. Sie habe dort „ultra-sympathesch Leit“ kennengelernt. „Ech si jo vun zwee Kontinenter, ech si Métis a mäi Middle Ground ass Europa. Ech sti fir gewësse Valeuren.“ Ein Jahr später holte sie mit Pitt Sietzen, Nachwuchshoffnung der Stater DP, das Europäische Jugendparlament nach Luxemburg. 130 Jugendliche aus ganz Europa nahmen an der Veranstaltung teil. Für die Kosten in Höhe von 60 000 Euro kam das EU-Programm Erasmus Plus auf.
Der vor vier Jahren verstorbene Fraktionspräsident Eugène Berger überzeugte sie 2015 davon, sich der DP anzuschließen. Die Familie ihre Vaters war im Kayltal bei der LSAP aktiv, doch Jana Degrott wohnt im Zentrum, wo die DP mehr Einfluss hat. Der damalige Premierminister Xavier Bettel habe den Ausschlag für ihren Parteibeitritt gegeben, schließlich sei die DP die Partei mit der meisten Diversity – vielleicht nicht im Hinblick auf die couleur, aber im Bereich LGBTIQ, behauptet Jana Degrott. „Traditionell Parteie brauche Leit wéi mech oder anerer, déi aner Perspektiven erabréngen, an dat, wat mir als normal consideréieren, redefinéieren.“ Repräsentation sei ihr wichtig: „Als ich jünger war, mochte ich mich nicht, fühlte mich hässlich, weil ich nicht in Magazinen repräsentiert war. Das will ich brutal ändern.“
Als sie 2017 im Alter von nur 21 Jahren in den Gemeinderat gewählt wurde, nahm sie das Mandat mit einem lachenden und einem weinenden Auge an. Eigentlich wollte sie damals „nach New York oder noch weiter weg“, doch sie musste nun regelmäßig nach Steinsel zu den Sitzungen, die am frühen Donnerstagmorgen begannen. Um näher an Luxemburg zu sein studierte sie Jura und Politikwissenschaft in Brüssel, wo sie sich in der „EU-Bubble“ bewegte, auf Konferenzen ging und sich an der Uni engagierte.
Ein „tipping point“ in ihrem Leben sei der Mord an dem Afroamerikaner George Floyd durch einen weißen Polizisten am 25. Mai 2020 in Minneapolis gewesen, erzählt Jana Degrott. Die Proteste und Diskussionen schwappten nach Europa über, auch nach Luxemburg. Plötzlich bekam sie Interviewanfragen von Journalist/innen, die ihre Meinung dazu hören wollten. Ihre Aussagen hätten auf Social Media für heftige Kontroversen gesorgt, sie sei verbal angegriffen worden. Daraufhin sei ihr bewusst geworden: „We have a problem“ und sie habe sich dazu entschieden, „in the grassroots“ zu gehen.
Mit We belong Europe gründete sie eine Plattform, um denen, die man nicht so oft sieht und hört, eine Stimme zu geben. Bislang ist We belong vor allem durch seine auf Spotify veröffentlichten Podcasts in Erscheinung getreten. Interviewt wurden vornehmlich Frauen, die im Bereich Diversity engagiert sind. Und EU-Politiker/innen. In der letzten Folge war Jean-Claude Juncker zu Gast, doch dafür sei sie nicht verantwortlich, unterstreicht Jana Degrott. We belong stehe vor einer „Restrukturierung“, die bis Ende des Jahres abgeschlossen sein soll. In dem DP-nahen Online-Magazin Journal.lu hatte Jana Degrott von März 2021 bis Ende 2022 zudem ihren eigenen Podcast „Wat leeft?“, in dem sie sich mit Prominenten und Aktivist/innen über Frauenrechte, Klimaangst, Antisemitismus, kulturelle Aneignung, Mikroaggressionen, Maskulinität und Nonbinarität unterhielt. Vor dem Hintergrund der Rassismus-Debatte um die zweite Staffel von Capitani wollte sie von Akteuren aus dem Film-Business wissen, wieso in Hauptrollen kaum Poc zu sehen sind, obwohl diese Menschen in Luxemburg zum Alltag gehören. „Unsere Brüder und Schwestern wollen inspiriert werden, von dem, was sie sehen. Darin erkenne ich meine Rolle, meine Präsenz in der Politik ist davon getrieben. Ich möchte zeigen, was möglich ist für jemanden, der an sich selbst glaubt.“
Neben den Podcasts sei We belong aber auch in anderen Bereichen aktiv, sagt Jana Degrott. Etwa in Task-Forces über participative democracy, in Zusammenarbeit mit The Good Lobby oder Ashoka Changemakers – Lobbygruppen, die sich in Brüssel für den „sozialen Wandel“ und ein „gerechteres politisches System“ einsetzen.
Jana Degrott bewegt sich seit Jahren in Netzwerken, die den meisten Bürger/innen unbekannt, geschweige denn zugänglich sind. Ihren Einfluss in diesen Netzwerken konnte sie noch vergrößern, als die Obama-Foundation sie als „Leader“ entdeckte. Der frühere US-Präsident Barack Obama sei zu ihrem Mentor geworden, die ehemalige First Lady Michelle Obama, die sie im Gegensatz zu ihrem Mann nie persönlich getroffen hat, sei ihr „Role Model“. Die Stiftung habe ihr es ermöglicht, an einem value based leadership programme in Harvard teilzunehmen, wo sie Kurse belegte mit Marshall Ganz, der Obamas Präsidentschaftskampagne von 2008 managte, und Ben Rhodes, der für Obama politische Reden schrieb. Sie lernte den Londoner Bürgermeister Sadiq Khan kennen, die Premierministerin Neuseelands, Jacinda Ardern und den französischen Modeschöpfer Olivier Rousteing. 36 Europäer/innen nahmen 2022 an dem Programm teil, darunter die deutsche Klima-Aktivistin Luisa Neubauer und die junge SPD-Europaabgeordnete Delara Burkhardt. „Et ass surreal“, sagt Jana Degrott. Mit diesen „enormen Persönlichkeiten“ sei sie auch nach der Weiterbildung in Kontakt geblieben. Ihre Versuche, andere Leute aus Luxemburg „da reinzubekommen“, seien bislang jedoch gescheitert.
Seitdem hat sich ihr Netzwerk noch vergrößert. Die Melinda & Bill Gates Foundation hat sie als „Goalkeeper“ (als Verfechterin der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen) identifiziert; sie sitzt im Verwaltungsrat der Apolitical Foundation, die Weiterbildungen für Politiker/innen anbietet, um ihnen zu zeigen, wie sie „den Menschen dienen können“, weil die Parteien das nicht täten, sagt Jana Degrott. Bei Toda’érs, einer privat-öffentlichen Organisation, die Airbus Intelligence dabei hilft, ihre Überwachungssatelliten umweltfreundlicher zu verkaufen, sei sie nur im Verwaltungsrat, weil sie den Gründer kenne, der wie ihre Mutter aus Togo stammt. Doch ihr Mandat laufe bald aus und sie habe dafür eh keine Zeit, sagt Jana Degrott.
Seit kurzem ist sie auch Mitglied der BMW Foundation Herbert Quandt, die „Responsible Leaders“ identifiziert und zusammenbringt – „Führungskräfte aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft, um wirtschaftliche Innovationen zu implementieren und (zu) skalieren“, heißt es auf der Webseite der Stiftung, durch „wirtschaftliche Transformation“ stärke sie Gesellschaften und Demokratien und lege den „Grundstein für eine gerechtere und lebenswertere Zukunft“. „Sou Leit wéi ech hunn d’Tendenz, e bëssen ëmmer an eise Burnout ze goen an ëmmer ze vill ze ginn an eis et net genuch zeréck ze ginn“, erklärt Jana Degrott. Um diesen Leuten zu helfen, habe die BMW-Stiftung kürzlich ein einwöchiges Event in der Nähe von Berlin organisiert, „eng mega Plaz“, wo sie mit anderen Leadern aus der ganzen Welt zusammen in den Wald gegangen sei und „spirituell Saachen“ wie Yoga gemacht und über Rituale geredet habe. „Et ass einfach fir dass mir erofkommen“. Es sei „mega“, weil es so ehrlich sei, man singe und koche zusammen und könne loslassen.
Was sind das für Leader? „Akteure, die sich einsetzen für Climate Change, Aktivist/innen, Unternehmer/innen, die der Welt Gutes tun wollen“, antwortet Jana Degrott. Kürzlich war sie mit ihnen auf der Münchener Sicherheitskonferenz, nicht auf der Konferenz selbst, sondern auf einem Hub daneben, aber „du warst dabei, hörst zu, hast Zugang“.
Ihr Wissen und ihre Erfahrungen, die Jana Degrott als Leaderin in wirtschaftsnahen Stiftungen sammelt, will sie künftig in Luxemburg weitervermitteln. Ihre „NGO“ We belong Europe will nach der internen „Restrukturierung“ ein neues Programm namens „Pow-Her“ anbieten. Es basiert auf einem Leadership-Programm der Obama-Foundation und soll Teenagern – Frauen und gender minorities zwischen 16 und 18 Jahren – soft skills vermitteln: „Wie rede ich vor Publikum, wie lerne ich mich kennen und so weiter.“ Die Anmeldung erfolgt über ein Motivationsschreiben, anschließend müssen sie zum Interview, Partnerorganisationen wie Lëtz Rise Up und Imani wählen 20 Kandidatinnen aus, die ein zehnmonatiges Programm durchlaufen. Es besteht aus einer Gruppensitzung pro Monat und zehn individuellen Coaching-Sessions. „The program aims to provide you with the necessary skills to influence society with confidence and ambition“, heißt es in einer Ankündigung auf Facebook. Am Ende erhalten die Teilnehmerinnen ein Zertifikat. Finanziert wird das Programm von der Fondation André Losch.
Daneben hält Jana Degrott Keynotes genannte Ansprachen auf Veranstaltungen von Firmen wie Deloitte und auf Business-Events von Delano und Paperjam, für die sie sich inzwischen bezahlen lässt. Sie könnte auch Leadership-Programme designen für Organisationen und Unternehmen im Bereich Diversity, Equality, Sustainability oder Belonging, sagt sie. Künftig will sie sich stärker für die Inklusion von Menschen mit Behinderung einsetzen.
Was auch an ihrem autistischen Bruder liegt. Er sei einer der Hauptgründe für ihr Engagement. Ihm gegenüber empfinde sie eine gewisse Scham, sie habe das Gefühl, sie sei immer vor seiner Behinderung und der damit verbundenen Last für ihre Familie davon gelaufen. Jana Degrott möchte „Handicap visibel maachen“, „Inclusioun in the City“, zum Beispiel mit einem Bistro für Behinderte, denen es in gewöhnlichen Cafés häufig zu laut ist. Sie will auch Menschen helfen, die wegen ihrer Behinderung finanzielle Nachteile haben und ihren Job nicht mehr ausüben können, weil die Infrastruktur dazu fehlt. Intersektionalität ist ein Begriff, den sie häufig gebraucht.
Klassismus ist hingegen ein Wort, das in ihrem Sprachgebrauch nicht vorkommt. Sie begründet das damit, dass man mit akademischen Diskussionen die Menschen verlieren würde: „Dee schwätzt mer ze komplizéiert, dat verstinn ech net, dann ass dat näischt fir mech“, würden sie sagen. Sie selbst möchte so viele Menschen wie möglich ansprechen.
Anders als das vieler Weggefährt/innen, die sich ebenfalls gegen Diskriminierung und Klimawandel oder für Gender Diversity einsetzen, ist Jana Degrotts Engagement prokapitalistisch. Sie verfolgt einen individualistischen, meritokratischen Ansatz, der einzelnen Personen den sozialen Aufstieg ermöglicht, die dann als wirtschaftliche oder politische Leader die Welt verändern sollen. Die globale Armutsbekämpfung durch die Umverteilung von Reichtum gehört nicht zu ihren Forderungen. Sie verlangt keinen „System Change“, sondern kooperiert mit dem System. Ihr Ziel ist es, den Kapitalismus inklusiver zu machen: „Wann een Jobs kreéiert fir jiddereen, mat Accès fir jiddereen, da sinn d’Leit zefridden, si fillen sech zougehéireg, si kënnen deelhuelen.“
Sie sei in der DP, weil sie nicht immer am gesellschaftlichen Rand kämpfen wolle, sagt Jana Degrott. „Wir haben es verdient, auch diese Räume, die demokratischen Institutionen zu infiltrieren, und zu verändern, was als normal betrachtet wird.“ Diskussionen über Diskriminierung und die Probleme, denen Menschen auf dem Arbeits- oder Wohnungsmarkt begegnen, sollten auch in der liberalen Partei stattfinden. „Ich bin die in der DP, die diesen Menschen glaubt und nicht sagt, sie würden sich als Opfer darstellen. Ich habe ja beide Seiten in mir.“
Des Risikos von „Tokenism“ ist sie sich durchaus bewusst. Deshalb sei es vielleicht an der Zeit, dass „ech e bëssen aus menger Nisch erauskommen“. Über den Einzug ins EU-Parlament würde sie sich freuen, „ech sinn awer net presséiert“. Sie habe genug Expertise, um sich weiter in anderen Bereichen zu engagieren. Schon 2023 hatte sie Zweifel daran, „ob ech wierklech déi Persoun sinn, déi d’Leit wëllen op der Lëscht gesinn“. Bisweilen habe sie sich gefragt, ob sie überhaupt dazu gehöre. Ihr Engagement sei nicht immer einfach, aber „dass ech dee Kampf an déi Inconfortabilitéit akzeptéieren, mécht mech stolz“.
Ihre Präsenz in der DP gebe anderen Leuten Hoffnung, sagt Jana Degrott. Sie sei noch jung, in der Politik habe sie sich stark gemacht für junge Menschen und Frauen in ihrer Gemeinde. Doch wenn sie älter werde, würde sie sicherlich empfänglicher für andere Themen. Ihr politisches Engagement und die Plattformen, auf denen sie aktiv ist, geben ihr eine Lebensberechtigung, sie legitimierten ihren „change making“: „Soss bass de einfach just wibbeleg, that‘s it.“