Nic Etgen, Landwirt und Präsident der Jagdsyndikatevereinigung FSCL, hat sich für höhere Abschusszahlen beim Wild ausgesprochen. Wegen der Wildschäden komme zum Beispiel die Verjüngung des Eichenbestandes kaum voran: „Soubal d’Eeche kengen, ginn se ratzfatz wech gebass“, so der Bruder des DP-Abgeordneten Fernand Etgen (DP) gegenüber dem Land.
Auch die Naturverwaltung will die Bestände von Reh-, Rot- und Schwarzwild mit „fachgerechter Jagd“ senken. Um eine verschärfte Bejagung zu legitimieren und das Image der Jagd aufzupolieren, wird die FSCL auf dem Wochenmarkt in Luxemburg-Stadt am morgigen Samstag, 4. Mai, eine staatlich unterstützte Werbekampagne starten: „Weid, gutt fir mech, gutt fir de Bësch“ lautet der Slogan der Aktion. Mit den Vorzügen von Wildfleisch – reich an Vitamin B, Eisen und Zink – will die FSCL für einen ganzjährigen Wildfleisch-Konsum aus der heimischen Jagd plädieren.
Die Naturverwaltung wiederum moniert: Insbesondere das Wildschwein vermehre sich „scheinbar ungebremst weiter“. Von Seiten des Umweltministeriums heißt es nun, Kastenfallen seien eine „diskussionswürdige Option“, wie Claude Origer, der in der Direktion Naturschutz, Wald und Wasser des Umweltministeriums für die Jagd zuständig Beamte auf der Generalversammlung der FSCL sagte. Bei der Versammlung referierte auch der Biologe Ulf Hohmann, Leiter des Forschungsbereichs für Waldentwicklung im pfälzischen Trippstadt zu den Vor- und Nachteilen von Fangvorrichtungen. Ein großes Hindernis sei die Intelligenz von Wildschweinen, so Hohmann: Im Laufe der Zeit lerne das Schwarzwild des Standortes „dazu“ und laufe nicht mehr in die Fallen, wird der Biologe im Letzebuerger Bauer zitiert.
Das kommt dem Jägerverband Fédération Saint-Hubert des Chausseurs du Grand-Duché (FSHCL) wohl gelegen. Denn am Montag meinte dessen Generalsekretär Richard Frank gegenüber dem Wort, Fanggehege hätten „mit Jagd nichts mehr zu tun“. Die FSHCL will auf freilaufendes Wild schießen.
Unbekannt ist, welche Bestandsdichte an Wild die Naturverwaltung, die Waldbesitzer und die Jäger genau regulieren wollen. Gezählt wurden Rehe, Hirsche, Hasen und andere Wildtiere noch nicht. Vielleicht wird das in den kommenden Jahren mit Drohnen geschehen. Das Statec informiert lediglich über Abschusszahlen: In der Jagdsaison 2015/16 wurden 4 900 Wildschweine erlegt. Sieben Jahre später waren es 6 530. Weitere Unbekannte könnten dem Regulierungs-Enthusiasmus jedoch zusetzen, wie der jährliche Futteranteil, der in Abhängigkeit von klimatischen Bedingungen schwankt. Außerdem kann der Eingriff in ein Ökosystem zu Verhaltensänderungen bei Wildtieren führen, die kein Regulierer beabsichtigt hat.