Gerade noch waren die Witzkanonen angeworfen, knallbunte Panzer rollten durch die Hochburgen des Frohsinns, das Schnellfeuerwerk der gnadenlosen Lustigkeit ratterte. Während der deutsche Bundeskanzler Granaten tätschelte und den Spaten in ein Erdreich rammte, dem alsbald, wie unpoetisch, ein Munitionswerk entwachsen sollte.
Wer von uns Verweichlichten hätte gedacht, dass er/sie solch sperrig-archaischen Wortgetüme noch mal in den Mund nehmen würde! War das nicht mal ziemlich out? Sie klingen, so dachten wir etwas voreilig, doch recht deplatziert im dritten Jahrtausend. So wie Thyssen Krupp, wie Schützenpanzer, Kampfpanzer, Minenräumpanzer. So wie Schützengräben. So wie Ratten in Schützengräben. So wie umzingelte Stadt, so wie Feldlazarett. Kannte man aus dem Gallischen Krieg und aus Im Westen nichts Neues, all das doch schon eine Weile her.
Es gibt aber auch zutiefst Schönes in dieser neuen uralten Sprachwelt. Zum Beispiel der von Olaf Scholz zitierte Spruch von den Allen für Einen und von dem Einen für Alle. Das klingt so rührend pfadfinderisch loyal, derart treuherzig spricht Olaf Scholz hier von der Nato, dass einer die Zähren über das zerfurchte Antlitz rinnen, nie wieder wird sie schlecht über die Nato reden. Und schon nennt der ukrainische Präsident den deutschen Kanzler Anführer und die Rüstungsunternehmer freuen sich über die Führungsrolle. Und hatte nicht schon im Oktober der General a.D. Roland Kather von seinem größten Vergnügen geschwärmt, nämlich dem, sich in einem deutschen Rüstungskonzern zu befinden? Davon, mit welcher Begeisterung und welcher Hingabe, wie er sich begeistert ausdrückte, die Männer und Frauen dort in drei Schichten arbeiten.
Wir leben nicht in Friedenszeiten! sagt der deutsche Kanzler noch, für alle die es immer noch nicht gecheckt haben, solche aus meiner Degeneration zum Beispiel, realitätsferne Boomer/innen, denen noch nie Schrapnell, aus welcher literarischen Quelle kommt das jetzt angeflogen?, um die Ohren gezischt ist. Die Tauben und Regenbögen im Kopf haben und sich einst vorstellten, es wäre Krieg und keiner würde hingehen. Es war aber kein Krieg. Zumindest nicht da, wo sie waren. In jener guten alten Zeit war die Nato böse, Amerika sowieso, alle kannten sich aus und die Welt war in Weltordnung. Und die Guten und Richtigen waren Pazifist/innen, außer wenn sie im Dschungel gegen den Imperialismus kämpften, aber das kam eher selten vor, und niemand hätte sie dafür in die berühmte rechte Ecke gestellt, die jetzt schon sehr voll ist.
War doch wirklich nett die letzten fünfzig Jahre, dämmert es ihnen plötzlich angesichts grüner Politiker/innen, die neben Panzern strahlen, angesichts von Journalist/innen, deren Stimmen sich überschlagen beim Aussprechen des Wortes Krieg, angesichts von Talkshow-Gästen die einander nach Moskau schicken damit sie endlich wissen was Sache ist. Ein CDU- Politiker und Oberst a.D. ruft gar exaltiert ins Wohnzimmer, man müsse den Krieg nach Russland tragen. Ins Reich des Bösen. Des personifizierten Bösen. Der gerade erst einen strahlenden Helden umgebracht hat, so dass alle jetzt noch beklommener ostwärts schauen ins Schwarz der Polarwolfnacht. Den sterbenden Helden der eigenen Werte haben sie gerade nicht auf dem Schirm.
Kriegsbesoffen nennt das Sahra Wagenmagd, gerade rollte sie noch mit Puppe Putin im Nacken auf einem knallbunten Panzer neben Alice Weidel durch eine Hochburg des Frohsinns. Andere sprechen lieber von Kriegstüchtigkeit, das Wort Kriegswirtschaft hingegen wird eher zögerlich verwendet, es wird einfach nicht populär. Sehr beliebt ist aber derzeit ein Zitat, auch schon etwas älteren Ursprungs, in dem Friedwilligen geraten wird, den Krieg doch schon mal vorzubereiten.
Und dann, nach all den Panzern, Haubitzen und Kanonen, nach all den Leoparden, Mardern, Drohnen, Dachsen, Wisenten und Tauros, nach all den Mehrfachraketenwerfern und Fliegenabwehrraketen kommt auch sie ins Spiel. Die gute alte altmodische Atombombe. Vielleicht schafft sie es ja.