Wandjangen (I) Vor dem Petinger Bahnhof steht seit einem Jahr eine Skulptur der Bildhauerin Yvette Gastauer-Claire. Sie zeigt den hochnäsigen Wandjang, mit Schnurrbart, Mütze, in blauer Uniform mit gelbgoldenen Knöpfen. Mit dem Begriff Wandjang (Wichtigtuer), der heute noch in der in Petingen weit verbreiteten Karneval-Folklore gebräuchlich ist, haben die alteingesessenen Bewohner/innen etwas abschätzig die Eisenbahner bezeichnet, die sich vor 150 Jahren in ihrer Ortschaft niederließen, nachdem sie Sitz der Chemins de fer Prince Henri geworden war. Die Eisenbahner verdienten besser als die Bauern, die Grubenarbeiter und später die Schmelzarbeiter, die vornehmlich in den bis 1769 noch zu Frankreich gehörenden Ortschaften Rodange und Lamadelaine lebten. Und sie hatten schönere Häuser.
Viele alte Häuser wurden in den vergangenen Jahrzehnten abgerissen und durch seelenlose Residenzen ersetzt. Zur ästhetischen Aufwertung der Gemeinde hat das nicht beigetragen. Zum Wachstum schon. Und es hat das Parkplatzproblem entschärft (wenn auch längst nicht gelöst), denn die Eisenbahnerhäuser hatten keine Garage, weil ihre Besitzer mit dem Zug fuhren. Kaum eine Gemeinde in Luxemburg ist so gut an das Schienennetz angebunden wie Petingen.
Mit über 20 000 Einwohner/innen ist die Gemeinde im südwestlichen Dreiländereck die fünftgrößte Luxemburgs – knapp hinter Düdelingen. Seit 1991 ist die Bevölkerungszahl um 66 Prozent gestiegen, um über 25 Prozent alleine in den letzten zehn Jahren. Bürgermeister Pierre Mellina (CSV) und Schöffe Romain Mertzig (LSAP) führen das Problem mit den Residenzen gegenüber dem Land auf den PAG von 1993 zurück, der eine dichte Bebauung erlaubt habe. Eigentlich sollte der PAG die Bebauung in der Gemeinde regulieren, denn damals, vor 30 Jahren, standen der frühere LSAP-Bürgermeister Armand Kaiser und der langjährige CSV-Schöffe Roland Breyer im Verdacht, sich als öffentliche Mandatsträger Vorteile für ihre gemeinsame Immobilienfirma verschafft zu haben (was aber bei einer Untersuchung des Innenministeriums nicht nachgewiesen werden konnte). Norbert Campagna, der damals für die Gap im Gemeinderat saß, deckte offenbar „wiederholt Versuche lokaler Promotoren auf, gewinnträchtige Operationen in die Wege zu leiten“ (d’Land, 10.09.1993).
Ähnliche Unterstellungen werden heute von den Piraten geäußert. Gemeinderat Marc Goergen sagt dem Bürgermeister „gute Beziehungen“ zu einem lokalen Promotor nach. Die Gemeinde veräußere Bauland, das in ihrem Besitz sei, zu einem Spottpreis, damit Privatpersonen dort bauen könnten, heißt es in einer Broschüre, die die Piraten im Februar in Petingen verteilten. In Rodange hatte der Schöffenrat ein Grundstück für eine Million Euro an einen Bauherren verkauft, der darauf Wohnungen und ein Parkhaus errichtete. Das Parkhaus hat die Gemeinde anschließend für eine Million Euro zurückgekauft, während der Bauherr für die Wohnungen „grousse Profit“ eingestrichen habe. „Mat eis Piraten géifen et keng esou Deals tëscht dem Schäfferot an de Promoteure ginn!“, behaupten sie in ihrer Wahlbroschüre. Die Grünen bemängeln ihrerseits, dass Baugenehmigungen vom Bürgermeister zu schnell ausgestellt würden, ohne vorher zu prüfen, ob Quellen dort fließen. Das habe dazu geführt, dass mancherorts Probleme mit Feuchtigkeit entstanden seien, gebietsweise müsse Wasser mit Pumpen aus Kellern und Garagen entfernt werden.
Verdrängung 2017 hat der Gemeinderat einen neuen PAG angenommen, der dichte Bebauuung nur noch im Zentrum von Petingen und Rodange erlaubt. Seit er in Kraft ist, sei das Wachstum zurückgegangen, sagt Pierre Mellina im Gespräch mit dem Land. 2020 zählte die Gemeinde 500 neue Einwohner/innen, 2021 waren es 300, 2022 nur noch noch 159. In den vergangenen Jahren waren Wohnungen in Petingen im Vergleich zu vielen anderen Gemeinden für die Mittelschicht noch erschwinglich. Der Verdrängungseffekt, der dadurch stattgefunden hat, lässt sich anhand von Zahlen des Statec beobachten: 2021 zogen mehr Petinger ins Ausland als Menschen aus dem Ausland nach Petingen (die Gemeinde hatte das höchste negative internationale Migrationssaldo Luxemburgs). Gleichzeitig zogen 319 Menschen aus anderen luxemburgischen Gemeinden zu (in Differdingen, Petingen und Käerjeng war das Binnenwanderungssaldo am höchsten).
Weil Petingen vor zwei Jahren die 20 000-Einwohner/innen-Marke überschritten hat, sind am 11. Juni erstmals 19 statt 17 Sitze im Gemeinderat zu vergeben. Der Piraten-Abgeordnete und Gemeinderat Marc Goergen (38) und sein Team haben vor einigen Wochen direkt gegenüber vom Rathaus ein holzvertäfeltes Lokal in einem Neubau angemietet, das Bürger/innen bis zu den Gemeindewahlen offen steht. Der pensionierte Totengräber Jean-Pierre Ecker sitzt am Montagnachmittag am Empfang. „Zufällig“ kommt gerade Marc Goergens Mutter, Sylvie Kohl, in Begleitung einer portugiesischen Dame vorbei, um ihr dabei zu helfen, sich noch kurz vor Ablauf der Frist in die Wählerlisten einzutragen. Die Piraten, die 2017 bei ihrer ersten Kandidatur gleich zwei Mandate errungen hatten, wollen ihr Resultat weiter verbessern und zweitstärkste Kraft werden.
Zweitstärkste Partei ist bislang immer noch die LSAP. Jahrzehntelang hatten die Sozialisten die absolute Mehrheit in der größtenteils von Eisenbahnern (Petingen) und Schmelzarbeitern (Rodange) bewohnten Gemeinde verteidigt. 1987 verloren sie die Wahlen und mussten als Juniorpartner eine Koalition mit der CSV eingehen. 1993 konnte die LSAP sich mit Roger Klein wieder durchsetzen und ging ein Bündnis mit den Grünen ein. Der Philosophielehrer Norbert Campagna wurde Schöffe, trat aber im August 1995 aus beruflichen Gründen zurück. Weil der andere grüne Gemeinderat, Romain Becker, nicht Schöffe werden wollte, zerbrach die Koalition und die LSAP ging für den Rest der Legislaturperiode ein Bündnis mit der DP von Arsène Stracks ein. 1999 erlitt die LSAP ein Debakel. Die CSV errang mit dem 1988 in den Gemeinderat gewählten Jean-Marie Halsdorf die absolute Mehrheit, die LSAP musste erstmals in die Opposition. Seit 2011 ist sie zwar wieder im Schöffenrat, verliert seit 2005 aber stetig an Zustimmung und hat seit 2017 nur noch vier Sitze. Innerhalb der Sektion gibt es offenbar Meinungsverschiedenheiten zwischen portugiesisch- und luxemburgisch-stämmigen Parteimitgliedern.
Romain Mertzig (58) kam 2010 zur LSAP. 2011 schaffte der frühere Briefträger, Wirt und Adem-Placeur gleich den Sprung in den Schöffenrat. Heute arbeitet er im Sekretariat des Ombudsman. Mertzig gilt in der LSAP als Einzelkämpfer. Seit über zehn Jahren verteilt er an Neujahr an sämtliche Haushalte kleine Kalender mit seinem Konterfei, jedoch ohne Parteilogo. Als politischer Quereinsteiger habe er sich in der LSAP durchsetzen müssen, erzählt der Schöffe dem Land, Unterstützung aus der Partei habe er kaum erfahren. Kritiker/innen berichten, dass er im Schöffenrat „viel schlucken“ müsse, kaum eigene Akzente setze, und sie halten ihm vor, lediglich Mehrheitsbeschaffer für die CSV zu sein.
Wandjangen (II) Die CSV herrscht seit 1999 ununterbrochen in Petingen. Als Jean-Marie Halsdorf 2004 Innenminister und Minister für Landesplanung wurde, übernahm sein Partei- und Jugendfreund Pierre Mellina (66) das Bürgermeisteramt. Beide gingen gemeinsam zur Schule und spielten beim Ingenieursverein FC Chiers Rodange in einer Mannschaft. Noch heute fahren sie zusammen in Urlaub, ihre Kinder studieren an derselben Uni. Seit 19 Jahren regiert Mellina Petingen als Patriarch. Kein Bürgermeister vor ihm war länger im Amt. Im Juni tritt er zwar noch einmal als Stimmenfänger an, doch in den Schöffenrat will er nicht mehr – selbst wenn er auf der CSV-Liste den ersten Platz belegen sollte, wie er gegenüber dem Land betont. Spitzenkandidaten sind Jean-Marie Halsdorf (66) und der Wirtschaftslehrer André Martins Dias (36), der vor zwei Jahren als Kassenwart des CSV-Frëndeskreess in der Affäre um Frank Engel mit angeklagt war. Der Plan der CSV ist, dass Halsdorf Bürgermeister wird und das Amt nach zwei oder drei Jahren an den 30 Jahre jüngeren Martins abgibt. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass Martins Zweitgewählter wird. Sollte er bei den Wahlen hinter der aktuellen Schöffin Raymonde Conter-Klein landen, soll Halsdorf bis 2029 Bürgermeister bleiben. Die CSV will unbedingt verhindern, dass die 78-jährige Conter-Klein Bürgermeisterin wird; freiwillig auf ihren Anspruch verzichten will sie offenbar nicht. Mit dem Erzieher Patrick Arendt (37) und der Leiterin des Service des Sports der Stadt Differdingen, Maria Agostino (47), hat die CSV zwei weitere Hoffnungsträger, die schon im Gemeinderat sind.
Agostino heißt auch die neue Spitzenkandidatin der DP. Mit Maria von der CSV ist Barbara von der DP nicht verwandt. Die Liberalen, die bereits von 2005 bis 2011 mit der CSV in Petingen regierten, möchten zurück in den Schöffenrat. 2017 waren sie mit Marie-Louise Bouché-Berens (71) von 9,9 auf 4,8 Prozent abgestürzt, hatten ihren einzigen Sitz aber verteidigt. Mit ihr wolle die DP sich bei den Wähler/innen nun „besser verkaufen“, sagt Barbara Agostino (40). In Rodange aufgewachsen (ihre Großeltern betrieben dort ein Café), kandidierte sie 2005 für die Grünen bei den Gemeindewahlen in Petingen und belegte den vierten Platz. Danach zog sie zu ihrer heutigen Ehefrau, der grünen Europaabgeordneten Tilly Metz, die damals Bürgermeisterin von Weiler-la-Tour war. 2011 siedelten beide in die Hauptstadt um, wo Agostino sich der DP anschloss, für die sie 2017 bei den Gemeindewahlen und 2018 (im Südbezirk) bei den Kammerwahlen kandidierte. Den Einzug ins Parlament verpasste die frühere Tennis- und Fußballnationalspielerin nur knapp. Ihr Kindertagesstätten-Imperium, das die ausgebildete Erzieherin seit 2011 aufgebaut hatte, verkaufte sie 2019 an die französische Kette People & Baby. Vor einem Jahr kehrte sie nach Rodange zurück (Tilly Metz wohnt weiterhin in der Hauptstadt), im Juni will sie in den Petinger Gemeinderat und im Oktober in die Abgeordnetenkammer einziehen. Paperjam verriet sie letztes Jahr, ihr Traum sei es, Bildungsministerin zu werden.
Mit Barbara Agostino könnte die DP eine ernsthafte Konkurrentin für die Grünen werden, die in Petingen zwar engagiert sind und viele Ideen haben, sich seit 20 Jahren aber personell kaum erneuert haben und eher zurückhaltend auftreten. Romain Becker (58) ist seit 1995 quasi ununterbrochen im Gemeinderat (außer von 1999 bis 2005, als die Grünen keine Liste hatten), Romain Scheuer (57) seit 2011. Beide werden in diesem Jahr erneut als Ko-Spitzenkandidaten antreten, gemeinsam mit der Privatbeamtin Michèle Machado (43) und der Musiklehrerin Kim Scheiden (39).
Noch nie im Petinger Gemeinderat war die Linke, die schon 1999 und 2017 antrat. Mit der diplomierten Sophrologin, Bachblüten-Beraterin und OGBL-Gewerkschafterin Sonia Neves (44), die 2019 in die Salariatskammer gewählt wurde, und dem Parteikoordinator der Linken, Ben Muller (25), rechnet sie sich aber Chancen auf einen der beiden zusätzlichen Sitze aus. 2017 hatte sie nur 0,8 Prozent weniger Stimmen als die DP erhalten. Die Sektion habe in den vergangenen sechs Jahren auch ohne Mandat überlebt und per Pressemitteilungen auf sich aufmerksam gemacht, sagt der frühere Landesverband-Präsident Jean-Claude Thümmel (64), Kandidat bei den Gemeindewahlen und Mitglied der Nationalen Koordination der Linken: „Wir hätten einen Sitz verdient.“
Dallas Einen Sitz möchte auch Joe Thein (31), der schon von 2011 bis 2017 für die ADR im Petinger Gemeinderat saß, im März 2017 jedoch aus der Partei ausgeschlossen wurde, weil er den Kommentar einer Person auf der Facebook-Seite des Abgeordneten Fernand Kartheiser geliked hatte, demzufolge LSAP-Außenminister Jean Asselborn wie der ermordete US-Präsident John F. Kennedy „mat engem décapotablen Auto durch Dallas gefouert“ werden solle. Kurz danach gründete Thein mit Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten Déi Konservativ, die 2017 in Petingen aber nur auf 2,4 Prozent kam. Dieses Jahr tritt die „liberal-konservative“ Partei in zwei Gemeinden – Petingen und Differdingen – an. Ihre schärfste Konkurrentin dürfte die ADR sein, die 2017 2,9 Prozent erreicht hatte, dieses Jahr jedoch mit 13 Kandidat/innen nur eine unvollständige Liste aufbieten kann. Die Schlammschacht zwischen den beiden rechtsradikalen Parteien hat schon diese Woche begonnen, als ADR-Spitzenkandidat Jean-Marie Kalmus (61) der Partei von Joe Thein (ohne sie namentlich zu nennen) in einem Facebook-Video vorwarf, Kandidat/innen in der Gemeinde angemeldet zu haben, die eigentlich in der belgischen Grenzre-gion wohnten. Tatsächlich finden sich auf der Liste von Déi Konservativ vier Kandidat/innen, die offenbar alle im selben Einfamilienhaus in Lamadelaine leben. Auf Land-Nachfrage erklärt Thein, es handle sich um eine Wohngemeinschaft, und bezeichnet Kalmus‘ Aktion als „Stasi“-Methode.
Bei so viel politique politicienne riskieren die Inhalte in Petingen manchmal zu kurz zu kommen. Eines der Hauptthemen in der Gemeinde sind die Autos, die sich insbesondere zu den Spitzenzeiten durch die Straßen drängen. Der Bau der Collec-
trice vor 30 Jahren hat nur wenig Entlastung gebracht. Während Grüne, Piraten und Linke sich eine Verkehrsberuhigung der Hauptstraße (Route de Luxembourg und Route de Longwy), mehr Begrünung und sichere Radwege wünschen, die auch die lokale Geschäftswelt wiederbeleben könnten, schieben die Mehrheitsparteien CSV und LSAP die Schuld auf den grünen Transportminister François Bausch. Die Regierung müsse die Collectrice auf vier Spuren ausbauen und den Kreisverkehr an der Porte de Lamadelaine durch einen Tunnel (CSV) oder eine Brücke (LSAP) erweitern. Eine große Tankstelle an der Avenue de l’Europe soll verhindern, dass LKW einen Umweg durch Rodange fahren, um an einer der zahlreichen Zapfsäulen an der Grenze zu tanken. Wegen der gestiegenen Dieselpreise scheint der Tanktourismus in den letzten Monaten ohnehin zurückgegangen zu sein, sodass unklar ist, ob die „Mega-Tankstelle“ (Piraten) überhaupt noch gebraucht wird. Die Verkehrsberuhigung der Hauptstraße, die durch die Ortschaften führt, könne die Gemeinde nicht beschließen, weil es eine Staatsstraße ist, sagt Mellina.
Für Aufregung hatte in den letzten Monaten der Protest von zwei Bürgerinitiativen gegen eine Edeljugendherberge am Doihl in Rodange gesorgt. Die Umklassierung des Grundstücks in eine Freizeitzone war 2011 und das Projekt 2019 vom Gemeinderat angenommen worden. Um Einspruch zu erheben, sei es jetzt zu spät, urteilt der Bürgermeister, die Baugenehmigung sei im Februar ausgestellt worden. Diese Ansicht scheinen alle Parteien mehr oder weniger zu teilen. Kritisch äußern Oppositionsparteien und Linke sich hinsichtlich der Wellness-Anlage, die an das Hotel angegliedert werden soll (die Grünen fordern mehr Informationen). Mellina rechtfertigt das Projekt damit, dass das Schwimmbad Piko, das zurzeit renoviert wird (laut Opposition wegen Feuchtigkeitsproblemen), nach seiner Fertigstellung nicht mehr über eine Saunalandschaft verfügen werde. Deshalb soll der geplante Wellnessbereich nicht nur Hotelgästen, sondern auch den Einwohner/innen der Gemeinde offen stehen. LSAP-Rat Marco Stoffel wünscht sich, dass die Gemeinde die Sauna später in Eigenregie betreibt und nicht an eine private Firma outsourct. Oppositionsparteien und Linke bemängeln vor allem die schlechte Kommunikation des Schöffenrats, der die Anwohner/innen nicht ausreichend über die Projekte informiert habe.
Sorgen bereitet den Petingern auch die Sicherheit in ihrer Grenzgemeinde. Deshalb wünschen sich fast alle Parteien ein Polizeikommissariat, das rund um die Uhr geöffnet hat und auch für die Nachbargemeinde Käerjeng zuständig ist. Zwar existiert eine Anlaufstelle im Zentrum von Petingen, doch die ist nur von 13 bis 15 Uhr besetzt. Bislang scheiterte das Vorhaben offenbar daran, dass Polizeiminister Henri Kox (Grüne) kein geeignetes Grundstück finden konnte. Die Linke weist als einzige Partei darauf hin, dass Sicherheit sich nicht nur auf Kriminalität beziehen, sondern allgemeiner gedacht werden sollte und auch Verkehrssicherheit einschließen müsse.
Wandjangen (III) Trotz der ungelösten Probleme in Petingen zweifelt kaum jemand daran, dass die CSV ihre Vormachtstellung verteidigen wird. Die Frage, die viele sich stellen: Kann sie die absolute Mehrheit zurückgewinnen oder wird sie einen Koalitionspartner brauchen? Sollte letzteres Szenario eintreten, gibt es genug Anwärter/innen, die bereit wären, mit Jean-Marie Halsdorf ein Bündnis einzugehen. Die Grünen gehören wegen programmatischer Differenzen wohl nicht dazu. Die Linke ebenfalls nicht, die sich wie Déi Konservativ und ADR schon über einen Sitz freuen dürften. Mit der LSAP als Koalitionspartner ist die CSV eigentlich zufrieden, auch weil sie kaum eigene Ansprüche stellt. Marc Goergen verspricht, dass die Piraten ihre Forderungen nach mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung umsetzen würden, wenn sie mitregieren dürften. Erfolgreicher als in Petingen sind sie bislang nur in Remich. Ein dritter potenzieller Koalitionspartner wäre die DP, deren Spitzenkandidatin Barbara Agostino zwar halbwegs prominent sein mag, jedoch erst seit einem Jahr wieder in Rodange wohnt und sich inhaltlich vor allem am Rahmenwahlprogramm ihrer Partei orientiert: Um die Wohnungsnot zu bekämpfen, schlägt die Erzieherin etwa vor, dass die Gemeinde an Mindestlohnempfänger/innen zeitlich begrenzt Wohnungen unter dem Marktpreis vermieten könne. Die Differenz sollten sie sparen („anstatt sich einen teuren Fernseher oder ein Auto zu kaufen“), damit sie innerhalb von zwei Jahren genug Eigenkapital hätten, um bei der Bank ein Darlehen für eine eigene Wohnung zu bekommen. Für diesen Vorschlag hätte man sie vor 100 Jahren in Petingen wahrscheinlich als Wandjang beschimpft.