Nur rund 15 Hausärzt/innen haben bislang die Software zur Nutzung des Paiement immédiat direct (PID) in ihrer Praxis installiert, bestätigte Gesundheits- und Sozialministerin Martine Deprez (CSV) am Dienstagnachmittag in ihrer Antwort auf eine mündliche parlamentarische Anfrage des Piraten-Abgeordneten Sven Clement im Parlament. Grund dafür seien „sowohl technische als auch menschliche Probleme“, meinte Deprez, die offensichtlich Schwierigkeiten hatte zu erklären, worin diese denn bestünden. Sie habe am Morgen die AMMD getroffen, die „die andere Hälfte“, die zum PID passt, mit entwickelt habe, und dieses Dossier sei ins Stocken geraten, meinte die Ministerin. Das PID sei „die obere Hälfte des Kreises“, die „untere Hälfte des Kreises“, die noch fehle, sei „en Outil, dee wéi den DHN funktionéiert“.
DHN ist aber kein „Outil“, sondern eine von der AMMD mitgegründete, verschuldete Firma, die bei der Umsetzung des PID Exklusivrechte beanspruchte. Da Deprez‘ sozialistische Vorgänger/innen Paulette Lenert und Claude Haagen DHN diese Exklusivrechte in einem freien Markt verwehrten, verließ die AMMD nicht nur den Verwaltungsrat der Agence E-Santé, sondern drohte auch mit Boykotten in CNS-Gremien und warf der LSAP-Gesundheitsministerin im Verbund mit der CSV wiederholt vor, eine „planwirtschaftliche“ Politik zu betreiben. Da das PID aber tatsächlich auch ohne Zutun von DHN einwandfrei funktioniert und nicht bekannt ist, worum es sich bei diesem „Outil“ in der „unteren Hälfte des Kreises“ genau handelt, sind – oder waren – die Probleme wohl eher menschlicher und politischer als technischer Natur: Martine Deprez hat sich von der AMMD vielleicht nur einen Bären aufbinden lassen.
Dass so wenige Hausärzte das PID bislang nutzen, könnte einerseits daran liegen, dass die dafür zuständige Firma erst im Oktober mit der Installation begonnen hat. Andererseits scheinen viele Ärzte insgesamt eher technikskeptisch eingestellt zu sein: Als DHN im Herbst 2021 seine Gesondheetsapp zur Umsetzung des Remboursement accéléré lancierte, konnte die AMMD nicht einmal ihre Mitglieder davon überzeugen, dieses System zu nutzen. Lediglich 102 Ärzt/innen ließen die dazu passende Software in ihrer Praxis installieren, tatsächlich genutzt wurde sie aber nur von 39 und von denen nicht einmal besonders häufig.
Schon damals hatte die AMMD dem Staat, der CNS und der Agence E-Santé vorgeworfen, ihr digitales System zu sabotieren, weil die CNS eine eigene App für das Remboursement accéléré entwickelt hatte. Da mit Martine Deprez nun die CSV die Gesundheits- und Sozialministerin stellt, könnten die menschlichen und politischen Probleme mit der AMMD vielleicht bald gelöst sein. Der Ärzte-
verband berichtete auf X von sehr konstruktiven Diskussionen. Gespannt sein darf man jedoch darauf, wie Deprez DHN in das noch ausbaufähige PID-System einbinden wird. Das nächste Treffen zwischen ihr und dem Ärzteverband soll im Januar stattfinden.