Die Theke, der Kühlschrank, die paar Tische und Stühle sind spartanisch. Das Subway-Lokal ist eng und spärlich beleuchtet. Eine Verkäuferin und ein Verkäufer mit Gummihandschuhen schneiden hinter der Theke Stangenbrote auf. Nach Wunsch der Kunden belegen sie die Brote mit Tomaten, Gurken, Käse, Hähnchen oder Thunfischsalat.
Die Angestellten sollen durchschnittlich 20 Brote pro Stunde belegen, in einen Bogen Papier einschlagen und verkaufen. Das haben Tayloristen für Subway ausgerechnet. Der Mindestlohn liegt bei 12,7 Euro die Stunde. Der Preis von drei Broten. In Teilzeit reicht das nicht zum Leben. Doch belegte Brote werden in der Mittagsstunde und am Abend verkauft. Dazwischen sind die Lokale leer.
Die Angestellten zählen zur schlechtest bezahlten Schicht der Arbeiterklasse. Sie sind wie Sushi-Boten, Türsteher und Einparker unsichtbare Zulieferer zum Erfolg höherer Schichten. Manche hat es hierher verschlagen auf der Flucht vor der Arbeitslosigkeit in den verwüsteten Industriestädten Lothringens.
Den Kunden geht es wenig besser. Sie kommen zu Subway, um für vier oder fünf Euro satt zu werden, 3,99 Euro das Tagesangebot. Vielleicht noch ein Pappbecher Limonade. Die Brote sollen gesünder sein als Hamburger. Man gönnt sich ja sonst nichts. Die Mittagspause ist knapp bemessen.
Der Firmenname, die rote Leuchtschrift „OPEN“ und die braune Ziegelsteinwand sind sehnsüchtig amerikanisch wie im Kino. Notfalls kann die Ziegelsteinwand eine Fototapete sein. Subway-Lokale öffnen in der Nähe von Büroklötzen und Schulen. Viele Kunden sind Jugendliche.
Anfang 2013 hatte Subway stolz gemeldet: „Le 14ème restaurant SUBWAY® au Luxembourg a ouvert ses portes et se réjouit de votre visiste.“ 2017 waren es noch elf, 2018 acht und heute sieben. In der Hauptstadt, in Düdelingen, Foetz, Esch-Belval und Echternach.
Subway ist ein Familienunternehmen aus Milford in Connecticut. Es verkauft keine Brote, sondern eine Marke. „[L]a propriété intellectuelle représente un facteur clé de croissance économique […] fondée sur la connaissance et l’innovation“, versprach das Finanzministerium im Motivenbericht zur Reform der Patent Box (S. 10).
Wer ein Subway-Lokal eröffnen will, zahlt zuerst 10 000 Euro Lizenzgebühr. Dann bekommen sie und er das Abrechnungssystem der Firma und das Belegen von Broten erklärt. Die Lokale werden von „development agents“ in Deutschland kontrolliert. Diese unterstehen einer Zentrale in den Niederlanden. Zur Abschreckung Unzufriedener sollen Rechtsstreitigkeiten in New York ausgetragen werden.
Die lokalen Geschäftsinhaber sind angehalten, um die 150 000 Euro in ihren Laden zu investieren. Mangels Eigenkapital leihen und leasen sie das Gros bei der Bank. Ab dem ersten belegten Brot müssen sie 12,5 Prozent des Nettoumsatzes als Franchise-Gebühren zahlen. Das ist fast das Doppelte der Gebühren anderer Franchise-Gruppen.
Bei Subway ist die anfängliche Lizenzgebühr niedriger und die spätere Umsatzgebühr höher als bei McDonald’s oder Fressnapf. Das ermuntert Unerfahrene, ihr Glück zu versuchen. Seit 2004 weckt das Wirtschaftsministerium ihren Unternehmergeist: „Trau dech, maach dech selbstänneg!“
Auch die Geschäftsinhaber belegen Brote hinter der Theke. Sie zählen zur schlechtest verdienenden Schicht des Kleinbürgertums. Nach Miete, Löhnen, Rohstoffen und Bankzinsen schöpft das Big Business in Connecticut mit 12,5 Prozent Franchise-Gebühren so gut wie den gesamten Mehrwert ab. Selbst wenn die Unkosten die Einnahmen übersteigen, bleiben die Umsatzgebühren fällig. Dann steigen die Verluste und Schulden schneller. Meldet ein Inhaber Konkurs an, kann ein anderer das Lokal für 10 000 Euro Lizenzgebühr übernehmen. Die gebrauchte Einrichtung kauft er günstig.
Franchising hieß früher Lehnswesen. Subway in Connecticut bilanziert über zehn Milliarden Dollar Jahreserlös. Ohne ein einziges Brot mit Thunfischsalat verkauft zu haben.