Die kleine Zeitzeugin

On Trip with His Spaceship!

d'Lëtzebuerger Land du 14.07.2017

Wenn ich Etienne Schneider zuhöre, kapiere ich am Anfang nur elementar. Geld, Arbeit, in beiden bin ich nicht gut, ich muss mich konzentrieren, ich bewundere Menschen, die so kompetent und zugleich locker über so Schweres reden können. Geld und Arbeit. Wie man Mindestlöhne nicht maximal erhöht, für die sehr beliebten allein Erziehenden ist und dass Väter mehr Urlaub brauchen. Warum brauchen Väter Urlaub? Es ist so schwer, sich um all das zu kümmern. Wie soll man es allen recht machen, es aber nicht schlecht machen? Weniger arbeiten, mehr verdienen, ja, da bin ich dafür. Profil schärfen, naja, auch Geier haben ein Profil. Künstliche Intelligenz. Und dann der Quantensprung. Irgendwann kommt der Quantensprung, und ich weiß, er hebt ab. Und ich auch. Dann sind wir unterwegs.

Alles fängt an mit einem komischen Menschen, der im Büro des Noch-nicht-Verteidigungsministers erscheint. Der Alien outet sich als früherer Generaldirektor der Nasa. Er hat eine Mega-Idee, Kohle machen im Weltraum. Als grundvernünftiger Mensch siedelt Herr Schneider diese Idee im Bereich der Science Fiction an. Aber dann wirft er mehrere Augen darauf und es gehen ihm die Augen auf.

Weltraum calling! Wir, die ersten drin, drauf, also auf dem einen Asteroiden, der Mond ist bekanntlich besetzt. Zumindest als Ausbeuter wären wir die ersten. Und jetzt wollen alle anderen mit ausbeuten. Die Startups, die besser klingen als Enddowns, die Firmen, die Projekte, die Unternehmen, die Forschungszentren. Die Headquarters – heißen die auf Deutsch Hauptquartiere?, klingt etwas unsympathisch.

Egal, alle, alle wollen investieren, hier, bei uns, mit uns, im All, aber auch auf dem Rouscht. Guggel will eine Million Quadratmeter Daten hierher transplantieren. Bei uns gibt es doch nur 2 856 Quadratmeter? Und was ist mit Kubik? Und ich dachte, die könnte man auf einem Mikrochip speichern.

Guggel hat uns auserkoren, das ist sehr schmeichelhaft, es gibt woanders Welt genug. Es hat natürlich ein Ultimatum gestellt, eine allerdeadeste Dead Line. Doch wenn der Bauer aus Bissen oder vom Rouscht sich quer stellt – das Menschenmaterial ist manchmal so störrisch, gehorcht atavistischen Reflexen, und die Zukunft mit seinem Misthaufen, den es sowieso nicht mehr gibt, verstellt, die Industriezone knabbert ihn sowieso an –, dann geht der ganze Deal in die Hose.

Aborigenee, was grummelst du, Guggelgeld gutes Geld. Oder ist es Staatsgeld? Grübelgrübel, der Kopf raucht wie die Schlote bei der ersten Industriellen Revolution, und jetzt haben wir schon die dritte, wenn ich richtig zähle. Der Minister meint, es wäre jetzt mit der neuen Revolution kein Stress. Aber sie ist doch schon bezahlt, oder?, wirft die Kleinkrämerin ein. Der Herr Minister aber kennt sich sicher besser aus mit Geld, ich brauche ihm nicht rein zu denken, er geht mit Geld großzügig und großräumig um und erklärt auch genau weshalb. Es kommt tausendfach zurück, wie im Märchen, wenn der Müllersohn nett zu einer Ameise ist, und später heiratet er die Prinzessin. Man muss nur dran glauben.

Das ist es! Und nicht kleinmütig sein, großmütig sein und großmutig und nicht kleingläubig. Der Minister bringt ein gutes Beispiel von dem Asteroiden, der, wie er einräumt, selbstverständlich runterfallen kann, RIP Dinosaurier_innen. Das weiß er, aber er ist schließlich Minister und nicht nur ein Beamter, und ein Minister soll ein Visionär sein. Ein Minister soll Mut zum Risiko haben. Trotz toter Dinos. Er wird auch ganz konkret und pragmatisch. Er erklärt, wie man Asteroideneis umwandelt in Wasser und dann den Satelliten auftankt, sodass der doppelt so lang dauert. Das ist beeindruckend, ein Träumer, ein Weltträumer, der aber auch anpacken kann. Im Tanken sind wir sowieso die Besten.

Der billige Strom strömt durch meinen Kopf, der ist noch nicht adaptiert auf die neuen Frequenzen, noch nicht weltraumgeräumig, ich habe einen Black Out, ich sehe die Sterne. Sternthahler, sagt der Herr Minister.

Michèle Thoma
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