In manchen Medien wird er zumindest kurz erwähnt, ein Grabstein huscht über den Bildschirm, die ernsthaften Sender bringen ernste Sendungen. Suizidgefährdete Depressive. Kranke im letzten Stadium, Todgeweihte sagt ja keiner mehr.
Ja, es ist wieder Tod. Ein bisschen, light, gleich glühweint es wieder. Obschon Er ja sowieso immer da ist, uns nie im Stich lässt. Er bleibt da, immer. Er haut nicht ab, vielleicht der einzige, das ganze Leben ist er an unserer Seite, dann beseitigt er uns. Auch ich beginne an ihn zu glauben, es gibt Beweise. Es gibt Belege. Manche bleiben liegen. Manche stehen nicht mehr auf bis zur Auferstehung. Plötzlich ist Mensch mausetot. Oder er krebst so dahin, bis er hin ist. Hinüber. Jenseits. Eben. Denn natürlich gibt es den Tod nicht, er ist nur ein Fake, und dann gibt es ein Remake. Ein neues Start-up.
Aber das ist ein anderes Thema, das Mega-Thema schlechthin. Der einsame Gottesmann in den Totenschiffen der katholischen Kirchen redet mit sich selber darüber. In Talkshows geraten die Stars ins Tiefsinnen, Seele scheint durch die irdischen Botox-Hüllen. Wir auch, beim Wein. Der Tod ist nicht sterbenslangweilig, nie langweilt er uns zu Tode.
Tod ist immer in, immer ist jemand hin. Und wir wissen, dass wir alle auf der Schwarzen Liste stehen, wir können ihn nicht überlisten; noch immer nicht. Wir können keine Faxen machen und ihn nicht ablenken, höchstens uns. Auch wenn wir Ihn, in anderen Sprachgebieten oder Kulturkreisen ist Er eine Sie, aber das macht es nicht besser, noch so sehr auf die Out- oder die No-Go-Liste stellen und ihn nicht bestellen. Wenn wir uns verstellen, lustige Greis_innen an lustigen Orten, die einen heben und sich dann schwerfällig – schwer fällig, wir sind im Here and N-Au! – erheben. Auch wenn man ihn nicht mehr trägt und sich zu Abschieds-Events ostentativ lebhaft kleidet.
Mensch fällt um, macht sich vom Acker. Via Gottesacker, vielleicht hat er dort schon gebucht, oder im Wald der Ewigkeit. Oder in Hamm neben der Autobahn, dem heimeligsten Ort für Auto-chthon_innen.
Die meisten checken das schon vorher, das tut man anscheinend so. Weil wir alle unser Leben selbst in die Hand nehmen müssen und natürlich auch unsern Tod. Man kann doch seine Überreste den anderen nicht einfach unappetitlich übrig-lassen. Die Übriggebliebenen würden sich schön bedanken. Eine vielleicht noch verfluchen, also besser vorher buchen. Oder sie hätte eine üble Nachrede statt eines schönen Nachrufes. Also notfalls ein Ikea-Sarg zum Selberbasteln, Amazon liefert. Wer sich einen Tod mit Stil leisten kann, sucht eine Last-Exit-Agentur auf und lässt sich beraten. Welche Hits zur Abschiedsparty, die sich die Leidgeprüften dann anhören müssen? Born to be Wild? Fausti? In Sternchen-Deko Ten feet under oder endlich free wie ein Staatsbeamten- Punk? Grün gediegen in heimischer Öko-Eiche? Mit weißen Kamelen, bunten Luftballons? Einem Krähenkonzert? Bob Dylan? In die Luft geblasen oder dem Lieblingsmeer übergeben, wie in Filmen, in denen sich die entfremdete Familie über der Asche des Verblichenen unter Tränen dessen Lieblingswitze erzählt. Aber wer weiß deinen Lieblingswitz?
Die Ewige Ruhe ist in Wahrheit prekär, die Miete kaum bezahlbar. Langfristig günstiger wäre es, als Mini-Grabstein-Souvenir einem Nachkommen am Hals zu hängen. Wer extranett zur Umwelt ist, lässt sich kompostieren oder gefriertrocknen.
Wenn man alles das nicht auf die Reihe kriegt, weil man mit dem Kleben allzu beschäftigt ist und dann auch noch die Kröten das Konto schwänzen, kriegt ein Armengrab. Immerhin. Den Würmern ist das wurscht, Philosoph_innen auch.
Wie auch immer, der Tod ist immer, er ist für alle da. Er ist demokratisch, ein Kommunist, ein Faschist. Er nimmt uns, er nimmt alle. Mit Haut und Haar, mit alles. Ihm ist alles g-Leich, ob wir uns ihm hingeben, und dann hin sind, oder uns wehren, weil wir ihn nicht begehren. Oder für die, denen das zu macho-faschistisch klingt, Sie, Ihr, La Muerte, die Tödin, die Sensendomina.
Aber das kommt aufs Gleiche raus. Aus.