Er hat die Enttäuschung nicht verwunden. Er wurde betrogen. Er wurde gedemütigt. Er wurde ausgelacht und gemobbt, der der am Rande steht, einem sehr unattraktiven. Da gibt es nur altmodisches Gas. Altmodischen Sex, abgeknutschte Ikonen.
Dann hat er sich den Kaiser von China als best friend gesucht, der über allem in sich ruht mit seinem weisen satten Lächeln, so viele Erden hat er sich schon einverleibt, seltene und auch ganz profane, Banken und Häfen aus Spielzeugeuropa. Der hält zu ihm. Obschon er, Putin, kein Asiate ist, wie er vor Europäern bekannt hat. Er hat sich als Europäer geoutet, aber die Europäer haben den Zwerg im abgewirtschafteten Riesenreich nicht gewollt.
Seine Patriarchenseele wurde gekränkt, zutiefst, er musste sich panzern um sich zu schützen. Auch wenn er über eine Armee von Unsichtbaren verfügt, über Bots und Cyber-Krieger*innen, er ist und bleibt ein Panzerpatriarch. Heimwehkrank nach dem alten Reich, nach Mutter- und Vaterland und all den vielen Brüdern und Schwestern die ihn vom Westen geködert so schnöde im Stich ließen. Nur der wackere Weißrusse blieb an seiner Seite. Er erbte ein Delirium-Restimperium, in dem sich Raubtiere alles unter die Krallen gerissen hatten. Er gab sich dann wirklich Mühe, fütterte die Raubtiere und sorgte für Ordnung. Er sperrte ein und eliminierte und liquidierte, seine Versteher*innen erklärten das. Er durfte aufs Familienfoto, mit der neuen Patchwork- Familie aus dem schwulen Westen. Aber so richtig gehörte er nicht dazu. Sagen jetzt alle ganz zerknirscht.
Er sitzt an einem lächerlich langen Tisch an dem er kleine Könige aus dem kleinen Europa empfängt, sie kommen um auf Augenhöhe mit ihm zu reden. Sie reden immer von der Augenhöhe. Nur nicht auf ihn herabsehen! schärfen sie sich ein. Sie bringen Weihrauch und gute Worte aber kein Gold. Im Gegenteil. Er schaut ungewöhnlich gehetzt aus.
Man spricht über Putin wie über einen sensiblen einsamen sibirischen Wolf, einen Liebenden der zurückgewiesen wurde. Die Familie aus dem schwulen Westen, der immer alle therapieren will, wollte es aber noch einmal versuchen und ihm zeigen, wie wichtig er ist, so etwas ist in so einem Phall sehr wichtig. Der sanfte Missionar Scholz gab die Hoffnung nicht auf, Annalena Bärinziege wurde gar flehentlich.
Im blauweißen Eispalast sitzen seine engsten Mitarbeiter festgefroren und sagen, was er hören will. Später lümmelt er in einem Sessel, ein grantiger Großvater der vor sich hin brabbelt, seltsame Geschichten aus Putinien, die die in diesen Geschichten vorkommen erkennen sich nicht und erkennen das Land nicht, in dem es spielt. Aber er kennt es. Er weiß alles über dieses Land, v.a. weiß er, was gut für dieses Land ist. Er möchte dieses Land befreien und ihm helfen. Auch wenn dieses Land das gar nicht will. Die Ukraine ist seine Liebe, vielleicht seine Liebste, unsere Schöne nennt er sie. Die Schöne will aber nicht seine Schöne sein, sie will ihn nicht, sie hat schon einen andern, sogar mehrere. Zumindest bildet sie sich das ein. Er benimmt sich wie ein Stalker, der nicht kapieren will, dass es aus ist, sagt jemand in einer deutschen Talgdrüsenshow. „Russland hat alles für die Ukraine gemacht,“ sagt er. Die Liebe ist immer das Schlimmste.
Das Gute kann auch mit Gewalt passieren, philosophiert er später. Ein ukrainischer Kommentator redet von Parallelwelt. Nur, der Mann der zu nächtlicher Stunde der Welt seine Visionen darlegt ist ein mächtiger Chef in dieser Parallelwelt, und er möchte sie unbedingt mit vielen andern teilen, auch mit dem ukrainischen Kommentator. Regionale Macht wurde sie mal genannt. Von Obama. Das hat der Parallelweltchef, der sich viel eher als Zentrum der Welt sieht, nicht vergessen. „Ihr wollt uns nicht als Freund,“ sagt der kleine, hinter dem großen Schreibtisch verrutschte Mann, der Bub auf dem Schulhof, mit dem die Coolen von der Schule nicht spielen wollen. Er ist total verrückt geworden, sagt der Niederländer Rutte. Die Therapie ist beendet.