Abnehmender Pazifismus

d'Lëtzebuerger Land du 02.08.2024

 

Ist ein Tag bei der Armee nicht spannender als another day in the office? Die beiden jungen Moderatoren des Video-Podcast Gëlle Fro vermuteten das, als sie vor zwei Wochen ein 70 Minuten langes Gespräch mit General Steve Thull aufnahmen, und der Stabschef der Armee widersprach ihnen da nicht.

Eher im Gegenteil: Steve Thull beschrieb, wie „eng Ekipp“ Kampfaufträge erfüllt, dadurch eine kollektive Befriedigung erfährt und an Zusammenhalt gewinnt. Die Moderatoren stellten fest, dass die Augen des Generals bei dieser Schilderung „besonders geleuchtet“ hätten. Als er darüber referierte, dass ein militärischer Vorgesetzter Vorbild sein und besonders bereit sein müsse, an seine Grenzen zu gehen, inspirierte das die Moderatoren zu der Überlegung, ob jeder junge Mensch zumindest eine militärische Grundausbildung absolvieren sollte. Sie selber fänden das sinnvoll: Es würde „der Gesellschaft wieder zu ein bisschen mehr Disziplin“ verhelfen.

Für Thull war dieser Punkt natürlich zu politisch und er umschiffte ihn. Doch falls es zutrifft, dass die pazifistische Haltung in der Gesellschaft abnimmt, war der Podcast mit ihm ein Hinweis darauf: Der General traf auf zwei junge Männer, die keine Berührungsängste mit Krieg als „worst case“ haben. Diese Gelegenheit griff er gerne auf und streute, wer die Grundausbildung im ersten Anlauf nicht packt, sei „willkommen“, es nochmal zu versuchen. Denn der größte Kampf des Stabschefs ist ja der um mehr Rekruten.

Wie üblich in der Gëlle Fro, gab Steve Thull (auf dem Foto mit Soldaten auf dem Herrenberg) den Moderatoren eine Frage an den Gesprächspartner im nächsten Podcast mit: Welcher Luxemburger Institution vertrauen die Bürger/innen am meisten? – Es ist tatsächlich die Armee, wie im Mai die letzte Polindex-Umfrage der Universität ergeben hat. Vielleicht noch ein Hinweis auf die abnehmende pazifistische Haltung in der Gesellschaft.

Peter Feist
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