Politische Euthanasie

Totengräbertraumpaar

d'Lëtzebuerger Land vom 21.10.2010

Heute loben wir die politische Euthanasie. Die LSAP entwickelt sich mit großer Geschwindigkeit zum Bestattungsunternehmen. Und zwar hat sie auf dem Moribundi-Markt eine erstaunliche Neuigkeit anzubieten: das sogenannte self burial, das eigene Begräbnis. Diese Partei führt also vor, wie man sich selber erfolgreich zu Tode bringt. Man braucht dazu eigentlich nur ein paar begabte Totengräber.

Niemand soll uns unterstellen, wir könnten die starke Todessehnsucht der LSAP nicht begreifen. Es ist schon klar, warum die einst stolze Partei sich nun selber in den Orkus stürzen möchte. Sie kommt mit ihrer eigenen Geschichte nicht mehr klar und ertappt sich immer öfter dabei, wie sie ihre eigenen Grundsätze und ihr eigenes Programm über Bord wirft. Da entsteht schnell ein fataler Sog, da brechen plötzlich alle weltanschaulichen Dämme weg.

Bei der großen Onanisten-Party in Shanghai fragte eine RTL-Journalistin den Wirtschaftsminister Krecké: „Hutt Dir mat de Chinesen och iwwert de Friddensnobelpräis oder d’Mënscherechter geschwat?“ Seine Antwort ist ein gigantischer Sargnagel für die eigene Partei: „Dat Thema gouf weder vun hinnen nach vu mir ugeschwat, ganz einfach well et net mäi Ressort ass. Dat wier, wéi wann ee mech op d’Zoustänn am Prisong zu Schraasseg géing uschwätzen, da géing ech deen och un den zoustännege Ministerkolleg verweisen.“ Wären wir in der Realität, müssten wir auf diese Antwort genauso reagieren wie der freundliche Abbes Jacoby, der auf sehr milde und zivilisierte Weise Herrn Krecké einen „bëllegen, ganz bëllegen Opportunist“ genannt hat. Wir sind aber mitten in einer Fiktion, und zwar dem zielstrebig geplanten Todesprogramm der LSAP, und Herrn Kreckés Aussage ist insofern nichts als bewusster Totengräberjargon.

Noch bunter trieb es der Ausstellungskommissar Goebbels in Shanghai. Auf die gleiche Journalistenfrage über das Schicksal des Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo gab er zum Besten: „Mee wat huet dee Mann fir de Fridde gemaach? Wat huet dat mat Fridden ze dinn?“ Es ist völlig aussichtslos, einen derart menschenverachtenden Stuß geduldig zu kontern. Irgendwie muss Herr Goebbels in China während seiner Clownsrolle in der Luxemburger Rostlaube einer Hirnwäsche zum Opfer gefallen sein. Er redet mittlerweile genau wie ein chinesischer KP-Funktionär. Vielleicht hat China ja inzwischen Mittel und Wege entwickelt, mit paranormalen Techniken westliche Politiker gefügig und willenlos zu machen. Das ist allerdings eine unsichere These. Denn auch Herr Goebbels, der zweite LSAP-Totengräber, ist nur einem Ziel verpflichtet: seine Partei möglichst schnell und drastisch in die völlige Unglaubwürdigkeit zu stürzen. Selbstgewählte Euthanasie lässt sich eben nicht endlos verzögern und braucht manchmal den Rückgriff auf starke Betäubungsdosen.

Ohnehin gewinnt Herr Goebbels beim fröhlichen Kampf um die Totengräberpalme. Herr Krecké ist in diesem Job noch viel zu zögerlich. Allerdings darf er einen wichtigen Pluspunkt verbuchen. Er hat nämlich im Umkehrschluss gesagt: Die Wirtschaft ist nicht das Ressort für Menschenrechte. Stimmt genau und könnte sogar irgendwie eine alte LSAP-Weisheit sein. Das ist immerhin starker Tobak für die UEL, die sich hierzulande so effektvoll als Opfer des schaffendes Volkes stilisiert. Aber Herr Goebbels hat als Totengräber längst einen bedeutenden Vorsprung herausgeschlagen. Er verbreitet zum Beispiel unschlagbar wirres Zeug über genmanipuliertes Saatgut. Das wirkt sofort. Da brechen ganze Kapitel des LSAP-Programms auf Anhieb zusammen wie ein Kartenhaus.

Vielleicht ist ja Herr Goebbels selber längst genmanipuliert. Das könnte seine häufigen Ausflüge in die politische science fiction erklären. Oder wir haben es schon mit einer genmanipulierten LSAP zu tun, einer geklonten Sozialdemokratie, die über keinen Schatten mehr zu springen braucht, weil sie keine Schatten mehr wirft.

Sollte es den beiden munteren Totengräbern wider Erwarten nicht gelingen, der LSAP den finalen Todesstoß zu versetzen, hat die Partei immerhin noch ein paar Exitus-Trümpfe in der Hinterhand. Zum Beispiel die Unterrichtsministerin Delvaux, die einer unbelehrbaren Sekte von Kinderverderbern den roten Teppich ausrollt und ihre sogenannte Schulreform von vorneherein scheitern lässt, weil sie ausgerechnet den Pfaffen erlaubt, als einzige ein komplettes Weltbild in der öffentlichen Schule anzubieten. Oder den Immigrationsminister Schmit, der sich herausnimmt, Menschen als Kriminelle zu betrachten, nur weil sie nicht über jenen Fetzen Papier verfügen, der uns Einheimische angeblich zu überlegenen Wesen macht.

Schließen wir das unappetitliche Kapitel mit einer prinzipiellen Frage: Gibt es für Luxemburger Bürger noch einen einzigen Grund, die LSAP zu wählen? Für jeden überzeugenden Vorschlag an die Adresse rewenig@internet.lu spendiere ich eine Kiste Champagner. Und zwar aus biodynamischem Anbau. Auch wenn Herr Goebbels dann vor Zorn so grün wird wie eine Amflora-Kartoffel.

Guy Rewenig
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