Mit diesen Worten schließt Christiane Hörbiger, gerne auch Grande Dame des deutschsprachigen Films genannt, das auf der Webseite der österreichischen Volkspartei gepostete Video ab. Das Videobittgebet, die flehentliche Lobpreisung des Altkanzlers Kurz. Mit Schmach und Schmähung für jene, die nach dem Ibiza-Skandal zusammen mit anderen Parteien den erfolgreichen Misstrauensantrag gegen die Regierung gestellt hatten. Für den, wie die Grande Dame schnaubt, total verblödet agierenden SPÖ-Vorsitzenden.
Christiane Hörbiger ist die beliebte Hardlinerin des gehobenen Unterhaltungsfilms, aber natürlich mit butterweichem Herzen. Viele Jahrzehnte lang gab sie die Karriere-Domina, die alle(s) managt; leider bleibt sie dabei selbst auf der Strecke. Bis ein Jüngling sie an sich selbst erinnert, oder ein reifer Kavalier. Sie ist die Chefin eines germanischen Firmenimperiums, zugeknöpft auch mit Dekolletee, die immer ihre Dame steht, auf Hochhackigem natürlich. Immer mit Stil. Zynisch lächelt sie in Selbstmitleid dahinfließend dem verflossenen Gatten hinterher, der sich mit einem Zweijährigen und dessen Mutter abstrampelt. Sie ist die abweisende Oma des Kindes mit Hautfarbe, das sie dann großherzig in ihr Großmutterherz schließt.
Auch Zahnärztin kann sie, nur allzu gern legt sich der evangelische Pastor in ihrer strengen Kammer unter die Zange. Irgendwann, am Gipfel von Karriere und, logisch, Einsamkeit, kommt immer ein evangelischer Pastor oder ein Kapitän daher, der ihr unzerbrechliches Herz erobert. Er verfügt über kräftige Kinnladen, und endlich kann sie sich an eine Schulter anlehnen. Sie kann aber auch die bescheidene, jedoch niveauvolle Rentnerin in einem Wohnblock sein, die armen Ausländerkindern Korrektheit beibringt. Am Wiener Naschmarkt kann sie einen Stand schmeißen wie nichts. Immer ist sie kompetent, tüchtig bis zum (Z)Erbrechen.
In ihren letzten Filmen muss sie Alkoholikerin sein, natürlich wird sie der Sucht Herrin. Oder mitten im Leben der Demenz anheimfallen. Oder sterben, wie im richtigen Leben. In einer hanseatischen Villa. Beziehungsweise, wie es sich für eine selbstständige Frau gehört, den selbstbestimmten Tod in der Schweiz selbst buchen.
Die strenge Herrin mit dem bitteren Mund, den warmen, sprechenden Augen und der expressiven Maske hat es schon geschafft, mich in manchen Film mit Kitsch, Konvention und absehbarem Ausgang hineinzuziehen. Ihr pathetischer Kreuzzug für die auf Türkise umgetauften Schwarzen war nicht unbedingt absehbar, einst engagierte sie sich für die Wiener Roten, wandte sich gegen Rassismus und Fremdenhass. Aber wer kann Heilsbringer Kurz widerstehen?
Wie froh und stolz und glücklich wir waren!, beschwört die mit einem schmucken Kreuz behängte Achtzigjährige die jüngste Vergangenheit, die heile Welt unter Kanzler Kurz. Ein nonnenartiges Häubchen bedeckt ihr graues Haar. Und dann dieses total Verblödete, sie scheucht es mit einer unwilligen Handbewegung weg. Wir waren entsetzt!, stößt sie hervor. Über das, was die Republik in schlechte Zeiten führte. Hass und Neid sieht sie dahinter, ein in Österreich gern gesehenes Pärchen.
Der letzte Rest von Contenance schwindet, mit den dazu passenden strengen Mundwinkeln, immerhin ihr Markenzeichen. Dass Sie triumphal zurückkommen! Das hofft sie, natürlich von Herzen. Und mit ihr ein ebenfalls traumatisiertes „Wir“, wer auch immer das sein mag. Die „Döblinger Regimenter“, die schon Thomas Bernhard heimsuchten? Die aus den gehobenen Villenlagen, die immer noch Widerstand leisten gegen cool und grün und pink? Die Grinzinger Wein- und Wellness-Elite? Das stockkonservative Bürgertum, traut vereint mit dem Volk, das immer alle sein will? Dann, ihre Stimme droht zu kippen, ihre Augen werden feucht, dass Sie unser kleines geliebtes Österreich wieder in Ihre Hände nehmen!
Ein kleines Mädchen sitzt da, Hans Moser könnte nuscheln, Serviertöchter huschen, das Mariandl aus der Wachau sein Herz erfrischendes Lachen erklingen lassen. Ohne Herz geht in Österreich gar nichts. Das der Wiener ist gar aus Gold.
Alles, alles Gute! Und bleiben Sie gesund! Liebevoll-besorgt erhebt Christiane Hörbiger den Zeigefinger.