Music made in Luxembourg

Mit dem Laptop im Bett

d'Lëtzebuerger Land vom 02.11.2012

Seit ihrer Gründung im Januar hat sich für Synthesis einiges getan: Das erste Konzert des Duos fand im nur wenige Monate nach der Gründung im Exit07 statt, und beim zweiten wird die Band im Rahmen des Festivals Sonic Visions Ende November in der Rockhal auftreten. Auch das Plattenlabel Chez Kito Kat unterstützt sie. Komponiert wird jedoch immer noch am liebsten mit Laptop im Bett. Ein Gespräch mit Deborah Lehnen, der Sängerin des Duos.
Es war Michael Galetto, aka [vwaz], der den Stein ins Rollen brachte. Der Elektro und Hip-hop-DJ kannte Deborah zwar nicht persönlich, mochte ihre Stimme jedoch sehr. Er schickte ihr eine Instrumentalversion eines neuen Songs und fragte sie, ob sie Gesang hinzufügen könnte. Die Sängerin war sofort inspiriert und schickte die vervollständigte Datei einige Minuten später zurück. Das Resultat entzückte beide. „Wir mochten die Zusammenarbeit sehr und waren überzeugt, dass dieses Stück auch anderen gefallen würde. Wir setzten es sofort online“, erinnert sich Deborah. Turn around fand in der virtuellen Welt in der Tat Zuspruch, und die beiden entschlossen sich weiterzuarbeiten. Obwohl Synthesis bereits 2011 ihre erste Single herausbrachten, gilt für Sängerin Deborah Lehnen Neujahr 2012 als offizieller Anfang der Band. „Wir feierten Sylvester beide alleine zuhause, und nachdem wir ein wenig zusammen philosophiert hatten, gründeten wir Synthesis. Wir dachten uns, dass wir noch mehr können und dass es eine gute Idee wäre, weiter zusammen Lieder zu komponieren“, so Deborah.
Dieser Meinung war auch ihr erstes Publikum, dem sich Synthesis im August im Hollericher Exit07 vorstellte. „Wir hatten nicht erwartet, bei unserem ersten Konzert vor so vielen Leuten zu spielen. Die Reaktionen waren sehr positiv, was uns natürlich motiviert hat“, gibt die 22-Jährige zu. Die Live-Aufnahme, die auf dem Bandcamp von Synthesis zu hören ist, zeugt vom Erfolg des ersten Konzerts. Vor allem aber ist man erstaunt, dass es sich hier um eine Erstdarbietung einer Newcomer-Band handelt. Denn bereits die ersten Takte von Nana übermitteln gekonnt eine atmosphärisch-melancholische Stimmung, die junge Gruppen nur selten so überzeugend hinkriegen. Auch das Timing von Deborahs Stimme ist perfekt, wie sie sich fast flüsternd anfangs zu bremsen scheint, um gleich darauf ihre ganze Kraft zu zeigen. Die rauchig, soulige Stimme, die ein warmes und ungezwungenes Vibrato offenbart, passt perfekt zu Michaels groovigen Beats und den leicht düsteren Samples. Lifeline, eine der im Juli veröffentlichten Singles, ist ähnlich melancholisch. Deborahs Gesang wirkt hier kontrollierter und trotzdem sehr gefühlvoll. Ihre Stimme trägt die RnB-lastigen Melodien fließend. Dass Deborah Fan von Erykah Badu ist, überrascht nicht.
Nach dem Reinhören glaubt man der Sängerin ebenfalls sofort, wenn sie ihre Kollaboration mit Michael Galetto als „coup de cœur artistique“ beschreibt. „Wenn man inspiriert ist, ist es einfach, Musik zu machen. Mit Michael zu arbeiten, fällt mir sehr leicht, denn es passt. Das ist sehr wichtig“, erklärt sie.
Trotzdem ist das Komponieren für sie noch immer ein sehr persönlicher Prozess, denn am liebsten schreibt Deborah gemütlich „im Bett, mit dem Laptop auf dem Schoss.“ Alleine kann sie ihren Ideen freien Lauf lassen, ungebremst von Schüchternheit, die sie in der Gegenwart anderer Musiker verspüren könnte. „Anfangs hat man ein wenig Angst, sich durchzusetzen und seine Ideen auf den Tisch zu legen. Mit dem Verschicken von Emails sieht man die Reaktionen des anderen nicht, man schont sich also irgendwie ein bisschen“, erklärt die 22-Jährige. So kam es, dass die Zusammenarbeit mit Michael Galetto zu Beginn in der virtuellen Welt stattfand. Die beiden Mitglieder schickten sich nämlich gegenseitig Dateien zu, die dann irgendwann zu fertigen Songs wurden. „Skype und Email sind unsere Werkzeuge“, stellt Deborah vergnügt fest.
Die gebuchten Konzerte änderten dies, denn die Band musste fortan für die Auftritte proben. Nun arbeiten die beiden Musiker öfters zusammen, im gleichen Raum und an der gleichen Datei. „Das klappt sehr gut“, wie Deborah zufrieden meint. Gerade proben die beiden fleißig für ihr zweites Konzert.
Synthesis wollen wie zuvor so viel wie möglich live spielen. „Wir mögen beide Live-Musik und gehen auf viele Konzerte. Deswegen ist es uns wichtig dieses Element auch bei unseren Auftritten einzubauen. Es soll nicht nach Plastik klingen“, so die Sängerin, die Gitarre und Synthesizer spielt und neben Synthesis auch Frontfrau der Rockband Birdbones ist. Zeit zum Proben hat sie genügend, denn seit kurzem hat sich die Ex-Sekretärin entschieden, sich ganz der Musik zu widmen. Der Erfolg der ersten Single, die Konzerte an der Seite von internationalen Größen und die Unterstützung eines Labels sind jedenfalls vielversprechende Zeichen für die Zukunft der jungen Newcomer.

Claire Barthelemy
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