Marc Serres, CEO der Luxembourg Space Agency (LSA), erklärt, was sich hinter dem markigen Namen versteckt

Working in space

Marc Serres, CEO der Luxembourg Space Agency
Foto: Sven Becker
d'Lëtzebuerger Land vom 19.10.2018

D’Lëtzebuerger Land: Herr Serres, Sie sind der erste CEO der Luxemburger Weltraumagentur Luxembourg Space Agency (LSA). Sie haben ein Diplom in Optoelektronik und Mikrowellen. Was muss man sich darunter vorstellen und inwiefern qualifiziert Sie das für Ihren Posten?

Marc Serres: Kommunikation ist mein Fachgebiet. Hochfrequenzen werden in der Kommunikation genutzt und ich habe als Ingenieur optoelektronische Komponenten entwickelt, die Kommunikation über Glasfaser ermöglichen. Dadurch kam ich zur Satellitenkommunikation, was mich ins Forschungsministerium brachte, wo ich mich acht Jahre um die Beziehungen zur Europäischen Raumfahrtagentur Esa gekümmert habe. Dort haben wir die gesamte Strategie zum Ausbau der Branche entwickelt. Das Portfolio Raumfahrt ist erst unter der vergangenen Regierung Ende 2013 ins Wirtschaftsministerium umgezogen. Das hat eine gewisse Logik, da wir als Esa-Verbindungsstelle hauptsächlich im Kontakt zur Privatwirtschaft standen, während das Forschungsministerium für die Finanzierung der öffentlichen Forschung zuständig ist.

Die LSA soll selbst keine Forschungsprojekte betreiben, keine Raumfahrtmissionen organisieren, wie das beispielsweise Esa oder Nasa tun. Aber was macht eine Raumfahrtorganisation, wenn sie keine Missionen organisiert?

Unsere Agentur wurde gegründet, um die Diversifizierung der Luxemburger Wirtschaft voranzutreiben. Wir sehen Ausbaupotenzial in der nationalen Raumfahrtbranche. Das ist der Unterschied zu anderen Weltraumagenturen, deren Hauptauftrag die Forschung ist, die Missionen organisieren, welche die Privatwirtschaft nicht finanzieren kann. Sie betreiben beispielsweise Sonden, die Daten liefern und Wissenschaftlern erlauben, neue Entdeckungen zu machen. Das ist definitiv nicht das, was wir tun. Wir unterstützen die Pläne privater Unternehmen in Luxemburg. Das heißt, sollte eine Firma beispielsweise eine Idee für eine neue Dienstleistung haben, die auf Satellitenbildern beruht, dann können wir ihr helfen, über Esa-Programme die nötige Finanzierung zu finden, um diese Dienstleistung zu entwickeln. Das gleiche gilt für Hardware, also Produkte, und auch für Aktivitäten im Bereich Weltraumressourcen.

Welches Entwicklungspotenzial sehen Sie für die Raumfahrtbranche hierzulande?

Wir haben uns eigentlich kein festes Ziel gesteckt.

Der Minister (Etienne Schneider, LSAP; Anmerkung der Redaktion) hat mal gesagt, in zehn Jahren könne sie fünf Prozent der Wirtschaftsleistung entsprechen.

Ja. Aber es ist schwierig vorherzusagen, ob wir dieses Ziel erreichen, wenn wir uns ein solches geben. Denn einerseits haben ausländische Firmen in den vergangenen zwei Jahren großes Interesse an Luxemburg gezeigt. Und eine Reihe hat entschieden, sich hier niederzulassen. Andererseits ist diese Art von Aktivitäten sehr riskant und nicht alle Initiativen werden sich genau so entwickeln, wie diese Firmen das planen. Die Unternehmen, die sich bisher in Luxemburg niedergelassen haben, wollen in den kommenden drei Jahren 500 Stellen schaffen. Wenn der neue Investmentfonds operationell ist, wird das Interesse, sich hier niederzulassen und zu entwickeln, zusätzlich steigen. Demnach gibt es Potenzial, weitere Stellen zu schaffen.

Seit Beginn der Spaceresources-Initiative haben sich 19 Raumfahrtunternehmen hier niedergelassen. Was genau machen diese Unternehmen?

Grundsätzlich kann man die Firmen in zwei Kategorien einteilen. Diejenigen, die in der traditionellen Raumfahrt aktiv sind, und die, deren Aktivitäten auf den Abbau von Ressourcen im Weltraum ausgelegt sind. Ein bekanntes Beispiel der zweiten Kategorie ist Ispace, deren Aktivitäten in Luxemburg ihre Tätigkeit in Japan ergänzen. Dort wurde sie ursprünglich gegründet, um im Rahmen des Google Lunar X Prize-Wettbewerbs ein Weltraumfahrzeug, einen Space rover, zu entwickeln, also das erste private Mondfahrzeug, das 500 Meter zurücklegen, Fotos schießen und Live-Bilder zur Erde senden sollte. Der Wettbewerb wurde dann abgesagt, weil es keinem Teilnehmer gelang, in der ausgelobten Zeit ein Fahrzeug fertigzustellen. Ispace ist eine der Firmen, die relativ weit fortgeschritten waren im Entwicklungsprozess und deshalb weitermachen. Es ist ihr gelungen, bei Investoren 90 Millionen US-Dollar Kapital einzusammeln. Das ist ein Novum für eine Firma aus diesem Bereich. Mit dem Geld wollen sie nun ein Landegerät für das Fahrzeug entwickeln, das auf dem Mond aufsetzt, eine Rampe ausklappt, von der dann die Rover runterfahren. Auftrag der Luxemburger Filiale von Ispace ist, diese Technologie zu nutzen, um die Oberfläche des Mondes genau zu kartographieren, damit sich in einer zweiten Phase besser planen lässt, welche Instrumente man braucht und wo man hinfahren muss, um Ressourcen zu finden. Es geht dabei hauptsächlich um Eis, also darum, herauszufinden, wie sauber das Wasser ist, welche Partikel darin enthalten sind, wie tief man durch den Oberflächenstaub bohren muss. All das weiß man heute noch nicht. Auftrag der Firma ist also zu etablieren, wo genau, was an Ressourcen zu finden ist. Andere Firmen sind eher auf die Fertigung und Produktion im All ausgelegt. Made in Space, die sich ebenfalls in Luxemburg niedergelassen hat, betreibt bereits einen 3D-Drucker auf der internationalen Raumstation ISS. Hier in Luxemburg will sie die Robotik entwickeln, die gebraucht wird, um solche Strukturen, die im Weltraum gebaut werden, zu handhaben. Das ist eine ergänzende Aktivität zu ihrem Geschäft in den USA.

Wie sieht ein Arbeitstag bei der LSA aus?

Sehr unterschiedlich. Es gibt viele Termine mit Unternehmen und sehr viele Reisen. Wir reisen aus unterschiedlichen Gründen. Manchmal handelt es sich um Wirtschaftsmissionen, wo wir uns das Ökosystem der Raumfahrtbranche in anderen Ländern anschauen. Das können Termine mit Privatunternehmen sein, aber auch mit staatlichen Akteuren. Wir reisen aber hauptsächlich, weil wir Luxemburg in einer ganzen Reihe internationaler Institutionen vertreten. Beispielsweise bei der Esa. Es ist ein ziemlicher Kraftaufwand, ein Land wie Luxemburg dort zu vertreten. Die Esa hat zwischen 15 und 20 Komitees, die jeweils zwischen vier- und sechsmal jährlich tagen, Treffen, die vorbereitet werden müssen. Bei der EU gibt es mit Galileo und Kopernikus zwei große Programme, in denen unsere Mitarbeiter Luxemburg vertreten. Das machen wir auch bei den Vereinten Nationen (Uno), wo es um regulatorische Fragen im Zusammenhang mit dem Abbau von Ressourcen im Weltraum geht. Das fällt eigentlich in den Kompetenzbereich des Staats- und des Außenministeriums. Wir sind aber aufgrund unserer Sachkenntnis sehr eng eingebunden. Die Vertretung Luxemburgs bei der Esa, in den EU-Programmen und der Uno, entspricht der Hälfte unseres Arbeitspensums.

Sie sprechen den Rechtsrahmen für den Abbau von Rohstoffen im All an. Luxemburg hat ein eigenes Gesetz geschaffen, um Firmen den Besitz von Rohstoffen zuzusichern, die sie auf Himmelskörpern schürfen, und sich damit international heftiger Kritik ausgesetzt. Denn im Weltraumvertrag von 1967 steht, dass niemand Besitz von Himmelskörpern ergreifen kann. Wird die Luxemburger Position weiterhin so kritisch gesehen?

Wir kommen sehr gut voran mit unseren Bemühungen, ein Bewusstsein zu schaffen und Unterstützung zu sichern. Die Stimmung hat sich deutlich verbessert. Im ersten Jahr, als das Thema in der zuständigen Uno-Gruppe diskutiert wurde, waren viele Länder skeptisch. Im zweiten Jahr hat sich der Tonfall komplett geändert. Die meisten Länder haben inzwischen verstanden, welche Möglichkeiten sich auftun, weil wir hier über die irdischen Grenzen gehen. Sogar Länder, die bisher mehr als skeptisch waren, sehen das heute anders. Wir sind noch nicht so weit, dass wir auf einer Linie wären und eine konkrete Regelung ausarbeiten könnten, aber es gibt deutliche Fortschritte und das liegt sicherlich an unserer Vorgehensweise.

Wie sind Sie vorgegangen?

Unser Gesetz hat in der Tat heftige Debatten ausgelöst. Wir haben allerdings immer betont, dass es für uns nur den ersten Schritt in einem Prozess darstellt, in dem eine internationale Regelung gefunden werden muss. Diese Botschaft kommt mittlerweile an. In anderen Ländern versteht man jetzt, dass wir das Gesetz nicht nutzen wollen, um in unserer Ecke zu tun und lassen, was wir wollen, ohne jemanden einzubinden. Wir haben bilaterale Gespräche geführt. Das mussten wir tun, um unsere Strategie zu erklären und dass es sich beim Gesetz nicht nur um einen Werbecoup handelt. Es ist uns gelungen, dieses Bewusstsein auf bilateraler Ebene zu schaffen. Das ist die Voraussetzung für Gespräche auf multinationaler Ebene bei der Uno. Einfach ist das nicht. Schon allein, weil die Organisation so komplex ist und die geopolitische Interessenlage multidimensional. Das heißt, die Weltraumthematik ist nur ein Teil einer weiteren Problematik, wodurch keine separaten Lösungen verhandelt werden können. Dennoch sind wir überzeugt, dass heute eigentlich niemand mehr ein Problem hat mit der privaten Nutzung von Weltraumrohstoffen. Die Sorge ist nun, einen Weg zu finden, dies zu bewerkstelligen.

Das heißt, einen neuen Weltraumvertrag zu verhandeln?

Davon sind wir weit entfernt. Wir haben in der Vergangenheit gesehen, dass es beträchtliche Risiken birgt, einen Vertrag neu zu verhandeln.

Was wären die Alternativen?

Es gibt die Möglichkeit, so genannte Soft-Law-Regelungen zu finden, also formale Normen ohne zwingende Inhalte. Ein konkretes Beispiel dafür ist der Umgang mit Weltraumschrott. Darüber gibt es keinen Vertrag, sondern Leitlinien, denen die Länder auf freiwilliger Basis folgen. Das wäre eine Möglichkeit, Fortschritte zu erzielen, ohne einen neuen Weltraumvertrag zu verhandeln. Allerdings muss man wissen, dass es ungefähr zehn Jahre gedauert hat, bis eine ausreichende Zahl an Ländern die Leitlinien anerkannt hat. Es wäre eine Möglichkeit. Es gibt auch die Ansicht, den Mondvertrag, der nie umgesetzt wurde, durch eine solche Regelung wiederzubeleben. Wie auch immer: Ich sehe, dass der Dialog sich langsam darum dreht, wie wir den Zugang zu Weltraumrohstoffen regeln, statt dass es nur Kritik hagelt, alles sei illegal.

Nehmen wir an, es kommt zu einer Regelung und Luxemburg etabliert sich als eines der Länder, von dem aus Privatfirmen den Abbau von Weltraumrohstoffen organisieren. Um Rohstoffe gibt es auf der Erde Krieg. Es ist also nicht völlig auszuschließen, dass es Krieg um Rohstoffe im Weltraum geben könnte. Welche Möglichkeiten hätte Luxemburg, seine Interessen und die der hier angesiedelten Firmen zu verteidigen?

Das ist eine interessante Frage. Das Thema wird heute nicht auf unserer Ebene diskutiert, da wir an den Diskussionen um eine explizit friedliche Nutzung beteiligt sind. Für alles andere gibt es innerhalb der Uno Gruppen, die eher auf die Abrüstung ausgerichtet sind. Deswegen kann ich Ihnen da keine Details geben.

Nun ja, wenn seltene Erden in einem Smartphone verarbeitet werden, ist das auf den ersten Blick eine friedliche Nutzung von Rohstoffen. Dennoch gibt es um den Abbau im Kongo Krieg.

Das stimmt, aber wir sind in diese Diskussion nicht eingebunden. Worum wir uns bemühen, ist, eine Regelung zu finden, wie Privatfirmen Rohstoffe abbauen können, in einer organisierten Art und Weise und nicht auf Kosten anderer, damit es hoffentlich keinen Krieg gibt. Da muss man schon sehr langfristig denken. Ein weiteres mögliches Modell wäre beispielsweise die ITU, die International Telecommunication Union, das internationale Gremium, das die Frequenzen für Satelliten zuteilt. Die Weltgemeinschaft hat da eine Möglichkeit gefunden, eine Ressource in organisierter Form über die Staaten an Privatunternehmen, wie beispielsweise die SES, zu verteilen. Das ist eine Richtung, in die wir überlegen, denn Luxemburg ist zu klein, um seine Interessen mit Weltraumpolizisten zu verteidigen.

Mit solchen Verhandlungen verbringen Sie die eine Hälfte Ihrer Zeit. Was machen Sie mit der anderen Hälfte?

Unsere zweite Aufgabe besteht darin, die Branche auszubauen. Wir treffen Unternehmen, die bereits hier sind oder die sich hier niederlassen wollen. Wir helfen ihnen, konkrete Projekte umzusetzen, also die Finanzierung zu finden. Unsere Haupt­instrumente sind die üblichen Esa-Programme. Wir haben zusammen mit der Esa ein zusätzliches Programm ausgearbeitet, das Luximpulse-Programm. Darüber hinaus sollen wir dazu beitragen, mehr Bewusstsein zu schaffen, das heißt, Konferenzen zu organisieren oder auf Erziehungsebene aktiv zu werden. Dabei spielt die Initiative Spaceresources weiterhin eine wichtige Rolle.

Spaceresources ist das Marekting-Instrument, mit dem die Agentur arbeitet?

Wenn Sie so wollen, ist Spaceresources in der Tat ein Marketing-Instrument. Es ist auf jeden Fall wichtig, diesen Namen weiter zu benutzen und zu pflegen. Denn dieser wirtschaftlichen Entwicklungsinitiative ist es zu verdanken, dass Luxemburg international wieder auf die Landkarte und in der Branche sichtbar ist.

Auf Ihrer Webseite listet die LSA vier Themenfelder. Darunter „Skills“, also Fähigkeiten. Die Fedil klagt bereits, Unternehmen hätten Schwierigkeiten Fachpersonal zu finden. Nun wollen Sie einen Bereich ausbauen, der ausschließlich Hoch- und Höchstqualifizierte braucht. Wie soll das gehen und woher sollen diese Mitarbeiter kommen?

In einer ersten Phase kommen diese Mitarbeiter mit den Firmen her, weil es hier nicht ausreichend qualifiziertes Personal gibt. Wir versuchen aber, das Problem für die Zukunft zu antizipieren. Deshalb haben wir mit der Uni eine Konvention unterschrieben, die ab nächstem Jahr hier einen Masterstudiengang anbietet. Da dies nicht in ihrem Finanzplan vorgesehen war, erhält sie dafür zusätzliche Mittel, nämlich sechs Millionen Euro über vier Jahre. Dadurch können mittelfristig Studenten ausgebildet werden. Darüber hinaus haben wir in Zusammenarbeit mit dem Luxembourg Science Centre ein Esero-Büro eröffnet (European Space Education Resources Office, Anmerkung der Redaktion): nicht nur, um Schüler anzuleiten, eine Karriere in der Raumfahrt anzustreben, sondern um die Faszinationskraft der Raumfahrt zu nutzen, um generell mehr Kinder für Naturwissenschaften zu interessieren. Das könnte auch anderen Branchen zu Gute kommen – wer träumt nicht davon, Astronaut zu werden? Das ist ein langfristig angelegtes Projekt, denn Kinder, die heute zur Schule gehen, kommen frühestens in zehn Jahren auf den Arbeitsmarkt. Aber irgendwann muss man anfangen.

Ein weiterer Bereich ist das Funding, also die Finanzierung. Wie wird die LSA finanziert?

Da wir eine Abteilung des Wirtschaftsministeriums sind, werden die zwölf Mitarbeiter vom Ministerium bezahlt. Daneben haben wir ein Budget, um Projekte zu finanzieren. Das läuft alles über die Esa. Jedes Esa-Mitglied überweist der Esa jährlich einen bestimmten Betrag. Davon behält die Esa einen Teil zurück, von dem sie ihre Verwaltungskosten deckt. Der größte Teil fließt in Form von Projekten in die Privatwirtschaft der Mitgliedstaaten zurück, über die bei der Esa beschlossenen Programme. Seit Luxemburg Mitglied bei der Esa wurde, ist der Jahresbeitrag und damit die Summe, die für Projekte zur Verfügung steht, von ungefähr fünf auf heute zwischen 30 und 35 Millionen Euro angestiegen. Wie viel Geld zurückfließt, hängt vom Programm ab. Im Durchschnitt braucht die Esa zwischen 15 und 20 Prozent der Beträge, um zu funktionieren. Danach ist es an den Ländern, dafür zu sorgen, dass sich ihre Industrie an Esa-Projekten beteiligt und so von der Finanzierung profitiert. Luxemburg gelingt es derzeit, fast die gesamten Gelder über Verträge für Firmen zurück ins Land zu holen.

Sie erwähnten den Investmentfonds, in den die Regierung zwischen 30 und 40 Millionen Euro einzahlen will. Er soll ein Anlagevermögen von insgesamt 100 Millionen Euro erreichen, das in Raumfahrtunternehmen investiert werden soll. Wirtschaftsminister Etienne Schneider wollte den Fonds noch vor den Wahlen vorstellen, daraus wurde aber nichts. Warum hat das nicht geklappt?

Es klappt alles. Wir müssen nur aufpassen, dass wir durch unsere Kommunikation die Arbeitsweise des Fonds nicht behindern. Da gibt es Einschränkungen auf Regulierungsebene, aufgrund derer wir beschlossen haben, zu schweigen. Wir wollen vermeiden, dass der Fonds daran gehindert wird, bei Investoren Geld einzusammeln, nur weil wir darüber geredet haben.

Wieso sollte es den Fonds hindern, Geld bei Investoren zu sammeln, nur weil Sie bekannt geben: Das ist der Fonds, in den wir einzahlen, und hier ist die Gesellschaft, die ihn verwaltet?

Wir wollen vorsichtig sein. Das heißt nicht, dass wir nichts sagen können. Aber wir haben beschlossen, es nicht zu tun, um sicherzustellen, dass wir in der Kommunikation nicht zu weit gehen. Das ist die beste Möglichkeit, nichts zu sagen, was dem Fonds schaden könnte.

Ist dieser Fonds in Luxemburg angemeldet? Gibt es ihn?

Noch nicht, die Struktur gibt es noch nicht. Sie wird erst aufgesetzt. Der Prozess läuft weiter. Hätten wir nicht die regulatorischen Beschränkungen, hätten wir bereits angekündigt, wer ihn verwaltet.

Wenn es die Struktur noch nicht gibt, war sie offensichtlich nicht bereit.

Wir wollten mitteilen, wer den Fonds verwaltet. Aber wenn wir das machen, gehen wir bereits zu weit.

Wann rechnen Sie damit, mehr mitteilen zu können?

Wahrscheinlich müssen wir warten, bis die Finanzierungsrunde abgeschlossen ist.

Wann wird das sein?

Geht es nach uns, im ersten Quartal 2019. Allerdings wissen wir, dass es in Wirklichkeit nicht immer so läuft, wie man sich das vorstellt. Das wäre unser Wunsch, denn es stehen viele Firmen Schlange, die auf Gelder warten.

Wenn die Finanzierungsrunde noch nicht abgeschlossen ist, obwohl die Regierung von 100 Mil­lionen bis zu 40 Millionen Euro zahlen will, stehen offensichtlich nicht so viele Investoren Schlange, um in den Fonds einzuzahlen.

So ist das eben. Es gibt mehr Unternehmen, die Gelder aus dem Fonds wollen, als solche, die sich daran beteiligen wollen.

Wie Sie selbst erklärt haben, ist die LSA derzeit eine Abteilung des Wirtschaftsministeriums. Weshalb hat sie keine eigenständige juristische Form? Wieso wurde beispielsweise keine öffentliche Einrichtung gegründet?

Momentan liegt die Hauptsaufgabe in der wirtschaftlichen Entwicklung. Daher macht es Sinn, dass die LSA Teil des Wirtschaftsministeriums ist. Das hat uns bisher in den bilateralen Diskussionen mit anderen Ländern mehr Gewicht gegeben, als wir als Mitarbeiter einer separaten Agentur gehabt hätten. Zudem wurde sie relativ spät in der Legislaturperiode gegründet. Diese Frage stellt sich sicherlich erneut, wenn die neue Regierung steht, und wir wissen, welche Folgen das für die Agentur haben wird. Intuitiv würde ich sagen, dies war ein erster Schritt; ein zweiter könnte die Überführung in eine unabhängige Struktur sein.

Michèle Sinner
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