Am Dienstagmorgen teilte Energieminister Claude Turmes – ganz der moderne Kommunikator – via Sozialnetzwerk Twitter mit, der größte Energieversorger im Land, Enovos, werde die Preise drastisch erhöhen. Es werde ein „harter Winter“, warnte er seine Follower und riet ihnen, Energiespartipps bei energie-spueren.lu nachzulesen, damit sie im Winter nicht frieren, wenn das Gas knapp oder schlicht zu teuer wird. Dort erfährt man zum Beispiel, dass man die richtige Pfannengröße und Topfdeckel verwenden soll.
Solche Energietipps erteilt auch Enovos sehr vorsorglich schon seit einigen Wochen mittels Werbekampagne an den Bushaltestellen. So kann sich die Kundschaft in der wohligen Gewissheit wiegen: Auch wenn Politiker und Manager die Energiewende vermasselt und sich mit Wladimir Putin verschätzt haben, lässt es sie nicht kalt, wenn die Verbraucher/innen im Winter frösteln, beziehungsweise im Sommer schwitzen. Nach intensiven Recherchen kann das Land unbestätigten Informationen zufolge berichten, dass nun parallel zur angekündigten Preishausse auch diese Informationskampagne ausgeweitet werden soll, um das Einsparpotenzial auszureizen. Den umweltbewussten Leser/innen können deshalb hier exklusiv und vorab schon einige der neuen Tipps zur multiplen Ressourceneinsparung preisgegeben werden.
Tipp 1: Angesichts der großen Hitze der vergangenen Monate riet Enovos bereits dazu, die Fensterläden zu verschließen, um die Hitze aus der Wohnung zu halten. Nun sind gewiefte Leser/innen vielleicht schon von selbst darauf gekommen, wie sich diese Maßnahme aufwandslos ausbauen lässt, um weitere Ressourcen zu schonen und, wie es im Manager-Jargon heißt, die „low hanging fruit“ zu ernten: Hören sie einfach auf, Ihre Fensterscheiben zu putzen! Das spart zusätzlich zum Strom für die Klimaanlage kostbares Wasser und Reinigungsmittel. Wenn die Läden geschlossen sind, stört es Sie nicht, wenn die Scheiben trübe sind und Sie nicht hindurchsehen können. Und – Bonus – : Wegen der geschlossenen Läden merken weder Nachbarn noch Passanten, dass ihre Fenster dreckig sind. Ja, liebe Leser/innen: so einfach kann Ressourcensparen sein!
Tipp 2: Für Fortgeschrittene. Sowohl Regierung als auch Energieversorger haben Ihnen schon geraten, Ihre Wäsche im „Eco“-Modus zu waschen und nur wenn die Trommel voll ist. Gut so, aber auch hier lässt sich noch was machen. Zum Beispiel für den Fall, dass Ihnen im Winter das Gas zum Heizen und zur Warmwasserversorgung bereits ausgegangen ist, sie aber noch Strom beziehen, bietet sich hier eine pfiffige Kombi-Lösung für vielerlei Probleme an. Dazu montieren Sie den Deckel der Waschmaschine ab, was Ihnen ermöglicht, im Schleudergang eine Pfanne an die rotierende Trommel zu halten und die entstehende Reibungshitze zu nutzen, um sich ein Spiegelei zu braten. „Ist das nicht unpraktisch, weil einem dabei das Wasser aus der Trommel um die Ohren spritzt?“, werden Umweltmuffel und Klimaskeptiker fragen. Seien Sie unbesorgt, liebe Leser/innen, denn genau darin liegt der Clou. Wenn Sie ihr Ei nackt braten, ihre Wäsche – wie ohnehin offiziell empfohlen – nicht zu warm, sondern bei maximal 40 Grad waschen, dabei eine neutrale Seife verwenden, die zusätzlich dem Gewässerschutz dient, können Sie gleichzeitig Waschen, Kochen UND warm Duschen. Danach haben Sie weiche Haut und Haare, ein reines Umweltgewissen und wenn Sie die Pfanne schnell genug wenden – et voilà – , ist auch der Abwasch schon gemacht. Sie müssen nur noch sich selbst und die Pfanne abtrocknen und können dann in aller Ruhe essen. Aber Achtung: Vergessen Sie auch hier nicht, die Pfannengröße der Hitzequelle anzupassen und den richtigen Deckel auszusuchen.
Tipp 3: Die Waschmaschine ist, wenn es ums Energiesparen geht, ohnehin ein richtiger allrounder, bietet sie doch denjenigen, die aus Geldmangel oder Umweltbewusstsein ihren Konsum an Serien auf Streaming-Plattformen einschränken wollen, wirklich tolle Unterhaltungsmöglichkeiten. Für ein paar Stunden Spiel und Spaß versammeln Sie die Familie vor der Trommel, mischen unterschiedlich bunte Socken in gleicher Anzahl der Familienmitglieder unter die Weißwäsche, lancieren den „Eco“-Modus (langes Spiel garantiert) und notieren, welche Socken im Trommelfenster zu sehen sind. Es gewinnt, wessen Socke sich am häufigsten zeigt. Falls Ihre Kinder schon älter sind und ihnen dieses Spiel zu simpel ist, können Sie auf Socken-Bingo umsteigen. Dazu müssen Sie lediglich Karten anfertigen, auf denen Sie vorab notieren, welche Socken sich zeigen und sie während des Waschgangs abhaken. Für Anhänger des Glückspiels gibt es noch die Möglichkeit zum Socken-Lotto – alle Familienmitglieder geben im Voraus Tipps ab, in welcher Reihenfolge die Socken erscheinen ... Ihrer Fantasie sind wahrlich keine Grenzen gesetzt. Und wem fällt bei so viel Spannung der Verzicht auf die letzte Capitani-Staffel noch schwer?
Tipp 4: Diese Maßnahme richtet sich an die spezifische Zielgruppe der Halter nachtaktiver Nager wie Hamster- oder Rennmäuse, die sich von ihren liebgewonnenen Tierchen nicht trennen können, obwohl sie bereits die Stromrechnung nicht mehr zahlen können. Mit ein paar Handgriffen und dem Lötkolben verwandeln sie das Laufrad in eine erneuerbare Energiequelle und ihre Nager in Stromproduzenten. Über Nacht laden Ihnen die Tiere Kraft ihrer Muskeln Ihr Smartphone oder befeuern den Wasserkocher – laut energie-spueren.lu ohnehin die effizienteste Art, Wasser zu erhitzen – und nebenbei rentiert sich endlich mal das ganze Do-It-Yourself-Material, das Sie sich während des Lockdowns im Baumarkt angeschafft haben.
Tipp 5: Ganz einfach, auch noch möglich, wenn sowohl Strom als auch Gas bereits abgestellt wurden. Nutzen Sie das Tageslicht, um sich die Gasrechnung anzusehen. Bei Anblick des Zahlbetrags steigen Puls und Blutdruck schlagartig, Ihnen wird warm. Sollte Schwindel eintreten, legen Sie die Rechnung schnell beiseite. Sobald Ihnen wieder kalt ist, Blutdruck und Puls wieder normal sind, wiederholen Sie den Vorgang. Nutzen Sie nachts ihre angstbedingten Schlafstörungen zum Anschauen der Rechnung bei Kerzenlicht.
Tipp 6: Verlieren Sie bloß nicht Ihren Humor. So können Sie auch noch lachen, bis Ihnen warm ums Herz wird, wenn die nächste Indextranche gestrichen wird.