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d'Lëtzebuerger Land vom 26.04.2024

Mein Name ist Gabriela und ich bin 17 Jahre alt. Ich bin die Tochter von Immigranten aus Portugal und ich glaube, dass eine gelungene Integration zu einem besseren Miteinander führt, jetzt und in Zukunft. Deshalb habe ich mir Fragen zu der Integration von Ausländern hier in Luxemburg gestellt. Also habe ich beschlossen, meiner Mutter einige Fragen zu ihren Erfahrungen zu stellen:

Wie hast du die ersten Wochen in Luxemburg erlebt?

Die ersten Wochen habe ich bei meiner Tante gelebt und habe die Zeit damit verbracht, eine Arbeit zu finden.

Wurdest du anders behandelt als die Einheimischen, weil du damals nur Portugiesisch und Englisch gesprochen hast? Wenn ja, erinnerst du dich an konkrete Situationen?

Ja, ich wurde anders behandelt und ich habe dies bemerkt, als ich beim Augenarzt einen Termin machen musste, die Sekretärin mir aber keinen Termin geben wollte. Sie hat mir einfach gesagt, sie würde mich nicht verstehen.

Wie hast du Französisch und Luxemburgisch gelernt?

Französisch habe ich angefangen zu lernen durch einen italienischen Bekannten, und dann habe ich es besser gelernt, als ich in einem Café gearbeitet habe, dort habe ich auch Luxemburgisch gelernt. Das alles auch nur, weil ich mich immer getraut habe, es zu versuchen, ich habe mich nicht geschämt, wenn ich was Falsches gesagt habe, ich wollte die Sprachen unbedingt lernen. Jedoch war ich nie in einem Sprachkurs.

Hat sich das Verhalten der Leute dir gegenüber verändert, als du Französisch gelernt hast?

Ja, natürlich hat es sich verändert, denn dadurch konnte ich endlich mit den Leuten kommunizieren und das machte mir das Leben viel einfacher. Ich hatte es damals wichtig gefunden, Luxemburgisch zu lernen, da ich im Café viele ältere Leute kannte, die kein Französisch konnten. Deswegen war es schwer, mit ihnen zu reden, da sie mich nicht verstanden.

Wurdest du schon in Luxemburg betrogen, weil du die Sprache nicht konntest?

Ich wurde zweimal wegen mangelnder Sprachkenntnisse reingelegt. Das erste Mal war, weil ich die Sprache nicht lesen konnte, also haben sie mich dazu gebracht, meinen Führerschein zu erneuern, damit ich einen luxemburgischen Führerschein bekomme. Dies war aber eigentlich nicht notwendig, da mein Führerschein bereits europäisch war. Und das zweite Mal war es bei einem Unfall. Ich wusste nicht, wie ich den Ablauf des Unfalls erklären konnte und der andere Fahrer schon. Deshalb wurde ich sofort als Schuldige abgestempelt, dabei war es der andre Mann, der den Unfall verursacht hatte, weil er zu schnell gefahren war.

Was war für dich das Schwerste bei deiner Integration?

Für mich war es das Schwierigste bei der Integration, gleich zwei Sprachen zu lernen und mich an das Klima zu gewöhnen, weil ich nicht an eine solche Kälte gewöhnt war. Die Familie in seinem Land zu verlassen, um in ein anderes, fremdes Land zu gehen, ist wirklich nicht einfach, dies fiel mir sehr schwer.

Warum hast du Luxemburg als Migrationsziel ausgewählt?

Ich habe Luxemburg ausgewählt, da ich hier meine Tante hatte und somit nicht ganz allein war.

War es für dich schwer, eine Arbeit zu finden?

Eigentlich nicht, also ich bin am 28. Mai 2000 in Luxemburg angekommen und habe am 6. Juni angefangen zu arbeiten. Damals gelang es meiner Tante, mir ein Vorstellungsgespräch in einer Fabrik zu besorgen, in der sie arbeitete, deswegen habe ich auch schnell eine Arbeit gefunden.

Findest du, dass du hier in Luxemburg wegen deiner Herkunft ausgeschlossen wurdest?

Ja, manchmal hatte ich dieses Gefühl.

Haben andere Portugiesen dir bei der Integration geholfen?

Ja, ich habe Portugiesen kennengelernt, die mir mit einigen Informationen geholfen haben, aber leider hatte ich nicht das Glück, Portugiesen zu treffen, die mit mir zu Behörden gingen, um mir bei der Lösung bestimmter Situationen zu helfen, in denen ich Schwierigkeiten hatte.

Hast du luxemburgische Freunde? Oder hast du mehr Freunde mit portugiesischen Wurzeln?

Ja, ich habe luxemburgische Freunde und ich glaube, ich habe in etwa gleich viele portugiesische Freunde.

Was lief in Luxemburg gut bei deiner Integration?

Ich finde, ich habe mich gut integriert und habe neue Leute und eine neue Kultur kennengelernt. Das empfinde ich als persönliche Bereicherung und ich bin durch meine Erfahrungen gewachsen. Ich kann jetzt mehrere Sprachen sprechen, dies finde ich besonders gut in Bezug auf meine Integration.

Welchen Rat würdest du jemandem geben, der emigrieren möchte?

Ich würde als Rat geben, dass man unbedingt die Sprachen lernen soll, sie auch ohne Scham sprechen soll! Auch sollte man die Unterschiede zwischen den Kulturen und den Ländern einfach akzeptieren. Man muss sich darauf einlassen!

gabriela Oliveira leite
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