Trausch, Gilbert: Le Luxembourg au tournant du siècle et du millénaire

Glatt wie Glanzpapier

d'Lëtzebuerger Land vom 17.02.2000

Pünktlich zur Jahreswende wollte der Escher Verlag Schortgen den heimischen Geschenkbuchmarkt um eine Bilanz am Ende des Jahrhunderts bereichern. Weil die Firma auch eine Buchbinderei und Galerie betreibt, war es klar, dass die Bilanz prächtig und gewichtig ausfallen sollte: Albumquerfomat, schweres Glanzpapier, bordeauxroter Leinendeckel mit Goldlettern, farbiger Schutzumschlag, zahllose Farbabbildungen, modische Paginierung, großzügiger Satzspiegel mit weitem Zeilenabstand, breiten Rändern und eleganter Schrift.

Damit der Inhalt der Form gerecht wird, wandte sich der Verlag an Nationalhistoriker Gilbert Trausch, der seit Jahrzehnten zuverlässig und staatstragend für Verlage, Banken und akademische Sitzungen abliefert. Im nicht mehr ganz ergiebigen Rahmen der Nationalgeschichte legte der Direktor des staatlichen Centre d'études et de recherches européennes Robert Schuman einen sehr konventionellen Aufbau fest und gewann einschließlich seiner selbst zehn konservative bis linksliberale Männer für das Unterfangen.

Heraus kam ein Buch, das laut seinem Titel Le Luxembourg au tournant du siècle et du millénaire ein Jahrhundert-, wenn nicht gar ein Jahrtausendwerk sein soll, sich also grundlegend von den vergleichbaren Aufsatzsammlungen teilweise derselben Autoren, von Das ist Luxemburg (Stuttgart 1983) über Luxembourg (Le Puy 1984) bis Memorial 1989 (Luxemburg 1989) und Le Luxembourg (Bruxelles-Anvers 1989), unterscheiden müsste.

Trausch fasst sein zuletzt noch prächtiger dem Fonds Mercator überlassenes teleologisches Geschichtsbild von Sigfrid bis Schuman, de l'état à la nation erneut zusammen. Guy Schuller vom statistischen Amt des Wirtschaftsministeriums zählt, wie in der gerade vom Statec publizierten Wirtschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts, noch einmal die Erfolge der Wirtschaftspolitik auf, während der Soziologe Fernand Fehlen noch einmal seine Forschungsarbeit Baleine resümiert

Ein eigenes Kapitel ist den Glaubensfragen gewidmet, verfasst von Abbé Georges Hellinghausen, dem Leiter des Priesterseminars. Frank Wilhelm listet zwischen Thron und Altar das restliche Geistesleben auf, und der Historiker Paul Margue widmet sich mit tiefer Ehrfurcht der Dynastie.

Der ehemalige Kommissionsbeamte Fons Theis malt die "europäische Hauptstadt" Luxemburg in ihren schönsten Farben, der ehemalige LSAP-Staatssekretär Guy Linster lobt die Komitees und Programme der Großregion, und Alex Storoni beschreibt die heimischen Landschaften. Wieso Jean-Mathias Goerens die staatlichen Institutionen in noch dürftigeren Stichworten als die kostenlosen Broschüren des staatlichen Presse- und Informationsdienstes aufzählen muss, bleibt ein Rätsel.

So paraphrasieren weitgehend die immer gleichen Leute noch einmal ihre immer gleichen Beiträge, die sie schon wiederholt an anderen Stellen veröffentlichten. Da sie in der Regel auch noch über ihre eigenen Brotgeber schreiben, ist jede Gefahr eines kritischen Gedankens gebannt. Folglich sind die meisten Texte gediegen wie die Aufmachung und glatt wie das Glanzpapier. Also das perfekte Geschenkbuch für Firmenkunden, ausländische Gäste und Gastgeber, deren Zeit höchstens einmal zum nicht undankbaren Durchblättern reicht.

Gilbert Trausch: Le Luxembourg au tournant du siècle et du millénaire. Esch-Alzette 1999. Éditions Schortgen. 287 S., 2 845 Fr.

Romain Hilgert
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