Letzte Woche fand zum 2. Mal eine „Journée de l‘espace“, also ein Tag des Weltraumes, statt. Luxemburg gehört ja spätestens seit seinem ESA-Beitritt (European Space Agency) im Dezember 2005 zu den Raumfahrtnationen dieser Welt. Eine weitere Nische, die wir besetzen – aber was kann ein Kleinstaat anderes tun, als Nischen zu besetzen? Unsere Weltraumpräsenz ist noch ziemlich jung, aber sehr dynamisch und gewinnbringend, schließlich handelt es sich um einen Hochtechnologie-Markt. Die Veranstaltung, die auf Cloche d’Or1 stattfand, verlief sehr erfolgreich. Der Sektor, der mittlerweile 500 Mitarbeiter und 20 Unternehmen zählt, zeigte sich von seiner schönsten Seite. Der zuständige Minister – er sieht sich selbst als „erster Weltraumminister Luxemburgs“2 – war voll des Lobes. Der Weltraumbereich sei ungemein wichtig für unser Land, nicht nur wegen der Steuereinnahmen, auch für Forschung und Entwicklung. International habe Luxemburg bereits einen hervorragenden Ruf; gemeinsam mit der Schweiz werde man den Vorsitz der Weltraumbehörde übernehmen. Schließlich werde das Großherzogtum nicht an einer eigenen Weltraumgesetzgebung vorbeikommen.
Warum erzähle ich das? Weil es neben dem „großen“ Raum – dem Weltall – auch noch einen „kleinen“ Raum, nämlich unsere bescheidenen, irgendwann aus allen Nähten platzenden 2 586,36 Quadratkilometer² gibt. Wäre es nicht mal an der Zeit, sich verstärkt mit unserem eigenen Raum zu beschäftigen? Ist die Raumplanung nicht auch ein Feld, in dem wir uns besonders hervortun könnten, ja müssten? Auch wenn es immer noch „eine ziemlich junge Disziplin“ in Luxemburg ist – aber das wurde auch schon 1974 gesagt, als das erste Raumplanungsgesetz gestimmt wurde. Man kann zwar nicht viel Geld mit Raumplanung verdienen, allerdings geht es dabei oft um viel Geld, um Standortpolitik, um Infrastrukturen, um Baugrund. Gute Planung hilft, Geld zu sparen, aber das hat man hierzulande noch nicht richtig verstanden. Aktuelles Beispiel: Die Großbaustelle „Tossenberg“ in Mamer, wo Millio[-]nen in den Bau eines Verteilerkreises, einer Tunnelunterführung und einer Schrägseilbrücke fließen müssen, weil irgendwann eine komische Standortentscheidung – es ging um die neue (zweite) Europaschule – gefällt wurde.
Vor einem Vierteljahrhundert wollte ich Raumplanung studieren. Der freundliche Mann im Ministerium gab mir damals den Rat, es sein zu lassen. Luxemburg sei zu klein für Raumplanung [sic], deshalb würde ich nach dem Studium wahrscheinlich arbeitslos sein. Sein Vorschlag lautete, mir doch einen Job in einer Bank zu suchen. In Luxemburg wird Raumplanung immer noch stiefmütterlich behandelt. Wo bleibt die Gesetzesnovelle? Wann werden die Sektorenpläne bindend? Wann wird umgedacht? Luxemburgs Regierende haben nie gelernt, räumlich zu denken und zu planen – wir sind ja eh so klein. Jetzt entdecken wir gerade den ganz großen Raum. Das ist schön, aber man sollte sich auch um das Klein-Klein hier unten kümmern. Ein nationaler „Tag des Raumes“, das wäre eine schöne Sache.