Konzerte

Ja, wo spielen sie denn?

d'Lëtzebuerger Land vom 28.06.2001

Zurzeit existieren etwas mehr als 100 aktive Musikbands in Luxemburg, die allermeisten Formationen werden allerdings kaum dem breiten Publikum bekannt sein. 

Ausbleibende Popularität, unter anderem bedingt durch fehlende Medienpräsenz sowie erhebliche finanzielle Ri-siken, erlaubt es den meisten Bands nicht, Konzerte in den bekannten Konzerthallen mit der entsprechenden Promotion zu organisieren. Auch Kleinkunstbühnen, auf denen Bands willkommen sind, fehlen weitgehend.

Die Musiker zieht es somit in die etwa ein Dutzend Bistros und Cafés des Landes, in denen regelmäßig Konzerte angesagt sind. Eine Notlösung, die nicht selten erhebliche Probleme für alle Beteiligten nach sich zieht.

Die technische wie räumliche Infrastruktur der meisten Cafés lässt oft zu wünschen übrig. Die akustischen und visuellen Voraussetzungen so-wie das Fehlen guter Soundanlagen schmälern ganz oft das Wohlbefinden des Publikums, der Musiker so-wie auch der Anwohner in erheblichem Maße.

Nicht an die Verhältnisse angepasste Lautstärken lassen viele Konzerte zu einem regelrechten Klangbrei verkommen. Die Ohren der Zuhörer sind verwöhnt, sie verlangen mit  Recht einen guten, ausgeglichenen Sound. Die Ursache eines schlechten Klangbilds, etwa das Nichthören eines Sängers, suchen viele Konzertbesucher nicht in fehlender technischer Infrastruktur, viel eher führen sie diesen Umstand auf die mangelhafte Kompetenz der Musiker zurück, ihr musikalisches Zusammenspiel zu beherrschen.

In einem Punkt stimmen alle Cafébesitzer überein, sie wollen ihrer an Musik interessierten Klientel "etwas bieten". Ein Konzert ist jedoch für jeden Cafébesitzer ein kleines finanzielles Risiko, schließlich wollen die Musiker wenigstens einen Teil ihrer Unkosten in Form einer kleinen Gage zurückerstattet bekommen. Hinzu kommt, dass viele Konzertbesucher nicht bereit sind, einen minimalen Eintrittspreis, respektive ei-nen Aufpreis auf Getränke zu bezahlen, da sie die Gruppe (noch) nicht kennen und im Café meistens nur einen kurzen Zwischenstopp auf dem Weg zum nächsten Event einlegen.

Die engagierten BesitzerInnen müssen ganz oft erhebliche Überzeugungsarbeit bei Nachbarn und öffentlichen Autoritäten leisten, um auch weiterhin Konzerte organisieren zu dürfen. 

Es ist sicherlich nicht angenehem, an jedem Wochenende von hämmernden Schlagzeugschlägen und wummernden Bassklängen bis weit in die Nacht hinein seines Schlafes beraubt zu werden. Eine Absprache zwischen allen Parteien, die auf gegenseitigem Respekt und Toleranz aufbaut, kann aber in jedem Fall eine Kompromisslösung herbeiführen, die allen Betroffenen, so-wohl Anwohnern, Musikern als auch Cafébesitzern gerecht wird.

Kein Musiker wird als "Rockstar" geboren. Viele internationale Größen der Rockkultur haben irgendwann einmal klein angefangen, haben auf Schulfesten oder eben in kleinen Cafés vor wenig Publikum gespielt. Junge Bands sind auf diese Auftritte in kleinen Lokalen angewiesen, um erste Erfahrungen zu sammeln, um Bestätigung und Unterstützung zu erhalten.

Die Emanzipation der Rockkultur ist eingeläutet. Will man die einheimische Szeene fördern, ist es an der Zeit, darüber nachzudenken, in welchem Maße die öffentliche Hand dazu beitragen kann, zumindestens einem Teil der oben kurz erwähnten Mängel entgegen zu wirken.

 

Der Autor ist Lehrer und Mitglied der Musikgruppe djudju (Piano [&] Gesang). Er moderiert einmal wöchentlich die Chronik all aboard über die Luxemburger Rockszene auf RTL Radio Lëtzebuerg.

Eric Falchero
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