Hilfe für die junge Szene

Ein Rockbüro in Luxemburg

d'Lëtzebuerger Land vom 03.05.2001

Aussagen wie "Es boomt zur Zeit in der luxemburger Szene" häufen sich in letzter Zeit, und dies nicht mehr nur in Kreisen von so genannten "Luxemburger Musikideologen". Die breite Öffentlichkeit, wie auch die Medien, wurden unlängst durch gewagte Projekte wie den Emergenza Newcomer Contest oder die RTL-Aktion Planet Lëtzebuerg auf die einheimische Musiklandschaft aufmerksam. 

Zwar besteht immer noch der Eindruck, dass hauptsächlich in der geschriebenen Presse populäre Rockmusik als bloße unterhaltende Mas-senerscheinung verstanden und nicht als gleichberechtigte Kulturbewegung neben Theater, Literatur oder E-Musik gesehen wird. Einzug in die Kulturbeilagen und -sendungen halten Reportagen über die "musiques amplifiées" nur spärlich, viel eher fül-len Berichte über Neuerscheinungen oder Konzertankündigungen die Lokal- bzw. Jugendseiten. 

Dieser Umstand ist aber nicht allein auf einen Mangel an Interesse seitens der Medien zurückzuführen. Die Szene hat den Umgang mit den Medien nie gelernt. Der konstante Informationsaustausch zwischen Medien und Musikern baut sich, wenn überhaupt, nur schleppend auf. Dies ist unter anderem ein Grund dafür, warum sich die Einrichtung eines permanenten  Rockbüros, einer zentralen Anlaufstelle für jegliche Informationen über die Rockszene Luxemburgs und der Großregion, aufdrängt. Neben der dokumentalistischen Funktion müsste dieses Büro auch eine beratende und begleitende Funktion übernehmen. 

Eine nicht mehr ganz so junge Szene wird langsam erwachsen. Des Musikers Aufgabe ist und bleibt die Musik, das kreative Schaffen. Um diese Kunst auch wirklich ausleben zu können, bedarf es jedoch professioneller Rahmenbedingungen. Des weiteren beklagen sich Musiker darüber, dass sie sich anscheinend erst einen Namen im Ausland machen müssten, ehe sie des Luxemburgers Ohren würdig seien. Doch wie kommt man überhaupt ins Ausland? Ein Rockbüro könnte zumindest in der Anfangsphase einer Künstlerkarriere die sonst kostspielige Managerrolle wenigstens teilweise übernehmen. 

Permanente, andauernde Kontakte mit in- und ausländischen Konzertagenturen, regelmäßige Austauschkonzerte, Teilnahme an so genannten Showcases, finanzielle und logistische Unterstützung bei Tourneen und Unterstützung bei der Vermarktung von Produktionen könnten einige der Aufgabenbereiche eines solchen Rockbüros sein. Bedingt durch das meist schnelllebige Wesen einer "Rockgruppe" kann man diese nur äußerst schwer vergleichen mit einem Sportverein oder einer traditionellen Musikkapelle. 

Dennoch wage ich mir vorzustellen, dass ein solches Rockbüro vergleichbare Aufgaben übernehmen könnte wie etwa eine Sportföderation oder die UGDA, besonders im Bereich der Jugendarbeit. Wenn ein Jugendlicher sich entscheidet, sich in seiner Freizeit dem Hobby des Rockmusikers zu widmen, kann er sich in den allerwenigsten Fällen auf öffentliche Fördermittel verlassen, weder infrastruktureller noch bildender Art. 

In jeder größeren Gemeinde gibt es mittlerweile mindestens eine Sporthalle, ein Fußballfeld sowie ein Kulturzentrum. Doch wie viele öffentliche Probesäle gibt es? Auch die Ausbildung der Rockmusiker geschieht weitgehend in privaten, Mehrwertsteuer zahlenden, nicht anerkannten Musikschulen. Es gibt in diesem Lande weit mehr Musiker, als manch ei-ner zu wissen scheint. Sie alle, ob jung oder alt, bereichern die kulturelle Szene, betätigen sich aktiv und sinnvoll in ihrer Freizeit. Sie sind alle Individualisten und lassen sich nicht in traditionelle Vereinsstrukturen zwängen. Dennoch bedürfen sie eines offiziellen Sprachrohrs, einer Stimme, die ihre Interessen vertritt und wahrt. "Et boomt an der Szeen", die Zeit scheint reif zu sein für ein Luxemburger Rockbüro.

 

Der Autor ist Lehrer und Mitglied der Musikgruppe djudju (Piano [&] Gesang). Er moderiert einmal wöchentlich die Chronik all aboard über die Luxemburger Rockszene auf RTL Radio Lëtzebuerg

 

Eric Falchero
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