Pe’l Schlechter scheint seine Schreibtischschubladen aufzuräumen: Nach seinem Erzählband mit verschiedenen humorvollen Geschichten und Anekdoten einfach esou (2023) ist letztes Jahr sein Gedichtband Reimereien erschienen. Da geht es mal um Traditionen wie „de Kleeserchersdag“, Gefühle beim Blick aus dem Fenster (De Prabbeli) oder angesichts des Älterwerdens (Gebiet vun engem, deen al gëtt, Kleiner Spruch eines 99-Jährigen oder D’Salz an der Zopp), Erinnerungen beim Spazieren (Nostalgie), einige Beobachtungen über das Rauchen (oder das Aufhören) oder auch kurze, morbide oder lustige Geschichtchen (Eng grujeleg Geschicht).
Der Gedichtband klingt insgesamt ein bisschen, als hätte der Autor sämtliche Grußkarten, Glückwünsche und lustige Gedichte, die er im Laufe der letzten Jahrzehnte zu den verschiedensten Anlässen wie Familienfeiern verfasst oder niedergeschrieben habe, gesammelt und darunter einige Gedanken, Wetterbeobachtungen, alltägliche Feststellungen, aufgeschnappte Gesprächsfetzen und Kontemplation bei Spaziergängen gemischt. Die Gedichte sind lustig, durchaus rund, und doch wirken sie zum Teil – vielleicht aufgrund ihrer Gefälligkeit, zweifellos auch aufgrund ihrer klassischen Formen, ihres Reimschemas und ihrer Einteilung in regelmäßig gegliederte Strophen – wie kleine Stilübungen, humorvolle Geschichten, die man zwischendurch vortragen kann, zum Beispiel beim Karnevalsabend oder eben auf einer Grußkarte, die einem ein Lächeln aufs Gesicht zaubert, doch sie reizen nicht die Grenzen der Lyrik aus. Immerhin sollen es auch keine sprachlichen oder poetischen Experimente sein, und, sofern man sich darauf einlassen kann, bündelt auch dieser zweite Band nach einfach esou verschiedene Kurzformen des bewährten Autors Pe’l Schlechter als eine Art Anthologie seines Werkes und der Gedichte, die ansonsten vielleicht in Schubladen in Vergessenheit geraten wären. Sie können gewiss dem ein oder der anderen ein Schmunzeln aufs Gesicht zaubern … oder eine gute Vorlage für einen Geburtstagswunsch oder „flotte Sproch“ auf Luxemburgisch bieten, denn die Gedichte strotzen, bei aller Unaufgeregtheit, vor Humor, Optimismus und Fröhlichkeit.