Rewenig, Guy: Mäxitäxi

Mit Geschichten um die Welt

d'Lëtzebuerger Land vom 19.01.2006

Mäxitäxi ist ein Taxi, das Geschichten spazieren fährt, ob man's glaubt oder nicht. Darin passen Elefanten und Giraffen genauso gut wie Läuse. In Geschichten ist alles möglich! Das Taxi ist aber auch ein Taxi für das lesende Kind, das sich von Guy Rewenigs Geschichten mit auf die Reise nehmen lässt. Das vorliegende Buch Mäxitäxi ist ein Sammelband, bestehend aus Geschichten aus 14 bisherigen Kinderbüchern von Guy Rewenig und 29 brandneuen Geschichten. Das Buch ist unterteilt in sieben Kapitel je nach Fachgebiet, zum Beispiel geht das zweite Kapitel um die Liebe (Ech hun Dech schrecklech gär) während sich das vierte der Schule widmet (D'Schoul brennt). Überhaupt ist Mäxitäxi ein Schulhofbuch. Guy Rewenig erklärt den Kindern das so: Ein Schulhofbuch ist so ziemlich das Gegenteil von einem Schulbuch. Ein Schulbuch wird kontrolliert, erzieht und korrigiert. Ein Schulhofbuch nicht, es ist ein Freund der Kinder. Genauso wie der Autor - in über 30 erschienenen Kinderbüchern stellt Rewenig seine Verbundenheit mit den Kindern unter Beweis. Er hat aus seinem Beruf, ehemaliger Lehrer, eine Berufung gemacht. Er ist einer der meistgelesenen Kinderbuchautoren Luxemburgs, ein Meister in seinem Fach. Darüber hinaus schreibt er auch für Erwachsene und liefert regelmäßig Artikel in Zeitungen (unter anderem im Feuilleton des Land) und Zeitschriften. Sein scharfer Sinn für die Psychologie des Kindes, dessen Belange im Alltag und seine Bedürfnisse, spiegelt sich in der Art wider, wie er schreibt. Guy Rewenig verzichtet auf Verzaubern, er spricht die Kinder in ihrer realen Welt an und vermeidet die Flucht aus der Wirklichkeit.Mäxitäxi ist ein wunderbares Geschenkbuch, und die vielen schönen Bilder der Grafikerin Pat Wengler, bekannt für ihre Theaterplakate, machen aus diesem Buch ein echtes Schmuckstück. Zu erwähnen sei ganz besonders das siebte Kapitel: Warum ist mein Vater kein König?, das sich aus 29 neuen Geschichten in drei Sprachen zusammensetzt, aus insgesamt sechs Büchern, die in absehbarer Zeit unter folgenden Titel veröffentlicht werden: Elektrische Sonne, Banda Limbo, Kee Kakadu ka Kaffi kachen, Die Kuh auf dem Küchentisch, Lolie explique le monde, sowie dem vor kurzem erschienenen Buch Passt die Maus ins Schneckenhaus?? In diesem Buch steht der Autor den Kindern mit Rat und Tat zur Seite, pro Seite eine Frage und ihre Antwort. Hier finden die Kinder Antworten auf Fragen, die sie sich wahrscheinlich alle schon mal gestellt haben: Wie soll ich mir die Haare färben lassen?. Guy Rewenigs Schreibstil erinnert hier ein wenig an seine Saarbrücker Glossen, nur kinderfreundlich arrangiert. Der Autor appelliert an die kritische Einstellung der Kinder. Seine Fragen sind äußerst phantasievoll angelegt, etwa ob man sein Kind zum Trocknen an die Wäscheleine hängen darf. Die Antworten sind immer prompt, die Begründung ebenso erstaunlich: Nasse Kinder neigen zu Übermut, die Mutter soll ihr Kind anstatt an die Leine lieber an den eigenen Hals hängen. Genauso verträumt und ebenso garstig sind die Bilder von Annick Sinner. Rewenig bricht mit Konventionen, so stellt er fest, wie man Karriere macht: Man muss einfach den dicksten Tannenzapfen immer wieder am weitesten werfen können. Den besten Liebesbrief formuliert man vielleicht so: "Ich bin sprachlos, Liebling". Auch auf andere Fragen weiß der Autor Rat: Warum Frau Walz das Wasser bis zum Halse steht? Das Wasser ist entweder zu hoch oder zu niedrig - je nach Laune von Frau Walz. Oder wie man seinen Lehrer erschreckt, warum die Raben kein Englisch reden, wie man Vokabeln lernt (mit Hilfe von Plapparillo, einem dressierten Papagei, der ständig Vokabeln aufsagt), wie man ein Mondkalb fotografiert; dass man alles glauben darf, was man will, vorausgesetzt, man behält es für sich. Dabei arbeitet der Autor mit Gegensätzen und wird zu keinem Moment langweilig. Die Antworten sind stets aufschlussreich und für ein Aha-Erlebnis gut. Hundert messerscharfe Fragen und ebenso viele glasklare Antworten ist auch ein Buch für Erwachsene.

Carmen Heyar
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