Heute loben wir die bedrohten Arten. Waschechte Rassisten verraten sich durch ein klares Erkennungszeichen. Sie beginnen jede Rede mit dem Satz: „Ich bin kein Rassist, aber…“ In diesem „aber“ steckt gleich schon der Beweis, dass sie sehr wohl Rassisten sind. Denn alles, was nach dem „aber“ gesagt wird, ist ganz einfach rassistisches Gedankengut. Bemerkenswert ist immerhin, dass die Rassisten nicht Rassisten genannt werden möchten, obwohl sie es sind. Es mangelt ihnen wohl ein bisschen an Selbstvertrauen. Das kann man verstehen. Ihre selbstzugeteilte Aufgabe ist gewaltig und kräfteraubend. Wer die Heimat von Ausländern säubern will, braucht geradezu übernatürliche Kräfte. Na gut, einen weniger sensiblen Ersatznamen für die Rassisten hätten wir parat: Auslandsallergiker.
Es bringt nichts, verbohrte Auslandsallergiker wie Herrn Peters hinter Gittern verschwinden zu lassen. Er würde sofort anfangen, die Gitterstäbe zu untersuchen. Wären sie zufällig nicht aus luxemburgischem Stahl gefertigt, würde Herr Peters konsequent durchdrehen. Das wäre eine unzumutbare Qual für die Gefängniswärter. Wahrscheinlich würde Herr Peters auch noch herausfinden, dass diese Gefängniswärter nicht unbedingt in der Heemecht aufgewachsen sind. Für einen Auslandsallergiker käme dieser Tatbestand einer permanenten Folter gleich. Im Sinne der Menschenrechte, die er vor Gericht für sich reklamiert hat. Unsere Gefängnisse sind insgesamt leider viel zu ausländisch, um sich für stahlharte Patrioten zu empfehlen.
Von der Spezies Peters gibt es vermutlich nur eine Handvoll Exemplare. Daher sollten wir unsere Phantasie bemühen und ihnen ein geschütztes Revier suchen. Uns schwebt eine Art Naturreservat vor, kein Zoo, kein geschlossenes Gehege, nein, eher eine freie Wildbahn, wo die Auslandsallergiker sich ungestört austoben können. Natürlich müsste es sich hier um ein rein luxemburgisches Areal handeln. Luxemburgische Bäume, luxemburgisches Gras, luxemburgische Wildkräuter, luxemburgisches Quellwasser. Und vor allem: strikt luxemburgische Kiewerleken im Unterholz. Sollte ein illegal eingewandertes Krabbeltier sich erlauben, plötzlich ausländische Geräusche von sich zu geben, sollte es von Staats wegen aus dem Revier verbannt werden. Die Auslandsallergiker haben ein Recht darauf, nur heimatliche Klänge und Töne zu vernehmen. Notfalls könnten sie ihre eigenen Kuckucksuhren mit ins süße Exil nehmen. Aber die kommen leider auch mehrheitlich aus der Schwyz. Na, Grüezi wohl!
Zum echt luxemburgischen Quellwasser im Wildpark für Auslandsallergiker fällt uns etwas Problematisches ein. Wer ist eigentlich für die Wartung der Quellen zuständig? Könnte es tatsächlich sein, dass sich in dieser Domäne zahlreiche Portugiesen tummeln? Das wäre natürlich höchst kontraproduktiv, eine elende Gemütsbelastung für die durstigen Auslandsallergiker. Wer möchte schon luxemburgisches Quellwasser trinken, auf das zuvor unter Umständen iberische Menschen ihre ausländischen Blicke geworfen haben? Eine Vergiftung durch Bazillen könnte nicht schlimmer sein.
Vorschlag zur Güte: Schalten wir doch einfach auf Bier um. Die Sprüche der Auslandsallergiker klingen ohnehin so, als hätten sie zum Bier eine dauerhafte und innige Beziehung. In den luxemburgischen Bierhochburgen sind Hopfen und Malz noch nicht verloren. Und der Schaum ist immer noch reinrassig weiß. Da wäre nur ein kleiner Haken. Wer soll das Bier liefern? Hat die grassierende Überfremdung nicht längst auch die nationalen Bierfässer konfisziert? Gibt es überhaupt noch einen einzigen luxemburgischen Bierfasstransporteur? Von den ausländisch unterwanderten Gaststätten gar nicht zu reden. Das Personal kann ja nicht mal Humpen korrekt auf Lëtzebuergesch buchstabieren. Woran liegt es, dass das Bier zunehmend schal wird und die Schaumkrone kollabiert? Weil die Gläser ununterbrochen mit horrenden ausländischen Dialekten bequatscht werden? Kein luxemburgisches Bierglas ist diesem ausländischen Sprachschwall gewachsen. In diesem unserem ureigenen Lande haben jetzt sogar die Richterinnen portugiesische Namen. Nein, es ist keine gute Idee, im Wildpark die Bierschleusen zu öffnen. Das wird sich natürlich auf die Qualität der rassistischen Tiraden auswirken. Sie werden buchstäblich erschlaffen und zunehmend nach verseuchtem Quellwasser klingen.
Vertagen wir doch kurzerhand die Getränkefrage. Beschäftigen wir uns lieber mit den hygienischen Rahmenbedingungen unseres Projekts. Damit unser schöner, freiheitlicher Wildpark vorbildlich sauber bleibt, muss gelegentlich der Dreck weggemacht werden. Wenn ein hemmungsloses Kollektiv entfesselter Auslandsallergiker über längere Zeit so richtig die luxemburgische Sau raus lässt, fällt ziemlich viel Unrat an. Wer soll hier tätig werden? Gute Frage. Die üblichen Reinigungsspezialisten haben leider keinen Zutritt, aus Herkunftsgründen. Also müssen die Auslandsallergiker schon selber die Ärmel hochkrempeln. Oder in ihrem eigenen Dreck sitzen bleiben. Vielleicht macht es für sie ja keinen Unterschied.