Fünf Monate im Amt hat der Erziehungsminister Studenten, Schüler und Lehrergewerkschaften gegen sich. Es geht nicht nur ums Sparen, sagt Claude Meisch im Land-Gespräch

„Ich will den Bildungskrieg beenden“

d'Lëtzebuerger Land vom 25.04.2014

D’Lëtzebuerger Land: Herr Minister, sind Sie sicher, dass Sie nicht doch besser Finanzminister geworden wären? Sie machen bisher vor allem durch Sparmaßnahmen von sich reden.

Claude Meisch: Den budgetären Spielraum bestimmt der Erziehungsminister nicht allein und einiges haben wir auch vorgefunden. Das Thema Studienhilfen haben wir von unseren Vorgängern übernommen. Durch das Urteil des Europäischen Gerichtshofs waren die Ausgaben von 88 Millionen auf 178 Millionen Euro angestiegen. Mit der aktuellen Reform wollen wir die Ausgaben auf 109 Millionen zurückführen, was noch deutlich über dem liegt, was im Budget 2013 veranschlagt war. Bei der Uni sehen wir für die nächsten Jahre auch mehr Finanzmittel vor als in den vergangenen vier Jahren. Und bei der Lehrer-Tâche geht es uns darum, den rapiden Anstieg der Gesamtzahl der Lehrer in unserem Schulsystem etwas abzubremsen. Es geht also in erster Linie nicht ums Sparen, sondern darum, die Ausgabensteigerungen in diesen Bereichen besser in den Griff zu bekommen.

Sie begründen die Kürzungen vorrangig budgetär statt inhaltlich. Warum warten Sie nicht ab, definieren Reforminhalte – und klären dann die Kostenfrage?

Wir müssen uns den neuen finanziellen und budgetären Gegebenheiten stellen und das machen wir besser jetzt, als dass wir noch sechs Monate oder ein Jahr warten. Ich möchte dies gemeinsam mit den Betroffenen tun, um mich in den kommenden Jahren voll und ganz auf pädagogische Fragen und die Verbesserung unseres Schulsystems konzentrieren zu können.

Unirektor Rolf Tarrach sagt, Sie hätten die Kürzungen kaum mit ihm besprochen.

Das Ministerium stand im permanenten Kontakt mit der Uni, wenn auch nicht immer ich persönlich. Es ist Aufgabe der Politik, den finanziellen Rahmen zu definieren, und es ist Aufgabe der Uni, strategische Schwerpunkte zu setzen. Die Uni scheint auf diese Situation wenig vorbereitet. Ihr Budget ist viele Jahre extrem gewachsen, ebenso wie die Uni stark gewachsen ist. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um Zwischenbilanz zu ziehen und zu schauen, wie die nächsten zehn Jahre aussehen sollen. Deshalb hat sich die Regierung für eine Konsolidierungsphase entschieden. Für 2015 stehen strategische Entscheidungen an.

Der Rektor sagt, eben diese seien jetzt gefährdet.

Es wundert mich, dass er das sagt. Wir wollten der Uni Planungssicherheit geben. Die hat sie nun mit dem Vierjahresplan. Wir haben zudem versprochen, die Haushaltsjahre 2016 und 2017 neu zu diskutieren, vorausgesetzt, die Uni kann uns eine schlüssige Strategie und gute Projekte präsentieren.

Die Alternativen zur öffentlichen Finanzierung sind Drittmittel. Fürchten Sie denn nicht, dass gerade Forschungsschwerpunkte, die Luxemburg zum Gegenstand haben, es künftig noch schwerer haben werden als ohnehin schon?

Drittmittel können auch öffentliche Gelder sein, etwa vom Forschungsfonds oder von Ministerien. Zudem kann die Uni verstärkt prüfen, welche Rolle sie für den Privatsektor in Luxemburg spielen kann.

Auch der öffentliche Sektor ist von Ihrer Regierung dazu angehalten, zu sparen.

Sparen heißt nicht, dass keine Studien mehr vergeben werden. Es ist eine gute Sache, wenn die Uni stärker über EU-Forschungsgelder, über Mäzenate nachdenkt, weil es ihre Unabhängigkeit von der öffentlichen Hand stärken würde. Sicher braucht die Uni dafür eine solide finanzielle Basis. Das bestreite ich auch nicht.

Für Empörung sorgt zudem Ihr Vorschlag, die Lehrer-Tâche neu zu definieren. Auch da argumentieren Sie haushaltspolitisch.

Ich sehe das nicht als rein budgetäre Maßnahme. In der öffentlichen Diskussion dominieren die Alters-Freistellungen, ganz sicher werden wir aber auch über pädagogische Aspekte reden.

Welche?

Ich habe den Gewerkschaften zum Beispiel vorgeschlagen, die Koeffizientenregelung ebenfalls zu überdenken, ohne sie komplett zu hinterfragen. Die Koeffizienten könnten eingesetzt werden, um Lehrer zu motivieren, dort zu unterrichten, wo sie dringend gebraucht werden: bei lernschwachen Schülern.

Mit einer Reform der Lehrer-Tâche allein lösen Sie das Personalproblem im Schulwesen nicht. Schon heute werden viele ausgeschrieben Stellen gar nicht besetzt.

In der Mathematik und bei den Naturwissenschaften ist die Personalnot katastrophal. Und wir erlauben uns dennoch, dass Lehrer weniger unterrichten oder andere Aufgaben übernehmen – obwohl wir sie dringend brauchen. Stattdessen stellen wir Lehrer ein, die unseren Anforderungen eigentlich nicht genügen.

Müsste nicht umgehend das Examen reformiert werden? Lehreranwärter, die die Unianforderungen erfüllt haben, scheitern nicht selten an den Anforderungen im Zulassungsexamen.

Es reicht nicht, ein Super-Mathematiker zu sein, um ein guter Lehrer zu sein. Das Gros unserer Sekundarschullehrer hat seinen Master im Ausland gemacht, ist aber kaum bis gar nicht in Berührung mit pädagogisch-didaktischen Inhalten gekommen. Deshalb müssen wir die Lehrerausbildung und auch die Zulassungsexamen überdenken.

Ein Dauerbrenner in der Bildungsdebatte ist der Sprachenunterricht. Sie wollen die Alphabetisierung auf Französisch einführen. Wie weit sind Sie?

Wir können die Alphabetisierung nicht isoliert betrachten, sie muss ein Element einer gesamten Sprachenpolitik sein. Wir werden Bilanz ziehen über den Précoce, der 1997 mit dem Ziel eingeführt wurde, Luxemburgisch als Vorbereitung für die Alphabetisierung auf Deutsch einzuführen. Wir müssen uns stärker Gedanken darüber machen, welche Rolle Sprachen gerade auch im vorschulischen Bereich, in der Kinderbetreuung spielen sollen.

Gegenargumente waren bisher immer die fehlende luxemburgische Didaktik – und dass Kindergarten und Vorschule eben keine Schule sein sollten.

Es geht nicht darum, künftig das Alphabet an Tafeln in den Maisons relais zu buchstabieren. Wir haben jedoch einen konventionierten Sektor, in dem traditionelle Luxemburger Asbl überwiegen, die mehrheitlich luxemburgische Kinder betreuen. Daneben gibt es einen privaten Sektor, in dem übermäßig viele frankophone Kinder sind. Ich wünsche mir einen besseren Mix. Warum sollte ein luxemburgisches Kind, das zuhause Luxemburgisch spricht, nicht davon profitieren, wenn in seinem Kindergarten gezielt Luxemburgisch und Französisch gefördert werden?

Wer soll dafür die Konzepte schreiben? Die Spracherwerbsforschung steckt hierzulande noch in den Kinderschuhen.

Es geht darum, wie Kinder Sprache am besten lernen, zumal wenn sie mit zwei oder mehr Sprachen konfrontiert sind. Diese Frage müssen Sprachwissenschaftler beantworten, nicht Politiker. An der Uni hat sich einiges getan und sie wird eine wichtige Rolle dabei spielen, wenn es darum geht, eine Sprachenpolitik zu definieren. Wir sprechen zuhause, vereinfacht gesagt, zwei Sprachen: Luxemburgisch und Portugiesisch. Und als Brücke in der Grundschule sollen dann Luxemburgisch und Deutsch dienen? Deswegen bin ich skeptisch, wenn Leute meinen, mit einer französischen Alphabetisierung alleine seien Probleme gelöst.

Es ist Ihre Partei, die auf der Alphabetisierung auf Französisch beharrt.

Es besteht Handlungsbedarf, keine Frage. Doch wir dürfen uns nicht nur auf alternative Alphabetisierungsformen begrenzen. In der Kinderkrippe und im Kindergarten wird Luxemburgisch gelernt, was Sinn macht, ist es doch die Umgangssprache unseres Landes. Ich möchte die Diskussion öffnen und nicht nur die Grundschule, sondern auch die Jahre davor und danach in den Blick nehmen. Das wäre im Sinne einer kohärenten Sprachenpolitik.

Das haben schon Politiker vor Ihnen probiert und sind gescheitert – und die hatten mehr als fünf Jahre Zeit.

Langsam! Ich bin erst fünf Monate im Amt. Unsere große Chance besteht darin, dass wir die Ressorts Kindheit und Jugend ins Erziehungsministerium integriert haben. So können wir eine Politik machen, die Kinderbetreuung und Schule verbindet. Wir beraten derzeit über die Qualitätsentwicklung in der Kinderbetreuung. Dort sollen Überlegungen zur Sprache einfließen. Nicht in Form eines Lehrplans. Aber es darf nicht sein, dass Eltern in Krippen und Kindergärten oft gewisse Sprachen vorfinden, weil das jeweilige Personal sie spricht. Die Chèques service und andere Instrumente können helfen, hier gezielt sprachenpolitische Akzente zu setzen.

Die Regierung strebt die Gratisbetreuung an, würden Dienstleistungsschecks damit nicht hinfällig?

Die Gratisversorgung muss im Lichte der haushaltspolitischen Möglichkeiten betrachtet werden. Der Übergang könnte schrittweise sein, im Bezahlsystem erfüllen die Schecks ihre Funktion. Wir haben manches kritisiert, das heißt aber nicht, dass wir nun planlos alles abschaffen.

Sie fordern die Gratisbetreuung für die ganz Kleinen zwischen null und drei Jahren. Welches Familienbild steht dahinter?

Vielleicht beweise ich damit, dass ich kein Konservativer bin? (lacht) Die prioritäre Frage ist nicht das Familienbild, sondern die, was wir unseren Kindern mitgeben wollen. Nicht nur in Luxemburg, auch in anderen Ländern haben Studien bewiesen, dass soziale Nachteile sich von einer Generation an die nächste vererben. Daran ist nicht die Schule allein schuld. Viele Eltern arbeiten, die Kinder bleiben zuhause, wachsen ohne Luxemburgisch auf. Da machen wir extrem viel falsch. Es ist keine Frage von rechts oder links, konservativ oder nicht. Die ersten drei Jahre sind für die Entwicklung der Kinder entscheidend. Deshalb ist es so wichtig, die Kinderbetreuung einzubeziehen. Die Gratisbetreuung verstehe ich als ein Mittel für mehr Chancengleichheit. Das bedeutet aber nicht, dass wir die Eltern aus der Verantwortung entlassen. Studien belegen ebenfalls, dass Kinder dort gut gedeihen, wo Eltern sich für ihre Entwicklung interessieren und einsetzen.

Das setzt Mitbestimmung und Beteiligung der Eltern voraus.

Wir brauchen eine neue Kultur, die von unten wachsen muss. Mit der Grundschulreform wurden Elemente eingeführt, dank derer sich Eltern und Lehrer regelmäßig austauschen. Es reicht aber nicht, damit im ersten Schulzyklus zu beginnen, auch die Kinderbetreuung muss Bestandteil davon sein.

Das sind nicht die einzigen Strukturen, die sich um die Erziehung von Kindern kümmern.

Erziehungshilfen bei Kindern und Familien in Not prüft das Office national de l’enfance, In der Grundschule ist die Commission d’inclusion für zusätzliche Hilfe zuständig. Ziel muss sein, dass es eine gemeinsame Vorgehensweise gibt und die Aufgaben klar verteilt sind. Das muss ein Ganzes werden.

Welche Rolle hat der Schulpräsident in dem Gefüge? Braucht es da nicht professionelle Schulleitungen?

Wir können die Rolle des Präsidenten und des Schulkomitees nicht isoliert diskutieren und müssen die Aufgabenteilung zwischen den Strukturen überdenken. Auf der Grundlage entscheidet sich, welche Kompetenzen der Schulpräsident braucht, welche Weiterbildungen Sinn machen. Das Schulkomitee trifft nicht alle Entscheidungen immer einstimmig. Aber der Präsident muss dafür sorgen, dass sie umgesetzt werden.

Fürchten Sie nicht neue Gehaltsforderungen?

Es würde mich nicht überraschen. Aber das geht nicht, ohne das Gesamtbudget zu berücksichtigen. Und da wird es kompliziert.

Kompliziert ist auch die Situation in der Berufsausbildung. Dort haben Sie als erste Handlung die Versetzungskriterien gelockert – obwohl auch Ihre Partei gegen ein Nivellement vers le bas ist.

Die Situation erforderte dringendes Handeln. Die ersten Auszubildenden haben ihre dreijährige Berufsausbildung abgeschlossen, aber eine ganze Reihe von Modulen nicht bestanden. Wir können sie nicht einfach auf die Straße setzen oder zur Adem schicken. Deshalb haben wir die Promotionskriterien in einem ersten Schritt angepasst. Außerdem erhalten Schüler, denen noch Module fehlen, die Möglichkeit, diese in einem vierten Jahr nachzuholen. Eine entsprechende Anweisung werde ich in den nächsten Wochen an die Schulen schicken.

Es gab von Anfang an Stimmen, die vor zu hohen Anforderungen gewarnt haben.

Diejenigen, die die neue Berufsausbildung bestehen, scheinen für den Beruf gut vorbereitet zu sein. Allerdings scheint auch in der Berufsausbildung der Denkfehler zu bestehen, dass, wer sein Modul nicht besteht, dennoch irgendwie durchkommt. Wenn schon Studenten Schwierigkeiten haben, mit Wahl- und Pflichtkursen zurechtzukommen, können wir das nicht ohne Weiteres von Berufsschülern erwarten. Wir müssen frühzeitig die Anforderungen klar machen. Die Berufsausbildung ist nicht letzte Wahl, wenn nichts anderes mehr geht. Dafür ist sie zu anspruchsvoll. Deshalb zähle ich auch nicht zu denen, die fordern, die Module wieder abzuschaffen. Wir müssen das System so anpassen, dass es funktioniert.

Die engere Betreuung bringt die Schulen an ihr Limit.

Eine Diskussion, die wir mittelfristig führen müssen, ist, ob wir die 120 Berufsbilder noch brauchen. Nicht jeder findet direkt nach der Ausbildung einen Arbeitsplatz, der genau seiner Qualifikation entspricht, auch wird der Arbeitsplatz häufiger gewechselt. Vielleicht ist es auf lange Sicht besser, breitere Berufsprofile zu definieren und die Spezialisierung in berufsbegleitenden Weiterbildungen zu organisieren.

Die frühere Orientierung ist Teil der geplanten Sekundarschulreform. André Bauler schien die ideale Integrationsfigur, um vor allem skeptische Lehrer für die Reform zu gewinnen. Zudem kommen Sie und der neue Staatssekretär nicht aus dem Bildungsbereich.

Ich weiß, dass ich nicht den Stallgeruch habe. Hier im Ministerium und an etlichen Schulen gab es viele enttäuschte Gesichter, als klar war, dass André Bauler das Ministerium verlässt. Ich werde die Dossiers, die Herr Bauler teils vorbereitet hat, übernehmen.

Wann kommt die Sekundarschulreform?

Wir warten noch auf ein inhaltliches Gutachten des Staatsrats zu den großen Linien der Reform. Wir haben schon Vorgespräche mit verschiedenen Akteuren geführt. Ich bin optimistisch, dass wir uns über die Ausrichtung einig werden. Ich bin aber sicher nicht der, der einen Konsens sucht, nur um einen Konsens zu finden.

Was wollen Sie damit sagen?

Es besteht Einigkeit darüber, wo die Hauptprobleme liegen. Niemand sperrt sich gegen unterschiedliche Sprachanforderungen, sogar im Classique höre ich das kaum noch. Es sagt auch keiner mehr, das Tutorat wäre überflüssig.

Die Kritik der Gewerkschaften gilt vor allem dem damit verbundenen unklaren Arbeitsaufwand.

Das verstehe ich. Wir werden definieren müssen, was ein Lehrer machen muss und welche Instrumente er zur Verfügung hat. Unklarheiten bestehen insbesondere bei Detailfragen, ob etwa die Sprachenanforderungen sich am Europäischen Referenzrahmen orientieren sollen und ob dieser per Gesetz oder per Verordnung geregelt werden soll.

Im Regierungsprogramm steht, Sie wollen die Frage des Englischen neu prüfen.

Ja, und ich bin froh, dass das Lyzeum in Junglinster Englisch ab der Siebten anbieten wird. Diese Frage und andere könnte man den Schulen überlassen, im Rahmen ihrer Autonomie zu klären.

Es war Ihre Parteikollegin Anne Brasseur, die mehr Autonomie für Schulen einführte. Nun hat sich die DP gegen weitere Strukturreformen ausgesprochen. Wie passt das zusammen?

Wir wollen die großen Strukturdebatten nicht mehr und uns stattdessen auf diejenigen Faktoren konzentrieren, die eine konkrete Auswirkung auf die Qualität unseres Bildungssystems haben. Dazu gehört auch mehr Autonomie für unsere Schulen. Ich stehe zu dem, was ich bei meinem Amtsantritt versprochen habe: Ich möchte den Bildungskrieg beenden. Es ist so viel Energie in ideologische Debatten geflossen, dabei lagen die Standpunkte oft gar nicht so weit auseinander. Es gibt nicht die eine Schule, die für alle gut ist. Luxemburg ist sehr heterogen, wir brauchen daher unterschiedliche Schulangebote. Wichtig ist, dass wir klare Anforderungen an die Schulen stellen und sie sich an allgemeine Bildungsziele halten. Wie sie diese erreichen, bleibt dann ihnen überlassen.

Das setzt voraus, dass diese ihre Entwicklung steuern. Gewerkschaften kritisieren die Zwischenstrukturen in vielen Lyzeen.

Das kann ich zum Teil verstehen. Wir müssen ein Netzwerk schaffen, wie es in der Grundschule entsteht: Die Direktion kann nicht alleine entscheiden, welches pädagogische Profil sich eine Schule gibt. Das ist ein Prozess, in dem die Lehrer eine wichtige Rolle zu spielen haben. Dieser Meinungsbildungsprozess muss organisiert und gesteuert werden.

Kann Schulentwicklung in Riesenschulen von tausend und mehr Schülern von den Lehrern mitgesteuert werden?

Autonomie heißt auch, Verantwortung zu übernehmen. Das bedeutet Vorbereitung und dafür geradezustehen, wenn etwas nicht klappt. Wir müssen schauen, was die Schulen brauchen, um sich zu entwickeln. Aber es ist an den Schulen, im Rahmen ihrer Autonomie die Bildungsziele zu erreichen. Ein Lehrer, der in einer Schule arbeitet, an deren Ausrichtung er beteiligt ist, ist vielleicht motivierter und bereit, mehr zu leisten als einer, der nur darauf wartet, die Vorgaben der Direktion umzusetzen.

Bisher können sich die Schulen ihre Lehrer nicht aussuchen.

Die Rekrutierung ist eine der kniffeligen Fragen, die zu diskutieren wäre. Es gibt viele goldene Regeln im Bildungswesen, aber wenn es für die Sache wichtig ist, muss man diese hinterfragen können.

Ines Kurschat
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