Emmanuel und Brigitte, Brigitte in schmucker Ritterinnenrüstung, stehen aufrecht Hand in Hand vor einer großmächtig erleuchteten Kulisse vor der Nous Tous steht. Freundlicher Applaus umgibt sie. Merci, chers amis! sagt Macron, das beliebte Lied erklingt in dem der Tyrannei der Kampf angesagt wird. Ritter Emmanuel lässt sich dann herab in die Menge, er badet in ihr. Freudig touchy, es gibt Streicheleinheiten und sogar Küsse wie beim Papst.
Komisch, Emmanuel ist gar kein romantisch vater- und mutterloser Junge, ich hielt ihn zwar nicht gerade für ein Wolfskind, eher für eine Mischung zwischen Harry Potter und Pippi Langstrumpf, eins jener autarken Kinder, die sich mehr oder weniger selber großziehen. Bevor sich My Fair Lady Brigitte seiner annahm, ihn sozialisierte und mit allen Ingredienzien der gehobenen Hochkultur versah. In „Wirklichkeit“ hat er äußerst reelle Eltern, geschieden wie die meisten reellen Eltern und erstaunlicherweise Geschwister, er ist also in einer Art Familie groß geworden. Der Vater könnte aus dem Universum der Väter aus Houellebecq-Romanen stammen, er ist Professor für Neurologie, der sich auf das Niesen von Katzen spezialisiert hat.
Der amerikanische Außenminister sagt im Hauptquartier der Nato-Kommandobehörde zur Führung von Luftstreitkräften er wolle Himmel und Erde in Bewegung setzen, um der Ukraine zu helfen. Das klingt biblisch, gottlob redet er nicht von Himmel und Hölle, gottlob stimmt er sich noch nicht in das Trompetenkonzert von Jericho ein. Klitzeklein und artig sitzt Bloodymir Putin am traditionell extralangen Tisch dem von ihm freundlich über Mikro willkommen geheißenen Uno-Generalsekretär gegenüber und zitiert aus der Thora und dem Koran.
In Luxemburg gibt es keinen Kreml, kein Elysée, nur ein Elysis und ein Omega. Kein Weißes Haus, nur ein Gartenhaus. Das sprengt die Regierung nicht, jedenfalls nicht ganz, ist nur ein bisschen Zündstoff.
Für Wahrheit und Recht. Der Mann, der uns schon Tesla beschert hat, ein bekennender Radikaler der Redefreiheit, will endlich unsere Meinungen befreien. Auf dem von ihm so genannten digitalen Dorfplatz, auf dem die zentralen Themen der Zukunft der Menschen debattiert werden, können wir dann endlich befreit global tratschen, während die öden Korrektheitsapostel*innen und Tittenwächter*innen sich in ihren Fieberblasen gegenseitig vegan zerfleischen. Selbst die bösen Spambots werden von Befreier Musk besiegt werden. Und wir Menschen, so plant er, werden authentifiziert werden. Sicher so wie identifiziert, aber eben nicht post- sondern schon prähum. Damit wir endlich wissen wer wir sind.
Zwischendurch kündigt Erdogan an, Köpfe zu zermalmen. Gottseidank, schluck!, sind diese Köpfe weit weg, Irak, Syrien, PKK, gibt es das noch, Syrien? Syrien ist doch so gestern. An einem einzigen Tag kommt dann die Siegesmeldung von 24 Neutralisierungen, wie es auf zivilisiert heißt. Da das aber eben so weit weg ist, macht das hier kaum Eindruck.
Huch, geht es blutig weiter? Denn der Bürgermeister der luxemburgischen Kulturhauptstadt kündigt ein Opfer an. Nein, uff, er opfert keine komischen Künstler*innen, kein Kunstblut wird fließen, keine kindischen Schlachtorgien à la Nitsch. Das von ihm angekündigte Opfer wird ein wahrhaft schmerzhaftes sein, es geht ans Eingemachte. Er wird Parkplätze opfern. Und das einer Drahteselin!
Die Kriegsberichtbestattung ist schon nach hinten gerutscht. Es ist, als wüsste ohnehin niemand mehr welche Stadt gefallen ist oder umzingelt oder es gar nicht mehr gibt, wo welche Zivilist*innen sich verstecken, wo welche Soldaten kämpfen. Auch die Generäle vor ihren altmodischen Landkarten haben nur noch Vermutungen, und beinahe jeder Lagebericht schließt mit der Aussage, dass das eben Berichtete nicht verifizierbar ist.
Steinmeier besucht eine Ostflanke, Asselborn Indien, das laut Wort zwischen zwei Stühlen sitzt. Sandmännchen Scholz verspricht Panzer und wir alpträumen weiter.