Im März 1972 veröffentlichte der Club of Rome den Bericht The Limits to Growth. Nicht in Rom, sondern in Washington. Das Luxemburger Wort fasste den Bericht unter dem Titel „Katastrophe 2000“ zusammen: Er habe die Welt „geschockt“. Er prophezeie, dass die Menschheit „in einer selbst provozierten Apokalypse der Erde ein jähes und grausames Ende bereiten“ werde (17.6.1972).
Der Bericht warnte in Millionenauflage, dass „the limits to growth on this planet will be reached sometime within the next one hundred years“ (S. 23). Er weckte bei vielen Menschen das Bewusstsein für die Bedrohung ihrer natürlichen Lebensgrundlage.
Im Wirtschafts- und Sozialrat wunderten sich Unternehmer und Gewerkschafter, „qu’on a mis en cause la croissance elle-même“. Und betonten in ihrem Jahresgutachten 1972: „La prise de position qui a fait le plus de bruit fut celle du MIT sur les limites de la croissance“ (S. 8).
Der Bericht war beim Massachusetts Institute of Technology (MIT) geordert worden. Das Luxemburger Wort staunte ehrfürchtig: Er sei mit „modernsten Mittel[n] der Elektronik und der theoretischen Simulation“ sowie „[m]ittels Komputer“ erstellt. Er konnte nicht irren. Er errechnete das Ende des Fortschrittsglaubens der Sechzigerjahre: Des Glaubens an den technischen Fortschritt der Mondlandung und an den sozialen Fortschritt von Mai ’68. Er theoretisierte eine seit nunmehr 50 Jahren anhaltende Endzeitstimmung.
Der Naturschutz wurde zum Umweltschutz. 1969 waren Jeunes et environnement gegründet worden. 1975 tauften sie sich in Mouvement écologique um. Der Pfadfinderverein wollte eine Umweltgewerkschaft werden. Pläne für einen Atomreaktor in Remerschen politisierten die Umweltbewegung. 1983 wurden Déi Gréng gegründet.
De Kéisécker schwärmte für The Limits to Growth: „À l’origine même de cette prise de conscience des problèmes insolubles que posent la croissance économique et démographique dans le cadre étroit de notre planète, il y a cette œuvre maitresse, cette implacable démonstration menée avec les moyens les plus modernes, avec la plus grande rigueur scientifique“ (Mai 1973).
Der Gründer des Club of Rome, Aurelio Peccei, war Manager bei Fiat und Olivetti. Pecceis erster Geldgeber war der Schweizer Bundespräsident Nello Celio. Celio war „ein ehemaliger Tessiner Energiebaron“ (NZZ, 20.2.2022). Die Volkswagen-Stiftung finanzierte den Bericht. Autor Dennis Meadows verarbeitete die sozialen Parameter seiner Auftraggeber zu schwungvollen Diagrammen.
The Limits to Growth störten sich nicht an der Warenwirtschaft oder am Konkurrenzkampf um die private Aneignung von Mehrwert. Sie störten sich an derem weiteren Wachstum. Wie der Kleriker Thomas Malthus 174 Jahre zuvor beklagten sie, dass die Armen zu viele Kinder haben. Und so die Nahrungsmittel und Rohstoffe der Bessergestellten aufbrauchen.
Im Vergleich zur „population explosion“ (S. 17) wurde nur am Rande erwähnt, dass „[t]hermal pollution may have serious climatic effects“ (S. 73). Der Bericht rief laut Luxemburger Wort nach einer „drakonischen Einschränkung der Geburtenrate, einer strengen Kontrolle der Verbrauchsgewohnheiten und der Herabsetzung der Wachstumsrate der Wirtschaft insgesamt“.
The Limits to Growth warnten dramatisch vor der Umweltzerstörung. Aber als Fastenpredigt für jene, die nichts haben und nichts entscheiden. Der Bericht legte den Grundstein zur Austeritätsökologie. Auf ihn baut die Umweltbewegung bis heute.
Der Bericht begründete eine technokratische Umweltpolitik von oben. Die MIT-Computer lieferten die wissenschaftliche Rechtfertigung dafür. Das Ziel dieser Umweltpolitik ist der gleichzeitige Schutz der Umwelt und der Besitzverhältnisse. Ausgeschmückt mit den Gütesiegeln der Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft, der Rifkin-Strategie und EU-Taxonomie.