Zu Besuch im Val des Bons Malades

Die Hausbesetzer

d'Lëtzebuerger Land vom 26.02.2016

Im Val des Bons Malades in Luxemburg-Stadt wird in diesen Tagen eifrig gearbeitet. Alte Häuser werden abgerissen und es entstehen moderne Apartments und Häuser, um der Wohnungsknappheit entgegenzuwirken. Leider ist auch dieser neue Wohnraum für viele unerschwinglich. In eines dieser zum Abriss verurteilten Häuser ist Ende vergangenen Jahres noch ein Mal Leben eingezogen.

Mike, Jerry, Patrick und Bernard haben das knapp 60 Quadratmeter kleine Gebäude seit Dezember 2015 besetzt. Eigentlich hatten sie sich bis Mitte November in einem verlassenen Schrebergarten einquartiert und dort winterfeste Buden gebaut.

„Wir hatten an alles gedacht: Kochherd, Matratzen, Decken, Schlafsäcke, sogar die Wände hatten wir isoliert. Doch eines Tages, als wir aus dem Stadtzentrum zurückkamen, war alles zerstört und verloren“, schildert Mike. Voriges Jahr hatten er und seine Freunde in einem inzwischen abgerissenen Haus des Val des Bons Malades überwintert. Die Suche nach einer neuen Winterbleibe trieb sie erneut in diese Ecke der Stadt.

Mike, 33 Jahre alt, war mit 18 Jahren aus der Entziehungsanstalt in Dreiborn entlassen worden. Danach war er viele Monate bei Freunden untergekommen, bis die Geduld deren Eltern ein Ende fand. Seither besetzt er leerstehende Häuser oder schläft im Freien. 2009 besetzten er und eine Gruppe junger Obdachlose ein Haus in Clausen. Ein Jahr später wurden sie von der Polizei geräumt. Ihre Besetzung in Clausen fand in den Medien und bei den Behörden großes Echo, wohl auch weil ihre Forderungen berechtigt sind: angemessenen Wohnraum für junge Menschen in Schwierigkeiten zu schaffen.

Auf Clausen folgten weitere Hausbesetzungen, bis sie schließlich vergangenen November aus dem Schrebergarten vertrieben wurden.

Doch es geht den jungen Besetzern nicht nur um Wohnraum. Patrick, 35 Jahre alt, möchte eine geregelte Arbeit, und dafür braucht er eine feste Adresse. Mike dagegen bestreitet seinen Lebensunterhalt mit Gelegenheitsjobs. „Ich stamme aus einer Familie von Fahrstellern und Stadtarbeitern“, erzählt er. „Ich mag das Ambiente rund um das Auf- und Abbauen der Markt- und Kirmesbuden.“ Über sein Besetzerdasein meint er: „Ich würde das nicht tun, gäbe es genügend und bessere Schlafgelegenheiten für Obdachlose in dieser Stadt.“

Immerhin, den Besitzer (die Stadt Luxemburg) haben sie zumindest teilweise von ihrer Not überzeugt: Sie dürfen bis zum Frühjahr bleiben.

Patrick Galbats
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