Am Mittwoch wurde eine weitere Etappe Richtung HNCA-Deal genommen: Die Regierung hat beschlossen, ihre Anteile – 35 Prozent – an Cargolux an die chinesischen Investoren zu verkaufen. Der zuständige Minister François Bausch (Déi Gréng) bestätigte nach der Kabinettsitzung, den Verkaufspreis: 120 Millionen Dollar erhält der Staat für seine Anteile, 15 Millionen Dollar zahlt HNCA in den Entwicklungsfonds für die Doppel-Hub-Strategie ein. Außerdem haben sich die Investoren engagiert, kommendes Jahr ihren Anteil an einer maximal 175 Millionen Dollar betragenden Kapitalerhöhung zu stemmen, also rund 61 Millionen Dollar. Sie werden zudem den anderen staatlichen Aktionären 35 Prozent an der 100-Millionen-Dollar-Wandelanleihe abkaufen, die im März diesen Jahres ausgegeben worden war, demnach noch einmal 35 Millionen Dollar. Die Rechnung für die Chinesen beläuft sich auf insgesamt 231 Millionen Dollar.
Was sie dafür im Gegenzug außer den Aktien erhalten? Nicht mehr ganz viel, meinen verschiedene Beobachter, nachdem das Geschäftsabkommen unter Beteiligung des Managements nachverhandelt wurde und, wie Verwaltungsratspräsident Paul Helminger vergangene Woche berichtete, noch nicht einmal die vier wöchentlichen Rotationen nach Zhengzhou absolviert werden müssen, sondern auch dieses Engagement unter bestimmten Bedingungen reduziert werden kann.
Nicht wirklich glücklich dürften die Chinesen außerdem über die Folgen der geplanten Luxair-Transaktion auf die Sitzverteilung im Verwaltungsrat sein. Denn wenn der Staat, wie Bausch vergangene Woche bestätigt hatte, der Luxair rund acht Prozent Cargolux-Anteile abkauft, nachdem der HNCA-Deal durch ist, werden sie Land-Informationen zufolge einen ihrer vier Sitze abgeben müssen. Luxair wird dann vier Vertreter im Verwaltungsrat stellen, HNCA drei, die BCEE zwei und die SNCI und der Staat jeweils einen.
Spätestens im März soll die Verkaufstransaktion an HNCA alle chinesischen Instanzen durchlaufen haben und vollkommen abgeschlossen sein, so Bausch am Mittwoch. Zur Unterschrift werde er wohl im Januar, anders als noch letzte Woche geplant, ohne den Staatsminister Xavier Bettel nach China reisen. Eine Job-Garantie, wie vom OGBL gefordert, gibt es weiterhin nicht. „Die Regierung kann einer Gewerkschaft keine schriftliche Job-Garantie geben, weil es sich um eine private Gesellschaft handelt und außerdem die Zukunft der Firma nicht ausschließlich vom HNCA-Deal abhängt“, so Bausch. Von den Investoren hat er sich, obwohl im Geschäftsabkommen vereinbart ist, dass keine Aktivitäten verlagert werden, noch einmal separat schriftlich versichern lassen, „dass was hier besteht, hier bleibt, und alles was durch den Deal entsteht, oben drauf kommt“.
Da sich die Geschäftsführung in den vergangenen Wochen vehement gegen den Einstieg von HNCA und die vom Investor vorgeschlagene Doppel-Hub-Strategie gewehrt hat, bleibt die Frage, wer die vergangene Woche vom Verwaltungsrat abgesegnete Strategie umsetzen soll.
François Bausch, der am Montag nicht nur die zuständige Parlamentskommission und die Gewerkschaften informiert, sondern in den vergangenen Tagen auch intensive Gespräche mit dem Top-Personal geführt hat, ist zuversichtlich, dass die Manager bereit sind, erstens bei der Firma zu bleiben, und zweitens gewillt sind, der Strategie eine Chance zu geben. „Ich bin guter Hoffnung, dass das restliche Management in seinen Positionen bleibt und die Strategie umsetzt.“ „Restlich“ sagt Bausch, weil der Verwaltungsrat vergangene Woche beschloss, einen neuen, definitiven CEO für Cargolux zu suchen. Ein erster Rekrutierungsversuch war vergangenes Jahr abgebrochen worden und Finanzchef Richard Forson hatte den Posten kommissarisch besetzt. Doch Forson hat in der Firma wenig bis gar keine Freunde, gilt als Einzelgänger und als Diener fremder Herren. Erst Qatar Airways, die ihn als CFO einsetzten, dann der Regierung und HNCA. Das lässt sich allein daran feststellen, dass, obwohl Forson als CEO an den Verhandlungen beteiligt war, stets moniert wurde, das Management sei nicht eingebunden worden.
Bausch sagte am Mittwoch, in der Vergangenheit sei „auf allen Seiten“ in Sachen Kommunikation „nicht immer alles rund gelaufen“. Das soll nun vorbei sein. Er will „jetzt einen Strich unter die Vergangenheit ziehen“ und hofft auf „eine Art Neuanfang“. Deswegen soll der neue CEO, nach Vorstellung Bauschs „eine charismatische Figur, die das Geschäft kennt und in der Lage ist, die Firma zusammenzuhalten und zu kommunizieren, das Unternehmen so zu führen, dass sich jeder ernst genommen fühlt“, bis Ende Januar gefunden sein. Ob dieser Neuanfang gelingt, hängt aber auch davon ab, ob die anderen Manager akzeptieren, dass Richard Forson CFO bleibt. Und das darf durchaus bezweifelt werden.