Eben noch kleiner, armer ausgebeuteter Asteroid, und jetzt schon Cape Karneval. Launch, natürlich Launch. Mit Prinzessin, Prinz, Premier X.. Und dem Geldraumminister. In Space X und der Space X- Präsidentin Shotwell. Und vielen Fan_innen. Neue Etappe, sagt Premier X., „ein historischer Tag für Luxemburg“. Das weiß Premier X. jetzt schon.
Was machen die da eigentlich? Also genau? Die Information ist etwas dürftig. Dass es um Kommunikation geht wird kommuniziert. Wegen der Kommunikation schießt Luxemburg eine Rakete in den Weltraum, eine teilweise recycelte, der Lack ist schon ab, wie sympathisch, likelikelike. Und dann wird eben heftig kommuniziert, per Kommunikationssatelliten. Aber wer mit wem worüber? Das wird in Geheimsprache Weltraumenglisch angedeutet, oder in Winwin-Chinesisch. Operatoren, schwenkbare Transponder, Ka-Band, X-Band, wieder X, immer X, Bastelstunde im All. Und aha, Militär! Militär? Beeindruckend für all jene, die einer Degeneration entstammen, die Militär noch mit Briefträger_innen assoziiert. Auf der GovSat1-Homepage kommen aber auch die Werte der Luxemburger Regierung vor, allerdings nicht näher erläutert. Hinter den Ambitionen, ganz zum Schluss.
Die Videos, die GovSat1 serviert, sind auch etwas karg. Nach einem Schwall pathetischer Musik sieht man ein paar entspannte Herren, die Plastikhäubchen tragen, die an Entlausungsanstalten in Elendsvierteln von Großstädten erinnern. Sie wursteln inmitten von Schrott herum, der Fokus fällt immer wieder auf eine leicht verrostete Wabe, aber sie tragen schöne, blaue, ganz neu ausschauende Plastikhandschuhe. Wüstenwellblechhütten, dann Roter Löwe, goldene Frau, blauer Himmel. Dann redet Herr Geschäftsverführer Biewer lichtgeschwind schnell, vermutlich professionell, in Weltraumenglisch auf eine unsichtbare Zielgruppe ein.
Welche? Wer ist Zielgruppe und was ist das Ziel? Oder der Beweggrund? Schlaumeier Schneider hat offensichtlich einen ausgetüftelten Plan, statt der geldhungrigen Nato plumpe Panzer oder schäbigen Mammon in den Rachen zu stopfen, hat er sich was ausgedacht. Kreativ, mit Kommunikation eben. Spacy, sexy, Info-Shopping. Herr Schneider weist darauf hin, dass er mehrere Fliegen mit einem Schlag erlege, dass amortisiert und sich rentiert wird. „Profitieren“, sagt er, das Mantra und zugleich die Lieblingsaktivität der Luxemburger_innen. Und der Premier meint bodenständig, das Geld würde nicht zum Fenster heraus geschmissen. Es wird höchstens verpulvert. Aber das ist kleines, altes, beschränktes Denken.
Weltalldienstleistung also für die, die es sich leisten können. Militär und Regierungen welcome. Für den Meistbietenden oder die mit Premium-Karte? Nato-moralisch und etwas kleinkrämerisch heißt es, es sei nur für die mit einem Nato-Mitgliedsausweis. Der von sich selber so genannte Islamische Staat wäre demnach als Kunde derzeit nicht willkommen, außer er flexibilisiert sich und orientiert sich um, mit potenten Solventen kann man sich meist zufriedenstellend arrangieren.
Sicher bleiben die nicht auf ihrem Satelliten sitzen wie auf alten Semmeln. Während in anderen Ländern in Europa die Regierungsmitglieder noch old school Nazi spielen, räumt Luxemburg schon mal im Weltraum ab. Oder hat es zumindest vor.
Der Supersatellit kann aber auch wirklich superpraktische Sachen. Zum Beispiel ganze Regionen Länder Kontinente Ozeane ausleuchten, Flutlicht wie auf einem Fußballfeld. Was man da nicht alles unter die Lupe nehmen kann! Kröten- oder Menschenwanderungen? Was krabbelt da durch die Wüste? Was zappelt im Meer? Wenn die bildgebende Diagnostik klar ist, kann man punktgenau präzise operieren. Man kann sich auf alles einstellen und es dann auch einstellen. Oder ausschalten. Man muss nicht alle(s) so weit kommen lassen.
Herr Schneider meint, es gebe Kriterien. Auch für die im Angebot inbegriffene Zielerfassung von bewaffneten Drohnen? Wer wird zum Terroristen ernannt von welchem Vaterland? Wer wird zum diskreten Abschuss freigegeben? Wo sitzt der Ethikrat, wer kriegt das Killer-Zertifikat?
Kurdistan ist nicht bei der Nato.