Ei, welch allerliebste Idee! Und so praktisch auch noch. Fruchtbares Frauchen freut sich. Endlich muss sie nicht immer an diese Eier denken. Die sind jetzt unter Dach und Fach und warten geduldig auf sie. Bis die Zeit reif ist, und sie selber sehr.
Dann, irgendwann, das entscheidet sie natürlich selber, aber doch bitte vor dem Fünfziger, empfiehlt ein Eiermann, wenn sie auf dem ultimativen Chefinnensessel thront und der allerrichtigste Mann mit den allerbesten Erbgütern hält um die Hand an, dann bekommt er sie. Er nimmt die Chefin an der Hand, die sich von ihrem Chefinnensessel entfernt. Nur eine kleine Prozedur, tut nicht weh, großes Mädchen.
Jetzt, zu ihrem Neunundvierzigsten, blickt sie ja auf ein erfülltes Leben zurück. Sie hat den Betrieb aufgebaut, den Nobelpreis bekommen und die Bank gerettet. Ihre Figur ist beneidenswert, sie joggt jeden Morgen, macht Hormonyoga oder lässt sich von Asiaten massieren, die haben es drauf. Sie hat die Karriereleiter erklommen und ein paar Berge, im Himalaya, sie hat dieses oder jenes vor dem Aussterben bewahrt und ist um den Globus gereist, für die Firma, aber auch privat. Sie liebt es aber auch einfach und bodenständig, sie pflanzt nach der Arbeit im Garten Kräuter an. Gut für die Psycho-Balance, für den Teint, sagte man früher.
Mit einem geeigneten Samenspender baut sie gerade ein Nest. Das Einzige, was ihr jetzt noch fehlt, ist nämlich so was Kleines, das in die Hose macht und nachts schreit, auch am Tag.
Es fragen sich auch genügend Feministinnen, warum frau die produktivsten Jahre damit verbringen soll, bis drei zu zählen und Milch zu geben. Das kann sie schließlich tun, wenn sie Bandscheibenvorfall und Grauen Star hat. Den Mutterkuhkult hat der Feminismus schließlich längst hinter sich gelassen.
Das Patriarchat in Amerika ist rührend besorgt, ein bisschen wie im 19. Jahrhundert; es kümmert sich väterlich um seine Frauchen und Kinder. Besonders um Letztere. Auf dass sie gar nicht erst entstehen. Oder erst dann – sie sind den Weibern anscheinend nicht auszutreiben –, wenn sie gebucht werden. Power-Frauen, wie man früher sagte, kriegen nach dem Krieg ein Ei geschenkt. Ihr eigenes, kein Überraschungsei. Ein frisches, keines das runzelig ist wie der Rest. Es hat schon so viel mitgemacht. Hormone, Absaugung, gefroren, und zwar Schock. Dann Abrakadabra mit Idealsperma vom Idealspermienbesitzer behandelt. Mal sehen, was dabei raus kommt.
Natürlich kann das Angebot erweitert werden, Embryönchen, die alle drei Minuten fotografiert werden, test the best. Leihmütter mit optimaler Gebärausstattung. Oder Leihväter, wir wollen niemand diskriminieren.
Jetzt wird also alles richtig schön. Die Frau ist auf dem Gipfel ihres Lebens angelangt, hoffentlich ist es ein Hochplateau. Die Natur, tut mir Leid, liebe Feministinnen, dass ich so biologistisch argumentiere, hat es ja doch weise eingerichtet. Der Einsatz des Mannes, der das bekanntlich noch mit 110 plus locker hinkriegt, zumindest wenn er einem kaukasischen Stamm angehört oder aus der Bibel ist, beschränkt sich auf ein paar Zehntelsekunden. Die Frau ist etwas länger involviert, immer. Auch wenn sich in den Sojalatte-Reservaten die lockeren Papis an sonnigen Nachmittagen gern mit den Sprösslingen tummeln.
Wo sind die Reportagen über das späte Mutterglück, ein paar Jahre nach Babybauch? Von Gianna Nannini wurde schon länger nichts mehr vernommen. Hoffen wir, dass die Mamis, die mit 49 locker vom Topmanagement in die Lego-Ecke wechseln oder auf Abenteuerspielplätzen hinter wendigen Wesen her hecheln, beim Mutti-Tasking die Nerven behalten. Und dass die Große Liebe, auf deren Erguss ja angeblich die meisten der Kundinnen soo lange gewartet haben, nicht desertiert. Auch wenn frau plötzlich Hitzewallungen und postnatale Depression zugleich hat, einen Schreihals am schlaffen Busen auch noch. Irgendwann wird es dann Statistiken dazu geben, wie sich für Kinder ein Leben mit Methusalems anfühlt.
Eine Schlagzeile, in der es etwas unsensibel hieß, alte Männer würden hässliche Babys zeugen, schaffte es in keine Talkshow. Dass altes Sperma nicht das Gelbe vom Ei ist, hat sich noch nicht wirklich rumgesprochen.