Im Anfang der 1970-er Jahre gebauten Kulturzentrum in der Grenz- und Hafengemeinde Mertert-Wasserbillig, wo sie seit 2017 die absolute Mehrheit im Gemeinderat hat, hielt die LSAP am Dienstagabend um 19.30 Uhr die erste ihrer insgesamt vier öffentlichen Europawahl-Versammlungen ab. Dass nur rund 50 Bürger/innen – ausschließlich Parteimitglieder – gekommen waren, überraschte eigentlich niemanden, findet der Wahlkampf inzwischen doch hauptsächlich zuhause vor dem Bildschirm statt. Fünf der sechs Kandidierenden trugen das Wahlprogramm vor, in dem die Sozialisten mit einem europäischen Herzen ein Zeichen gegen Rechtsextremismus und für Solidarität in der EU setzen wollen. Die Ko-Spitzenkandidatin und Rambrucher Gemeinderätin Danielle Filbig (26) moderierte das Event und warb vor dem Hintergrund von Russlands Angriff auf die Ukraine für eine gemeinsame europäische Verteidigungspolitik: Die LSAP stehe geschlossen hinter Nato und Uno. Der frühere Wirtschaftsminister Franz Fayot (52) aus der Stad, der eigenen Aussagen zufolge seit Januar einen kleinen Weingarten in Erpeldingen bei Remich bewirtschaftet („et ass en Experiment“), ging auf die Notwendigkeit einer europäischen Kooperationspolitik ein, um in Afrika mit China in Konkurrenz treten zu können. LSAP-Frak-tionsmitarbeiterin Michaela Morrisova (29), ebenfalls aus der Hauptstadt, dozierte, wie wichtig es sei, die Energiewende sozial zu gestalten, und der laut dem Politmonitor von letzter Woche als aussichtsreichster Kandidat auf ein Mandat im EU-Parlament geltende Mars Di Bartolomeo (71) erinnerte daran, dass die Sozialrechte und der Frieden in Europa nicht vom Himmel gefallen seien. Der Spitzenkandidat der LSAP, der Europaabgeordnete Marc Angel (61), tingelt derzeit von Veranstaltung zu Veranstaltung, um für soziale Gerechtigkeit und Demokratie zu werben, aber auch für die vom Europaparlament beschlossene Richtlinie zur Vereinheitlichung von Ladekabeln und das Verbot, elektronische Geräte absichtlich so zu bauen, dass sie nach einer bestimmten Zeit kaputt gehen. Von älteren Sozialisten musste er sich am Montag in Wasserbillig anhören, die EU tue nicht genug, um die Kriege in der Ukraine und in Palästina zu beenden: „De Jang“, der sein Mandat im Parlament nicht angenommen und in der Folge auch eine Kandidatur bei der Europawahl abgelehnt hatte, habe zu Putin und zum Nahostkonflikt immer klare Worte gefunden. Eine Stimme für die LSAP sei eine Stimme für Nicolas Schmit, wiederholte Marc Angel mehrmals. Denn sollten die Sozialdemokraten im Juni in jedem EU-Staat einen bis anderthalb Sitze hinzugewinnen, könnte die S&D stärkste Fraktion und „Euro-Nico“ Kommissionspräsident werden, rechnete Angel vor. Dass dieses Szenario eintrifft, ist eher unwahrscheinlich.
Nicolas Schmit, der in Berdorf wohnt, war am Dienstag nicht nach Wasserbillig gekommen. Seine Teilnahme war zwar im Vorfeld angekündigt worden, er hatte sich laut Parteikoordinator Ben Streff aber am Nachmittag abgemeldet, weil er als europäischer Spitzenkandidat mit der Generalsekretärin des Partito Democratico, Elly Schlein, durch Norditalien tourte und dem ORF am Abend für ein Interview zur Verfügung stehen musste, in dem er an die Solidarität des neutralen Österreichs in Verteidigungsfragen appellierte. Offenbar nicht abgemeldet hatte sich die einstige Spitzenkandidatin bei den Kammerwahlen, Paulette Lenert. Die Sozialisten hatten gehofft, dass sie die Europakandidaten in ihrem Heimbezirk unterstützen würde, doch sie musste bis 20 Uhr in der Kammer die Stellung halten, um zu begründen, weshalb die LSAP das Wohnungsbaupaket der CSV-DP-Regierung ablehnt. Zu den Abwesenden am Dienstagabend zählte auch die Senkrechtstarterin Liz Braz, die als Europawahlkandidatin eingesprungen war, nachdem Paulette Lenert auf den Listenplatz verzichtet hatte. Liz Braz hatte am Dienstag schon etwas anderes vor, das sie schon vor längerer Zeit geplant hatte, bevor die Termine für die Europawahl-Events festgelegt worden seien, begründet sie ihr Fehlen im Gespräch mit dem Land am Montagnachmittag auf der Terrasse des Bistrot de la Presse am Krautmarkt.
Von allen jungen Kandidat/innen, die bei der Europawahl antreten, ist Liz Braz politisch derzeit die erfolgreichste. Im Juni 2023 wurde sie in Esch/Alzette Zweitgewählte hinter dem alleinigen Spitzenkandidaten Steve Faltz, im Oktober wurde sie als Sechste auf der Südliste direkt ins Parlament gewählt – 380 Stimmen hinter dem Drittplatzierten Mars Di Bartolomeo. Im Politmonitor von Wort und RTL zu den Europawahlen belegte die 27-jährige Juristin im Beliebtheitsranking Platz drei hinter Mars Di Bartolomeo und Charles Goerens. 84 Prozent der Befragten gaben an, sie zu kennen, damit liegt sie vor den gestandenen (Ex-) Europaabgeordneten Marc Angel (82%), Christophe Hansen (83%) und Tilly Metz, gleichauf mit Frank Engel. Punkten kann sie vor allem bei den Sympathiewerten. Schon im nationalen Politmonitor im März war sie auf Platz 14 eingestiegen, hinter Umweltminister Serge Wilmes und vor Finanzminister Gilles Roth (beide CSV).
„Ech probéieren dat aus mengem Alldag ze ecartéieren, well et veronséchert mech“, sagt Liz Braz, die guten Umfragewerte setzten sie unter Druck. Ihren politischen Erfolg erklärt sie sich damit, dass zum richtigen Zeitpunkt viele Faktoren zusammengekommen seien: Ihr Name spiele sicherlich eine Rolle, die Geschichte ihres Vaters, der nach einem Herzinfarkt aus der Regierung entlassen wurde, als er im Koma lag. Zusammen mit ihrer Mutter war Liz seine Fürsprecherin, gab Interviews, setzte sich für seine Belange ein, als er gegen seine ehrenhafte Entlassung Einspruch einlegte. Obwohl der Verwaltungsgerichtshof in zweiter Instanz urteilte, für diese Angelegenheit nicht zuständig zu sein und – wie schon das Verwaltungstribunal vor ihm – den Einspruch abwies, fänden viele Leute es nach wie vor nicht richtig, wie die Grünen mit ihrem Vater umgegangen seien, meint Liz Braz. Von einer zivilrechtlichen Schadensersatzklage gegen die Regierung, die die Richter ihm in ihrem Urteil in Aussicht stellten, sieht Felix Braz bislang ab. Ein weiterer Grund für ihren Erfolg sei, dass Attribute wie jung und weiblich heute mehr Dynamik in der Politik hätten als je zuvor – immer mehr Frauen würden Frauen wählen, mutmaßt Liz Braz. Nicht zuletzt sei sie „nicht auf den Mund gefallen“; sie sage, was sie denke, auch wenn es gegen die eigenen Reihen gehe. Dass sie keine Parteisoldatin und ihr Diskurs nicht vollständig von der LSAP gefiltert sei, komme bei den Menschen gut an.
Für eine Erstkandidatin war ihre Medienpräsenz in den vergangenen zwölf Monaten außergewöhnlich hoch. Schon vor den Gemeindewahlen unterhielt das Tageblatt sich mit ihr, RTL Radio lud die Newcomerin zu einem „Face à Face“ mit der linken Gemeinderätin Line Wies ein. Vor den Kammerwahlen widmete Reporter ihr eines seiner seltenen Porträts, das Wort interviewte sie in seinem Format „Zahlen, bitte!“, woraufhin der CSV-Abgeordnete Laurent Mosar ihre Aussage zur Vermögenssteuer fälschlicherweise in ein Bekenntnis zur Erbschaftssteuer in direkter Linie umdeutete, was ihr noch mehr Sichtbarkeit und Sympathien einbrachte. Das Medieninteresse nahm nach ihrem Erfolg bei den Kammerwahlen noch zu. RTL porträtierte sie, befragte sie im „Kloertext“, im „Background am Gespréich“, als „Invitée vun der Redaktioun“ und im „Sonndesinterview“. Auf der Internetseite der portugiesischsprachigen Mediahuis-Zeitung Contacto taucht ihr Name in 37 Artikeln und Videos auf, in über einem Drittel dieser Beiträge geht es hauptsächlich oder ausschließlich um sie (Zum Vergleich: der portugiesischstämmige grüne Kandidat Fabricio Costa kommt in 17 Beiträgen vor; die aus einer kapverdischen Familie stammende, schon 2019 ins EU-Parlament gewählte Monica Semedo, die in den vergangenen Jahren wegen Mobbing-Vorwürfen europaweit in die Schlagzeilen geriet, in 52).
Liz Braz stammt aus einer der wenigen Familien von portugiesischen Arbeitsmigrant/innen, für die der meritokratische Traum gewissermaßen in Erfüllung ging. Ihr Großvater wanderte aus der Algarve nach Lothringen aus, um in der Stahlindustrie zu arbeiten. In den 60-er Jahren kam er nach Luxemburg, wo er als LKW-Fahrer begann und sich zum Fahrlehrer hocharbeitete, wie die Revue 2014 berichtete. Felix Braz wurde 1966 in Differdingen geboren, sein Jura-Studium brach er vorzeitig ab, arbeitete als Journalist bei RTL und engagierte sich bei der ökoliberalen Glei. Für die Grünen war er Abgeordneter, Schöffe in Esch/Alzette und bis zu seinem Herzinfarkt im August 2019 Justiz- und Vizepremierminister. Von den rund 93 000 Bürger/innen, die Forscher/innen der Uni Luxemburg 2016 als „liées à l’immigration portugaise et comprenant la 1re, la 2e, voire la 3e génération“ ausmachten, hatte nur er es bis vergangenes Jahr in die Abgeordnetenkammer geschafft. Im Oktober hat seine Tochter es ihm nachgemacht.
Es herrsche ein gewisser Stolz in der Community, wenn einer aus ihren Reihen es zu etwas bringe, sagt Liz Braz. Am Montag nach den Kammerwahlen habe sogar der portugiesische Präsident sie angerufen, um ihr zu gratulieren, das habe sie regelrecht vom Stuhl gehauen. Sie habe viele Beziehungen in der Community und spreche noch portugiesisch, aber längst nicht perfekt, was sie etwas bedauere. In ihrer Politik versuche sie auf die Bedürfnisse und das Bewusstsein der Portugies/innen einzugehen, „och wann ech elo net de 08/15-Portugies sinn“.
Durch das Engagement ihres Vaters wurde Liz Braz quasi in der politischen Klasse sozialisiert. Mit vielen Abgeordneten und Regierungsmitgliedern war sie schon per du, bevor sie politisch aktiv wurde, CSV-Gesundheitsministerin Martine Deprez war ihre Mathelehrerin im Lycée Hubert Clément. „De Fait, dass ech déi allermeescht scho säit Jore kannt hunn, dass een d’Nummeren huet, dass een, wann een sech gesäit op engem Event, Moie seet, an sou weider, dat gëtt engem eng ganz aner Liichtegkeet“, sagt Liz Braz.
Zur LSAP kam sie im Dezember 2021. Es war Etienne Schneider, der sie anwarb, der „andere“ Vizepremier, der 2013 gemeinsam mit Xavier Bettel und Felix Braz die Dreierkoalition schmiedete, und sich Anfang 2020 aus der Regierung und der aktiven Politik zurückzog, um eine Karriere in der Privatwirtschaft einzuschlagen. Einen Monat zuvor, im November 2021, hatte Etienne Schneider die Mutter von Liz Braz, Béatrice „Bibi“ Debra, als seine persönliche Assistentin in seiner neuen Beraterfirma Beta Aquarii eingestellt. Davor war sie 26 Jahre lang Direktionsassistentin bei der Finanzinspektion IGF gewesen, von 2017 bis 2020 Sekretärin des Hofmarschalls. Im September 2023, einen Monat vor den Kammerwahlen, verließ Béatrice Debra die laut Reporter wegen Geschäften mit russischen Oligarchen in die Kritik geratene Beta Aquarii. Laut Liz Braz habe ihre Mutter gekündigt, weil die Firma zu schnell gewachsen sei und sie den Arbeitsaufwand nicht mehr habe bewältigen können. Immerhin müsse sie sich noch um ihren seit seinem Unfall in seiner Bewegung eingeschränkten Mann kümmern.
Die Kandidatur von Liz Braz zu den Gemeindewahlen stieß in der LSAP nicht nur auf Begeisterung. Insbesondere der in Esch/Alzette traditionell starke linke Flügel der Partei äußerte Bedenken, einerseits weil Felix Braz als Drahtzieher der CSV-DP-Grünen-Koalition von 2017 gilt, die die jahrzehntelange Vorherrschaft der LSAP einstweilen beendete, andererseits weil auch Liz Braz selbst sozialliberaler eingestellt ist als etwa (Dan Kerschs Tochter) Lisa Kersch, die noch bis vor zwei Jahren als aussichtsreiche Anwärterin für die Ko-Spitzenkandidatur in Esch galt, sich schließlich aber „aus persönlichen Gründen“ aus der Politik zurückzog. Vor ihrem parteipolitischen Engagement war Liz Braz Präsidentin der nationalen Vereinigung der Jurastudierenden Aneld, absolvierte Praktika in Steuerberatungsfirmen und Geschäftsanwaltskanzleien. „Weder ze vill lénks nach ze vill liberal“, beschrieb sie ihre politische Einstellung Mitte März gegenüber RTL, es sei ihr wichtig, das Gleichgewicht zwischen persönlicher Freiheit und kollektiver Verantwortung zu halten. Schließlich konnte der sozialliberale Flügel sich sowohl auf kommunaler Ebene in Esch/Alzette, als auch mit Paulette Lenert auf nationaler Ebene durchsetzen.
Im Hinblick auf das Wahlresultat scheint es sich gelohnt zu haben, vor allem für Liz Braz persönlich. Zwar gewann auch die LSAP, allerdings nur geringfügig: 1,7 Prozentpunkte gegenüber 2017 in Esch/Alzette, wo sie wieder stärkste Partei ist. Auf nationaler Ebene 1,3 Prozentpunkte gegenüber 2018, wo sie zumindest den Abwärtstrend stoppen und ein zusätzliches Mandat im Zentrum erringen konnte. Die Ironie will es, dass die Sozialisten sowohl im Escher Gemeinderat weiterhin, als auch in der Abgeordnetenkammer erstmals seit 20 Jahren wieder in der Opposition sind. Am 9. Juni könnte sich für Liz Braz eine neue Karrierechance auftun – die dritte innerhalb von zwölf Monaten.
Als die Wahlkommission um die Parteipräsident/innen Francine Closener und Dan Biancalana sie fragte, ob sie sich am 9. Juni erneut den Wähler/innen stellen wolle, zögerte sie erst. Mitte März begründete sie ihre Kandidatur im RTL Radio damit, dass man manchmal auch etwas im Dienst seiner Partei tun müsse. Gegenüber dem Land meinte sie, sie kandidiere, um der LSAP einen Gefallen zu tun (d’Land, 15.3.2024). RTL habe ihre Kandidatur nur zwei Stunden nach ihrer Entscheidung publik gemacht, sagt Liz Braz am Montag: „Es ging alles zu schnell, ich war mit mir selbst noch nicht komplett im Reinen, ich brauchte Zeit, um mich damit abzufinden.“
Nach der Veröffentlichung des Politmonitors vergangene Woche berichtete sie dem Wort, sie habe ein langes Gespräch mit dem CSV-Spitzenkandidaten Christophe Hansen geführt, der letztes Jahr sein Mandat als EU-Parlamentarier aufgab, um Minister zu werden, es schließlich aber nur in die Abgeordnetenkammer schaffte und nun erneut zur Europawahl kandidiert, um EU-Kommissar zu werden. Was er ihr erzählte, habe nicht so übel geklungen, sagt Liz Braz. „Et ass eng cool Occasioun. Ech mengen, Europaparlament, grad och als Jonken, wann een déi Chance kritt, carrièrestechnesch kann et herno souguer mega intressant sinn. Et ass net onbedéngt esou, dass ech mech domadder géif eliminéiere fir ëmmer, wat d’Politik ugeet“, führt sie am Montag im Gespräch mit dem Land aus. Es sei eine andere Art von Politik, die ihr in den vergangenen Wochen durch Gespräche verständlicher geworden sei: „An lo soen ech mer, mär waarden déi Walen of, awer et ass kee kategoreschen Nee, wann ech lo géif gewielt ginn.“ Anders als der Escher Gemeinderat und die Abgeordnetenkammer wäre das EU-Parlament für sie Neuland, sie würde nicht die meisten anderen und die Abläufe schon kennen, müsste sich erst einarbeiten.
Wenn Liz Braz zögert, klingt sie wie Paulette Lenert – vielleicht ist es sogar eine parteipolitische Strategie, sich nicht festzulegen, um im Gespräch zu bleiben. Sie wisse zwar, was sie für sich wolle, verrate es jedoch nicht, sagt sie. „Ich warte ab, was der 9. Juni bringt, danach werde ich mich für die nächsten Jahre festlegen.“ Unter den LSAP-Kandidat/innen hat man sich wohl darauf geeinigt, dass Marc Angel seinen Sitz behält, sollte es nicht zu einem Wahldebakel für ihn kommen - wonach es laut Politmonitor derzeit nicht aussieht. Sollte die LSAP ihren 2004 verlorenen zweiten Sitz zurückgewinnen, wird noch ein anderer mit ihm nach Brüssel gehen – ob Mars Di Bartolomeo, Liz Braz oder Franz Fayot, wird sich zeigen.
In der LSAP-Fraktion im Parlament hat Liz Braz in den vergangenen Monaten bei der Digitalisierung den „Lead“ übernommen, schreibt nach den mutmaßlich russischen Hacker-Angriffen auf die staatliche Infrastruktur im März einen Artikel über Cybersecurity, arbeitet an einem Strategiepapier zur Digitalisierung an den Schulen und im Gesundheitswesen, entwickelt schon Positionen für den nächsten Wahlkampf in vier Jahren. Außenpolitisch beschäftigt sie sich mit internationalen Konventionen; auch im parlamentarischen Ausschuss für Justiz, das Ressort, das ihr Vater als Minister leitete, übernahm sie die internationalen Angelegenheiten – vor ihrer Wahl ins Parlament arbeitete sie sechs Monate als Angestellte in Jean Asselborns Außenministerium. Nicht zuletzt will sie darüber wachen, dass CSV-Sportminister Georges Mischo tatsächlich die Sportarena und das nationale Sportmuseum finanziert, die er in der letzten Legislaturperiode seinen Wähler/innen als Escher Bürgermeister versprochen hatte.
„Ech sinn net gebonne fir hei ze sinn“, sagt Liz Braz, „ech hunn awer och näischt dergéint hei ze bleiwen, well ech awer och gesinn, dass ech elo e bëssen e Boulevard hei op hunn an ech géif dat schued fannen, lo vun de Leit a kierzter Zäit esou vill Ënnerstëtzung ze kréien an dat dann net positiv ze notzen an dee Message net matzehuelen, den d’Leit engem ginn.“ Ganz ungebunden ist sie indes nicht. Ihr langjähriger Lebensgefährte Mathieu Klop, mit dem sie in den vergangenen Jahren eine Fernbeziehung führte, während er in München Medizin studierte und sich in Heidelberg auf Kardiologie spezialisierte, wird in zwei Wochen nach Luxemburg zurückkehren. Mit seinen Jugendfreunden, den Tech-Ingenieuren Maxime Allard und Rick Schneider, hat er im Januar die Start-up Helical gegründet, die mit künstlicher Intelligenz die Medikamentenentwicklung beschleunigen will. „Le chatGPT de la pharma“, resümierte Paperjam das Konzept vor einem Monat in einem Artikel. „Dat ass elo interessant genuch gi fir op Lëtzebuerg ze kommen, ech hoffen dass ech net direkt dono muss soen, komm mär plënneren op Bréissel“, sagt Liz Braz und lacht. Vor drei Wochen hat Helical Büros in der Hauptstadt bezogen.
Liz Braz wohnt zurzeit noch in Esch. Ihr Freund sei aber aus der Stadt Luxemburg, sagt sie. Deshalb wisse sie nicht, ob sie ihn „éiweg kann zu Esch halen“, umso mehr beide jeden Tag eine halbe Stunde im Stau verbrächten, um zur Arbeit zu gelangen. „Long term“ schließe sie einen Umzug in die Hauptstadt nicht aus. National- und kommunalpolitisch würde ein solcher Umzug neue Perspektiven eröffnen. Sowohl für die LSAP als auch für Liz Braz selbst.