Bestimmte Veröffentlichungen sollte man verbieten, Mensch verliert die letzten Illusionen. Manches soll ruhig unter den fliegenden Teppich gekehrt werden!
Zuerst das mit dem Kleeschen. Ein halbes Leben geht drauf, den Urschock über die Nicht-Existenz des Nikolaus zu verarbeiten. Bei manchen sogar ein ganzes. Wie viele Couch-Stunden, gescheiterte Ehen und Existenzen gehen auf Kosten des Outings des Nichts? Und kaum hat Menschenkind sich notgedrungen damit arrangiert, das Leben geht weiter, und so weiter, lauert schon der nächste Schock.
Ich mach‘ s kurz und schmerzlich. Die Astronauten tragen Windeln. Die Astronautinnen vermutlich auch. Nicht, dass ich ein besonderes Naheverhältnis zu Astronauten hätte. In meinem Jungfernzimmer hingen Poster der Beatles, keine Poster von Männern, die Goldfischgläser über ihre Bürstenhaarschnitte gestülpt hatten. Während der Mondlandung spazierte ich mit meinem Freund und unseren Hunden durch die Merler Wiesen. Ich schaute missmutig zum Mond hinauf. Zuerst Vietnam, dann der Mond, denen war nichts heilig! Es war mein Mond, den sie gerade entweihten mit ihren tölpelhaften Schritten, mit ihrem lächerlich männlichen Fähnchen-Ritual. Es war mein Mond, der Mond der Romantik, der Liebesgedichte, der Mond aller Menschen und Tiere und Meere & Co. seit Menschengedenken. Die Mondin, sie gebot über Ebbe und Flut und gar über des Weibes Blut.
Haah, hätte die andächtige Menschheit gewusst, dass die Conquistadores Pampers trugen! Supermänner?! Der Kleeschen war ein Superman. Aber bestimmt einer ohne.
Anschließend ließen die Herren der Schöpfung sich immer öfter in Weltraumtracht auf den Mond schießen. Oder sonstwo hin, wo nicht mal der Pfeffer wächst. Damen gesellten sich dazu, manchmal ein Affe. Kaum einer schaute noch hin, außer manchmal, wenn eine Schraube an der Rakete locker war und die Insassen aus der Traumkapsel schwebten, um zu bohren, zu hämmern, zu löten, zu schweißen. Weltraumpanne! Müssen sie jetzt zwischen Sternen verglühen oder endlos durch Galaxien gondeln, endlose Licht- und Dunkeljahre lang? Nein, denn sie öffnen den Werkzeugkasten, dort finden sie etwas Magisches, kon-zen-triert schrauben und feilen sie rum. Mit den geheimnisvollen Gesten und Utensilien der echten Männer.
Dass sie aber bei diesen Missionen Windeln tragen! Wer hätte so was gedacht, über so was macht sich die All-Gemeinheit ja gar keine Gedanken. Wer zerbricht sich hier auf Erden schon den Kopf über Traumschiffschiffen? Kosmische Klogänge stellt man sich eher poetisch vor, gängige Würstchen, Klöße, Gebilde in abwechslungsreichen Formen und Farben, die melodisch über den Häuptern der Crew durch die gute Stube ziehen. Ein bisschen eine Miro-Stimmung, dazu Schönberg oder Stockhausen, Sphärenmusik. Während der gute Mond so stille geht.
Aber kaum verlassen die Moony Boys und Girls ihr Mutterschiff, um dem nächsten Himmelskörper Hallo zu sagen oder einen Kotflügel zu reparieren, wird es kompliziert. Warum, sind die Weltraumpflegerinnen wirklich so streng? Vor nicht allzu langer Zeit konnten zumindest Herren auf der Erde jederzeit und überall unkompliziert ihr Revier markieren, Frau konnte ihnen das nur schwer abgewöhnen. Warum ist dann gerade das Weltall so etepetete?
Das ist eben das Problem, gebeugte Leserinnen, falls Sie mir durch diese All-tagsprobleme hindurch bis hierher gefolgt sind. Und dass es die perfekte Pionier-Pamper immer noch nicht gibt, leider. Deshalb macht die Nasa in ihrer Notdurft einen Aufruf zum Weltraumwunderwindelwettbewerb, rund um den Klobus. Ich share ihn gern, guggeln Sie bitte Space Poop Challenge. Dort wird Ihnen alles genau erklärt, Form, Fassungs- und Leistungsvermögen, und so weiter., all das sprengt den Rahmen dieser Kolumne.
Stürmen Sie Ihr Gehirn, damit es nicht zu einem kosmischen Shit Storm kommt! Geld stinkt schließlich nicht. Und denken Sie dran, bald schon werden unsere ersten Goldschürferinnen in ihre Einsatzgebiete verfrachtet. Und für die mit der Freizeit: Ab 2023 Orion Enterprise statt Päischtcroisère! Also ist es gut, wenn Sie den Dressing-Kot jetzt schon kennen. Michèle Thoma