Worin besteht der „Impakt” der Universität Luxemburg? Ein Gespräch mit Romain Martin, Vizerektor für akademische Angelegenheiten

„Wir können uns nicht unserem Standort entziehen”

d'Lëtzebuerger Land du 17.11.2017

d’Land: Professor Martin, in den politischen Diskursen der Regierung ist immer wieder zu hören, die Universität Luxemburg solle „Impakt“ haben. In der Begründung des Entwurfs für ein neues Uni-Gesetz steht das auch. Aber wenn die Hauptaktivität einer Universität darin besteht, sich mit dem Wissen der Menschheit auseinanderzusetzen und es zu vergrößern, und wenn sie auf dieser Basis Studenten ausbildet – hat die Uni Luxemburg dann nicht schon genug zu tun und hat sie dann nicht „Impakt“?

Romain Martin: Die Universität wurde 2003 als „Forschungsuni“ gegründet. Sie soll also einen starken Akzent auf die Forschung legen. Eine Uni hat aber immer auch eine Ausbildungsmission. Immer! Daraus folgt, Brücken zwischen Forschung und Lehre zu schlagen, das ist absolut sinnvoll. Allerdings ist unsere Situation eine besondere: Wir sind die einzige Universität im Land ...

... und die Uni soll nicht nur wissenschaftlich Spitze sein und ausbilden, sondern auch Politikberatung leisten, den Unternehmen beim Innovieren helfen, selber Start-ups gründen.

Keine Universität kann sich ihrem Standort, ihrem Umfeld entziehen. Vielleicht können das in den USA die Eliteuniversitäten der Ivy League, wir können es als die einzige Uni in Luxemburg nicht. Die erste Frage, die sich daraus ableitet, lautet: Welche Forschung und welche Lehre passt zu Luxemburg? Wenn wir uns ihr stellen, müssen wir sagen, wieso wir gerade dies in Luxemburg machen und nicht jenes.

Verschiedene Ausbildungsbereiche hat die Universität sozusagen geerbt, als ihr bei der Gründung das Lehrerbildungsinstitut Iserp oder die Ingenieurschule IST zugeschlagen wurden.

Ja, damit wurden wir für die Ausbildung von Lehrern und von Ingenieuren zuständig, und darüberhinaus müssen wir immer ein Auge darauf haben, welche Qualifikationen im Land gebraucht werden, die außer uns niemand anbieten kann. Es wurde bei der Gründung der Uni eben nicht der Weg eingeschlagen, obendrein eine Fachhochschule nach deutschem oder Schweizer Vorbild einzurichten. Ich habe größten Respekt vor den Fachhochschulen und vor dem, was sie leisten, aber eine solche Hochschule wurde 2003 nicht gegründet. Alle Hochschulbildung, die das Land braucht, wurde uns übertragen. In einer solchen Situation reicht es nicht, als Universität zu sagen: Ich trage zum Wissen bei! Sondern man muss Prioritäten setzen. Tut man das, stellt sich nicht nur die Frage: Wenn es dieselbe Ausbildung im Umkreis von hundert Kilometern noch dreimal gibt und obendrein in hoher Qualität, weshalb müssen wir sie hier noch einmal anbieten? Sondern auch die: Was bietet hier im Land sonst keiner an, obwohl es gebraucht wird, und wie können wir das in hoher Qualität anbieten?

Kann eine Uni exzellent sein, wenn sie solchen Zwängen unterliegt? Die Universität Luxemburg will ja exzellent sein.

In allen Bereichen exzellent sein können wir nicht, in ausgewählten Bereichen schon.

Was bedeutet Exzellenz? Es schreibt ja keine Uni sich Mittelmaß auf die Fahnen.

Ich möchte nicht auf Rankings eingehen. Rankings sollen kein Selbstzweck sein. Ich komme aus der Bildungsforschung, war früher stark an den Pisa-Tests beteiligt und habe damals gesagt, Pisa sollte kein Selbstzweck sein. Exzellenz ist für mich verbunden mit „international führend“. Wenn zum Beispiel in den USA über ein Wissensgebiet gesprochen wird, in dem wir Exzellenz anstreben, dann sollte der Name „Uni Luxemburg“ fallen. Wenn eine internationale Konferenz über dieses Gebiet stattfindet, sollte es dort heißen, „in dem Bereich geschieht in Luxemburg etwas“. Dass wir das nicht in 20 Bereichen schaffen, sondern nur in ausgewählten, ist klar.

Kann die Universität exzellent werden in einem Bereich wie den Erziehungswissenschaften, da sie die Lehrerbildung übertragen bekam, weil sonst niemand sie macht?

Das kann sie. Die Erziehungswissenschaften sind ein ausgesprochen weites Feld. In bestimmten Bereichen sind wir jetzt schon gut etabliert. Und Luxemburg ist ein interessantes Terrain für die Forschung: Eine derart heterogene Schülerschaft, wie wir sie heute haben, bekommen andere Länder morgen. Worüber geforscht werden soll, um exzellent zu sein, ist wiederum eine Frage der Prioritätensetzung.

Was geschieht, wenn so viele Grundschullehrerstudenten ihre Examen nicht bestehen, so dass Gewerkschaften sagen, die Examen seien zu schwer? Entsteht dann Druck, die Qualitätsansprüche runterzuschrauben und bringt das die Exzellenz in Gefahr?

Das ist eine komplizierte Frage. In Kurzfassung ist die Antwort folgende: Ja, eine Reihe Studenten schaffen die Prüfungen nicht, weil ihre Kompetenzen nicht ausreichen. Muss die Uni deshalb mehr Wasser in ihren Wein schütten? – Nein, denn ich komme aus diesem Bereich und kann mir zum Beispiel nicht vorstellen, was es bringen soll, wenn Studenten, die später als Lehrer Französisch unterrichten sollen, es selber nicht gut genug sprechen können. Das eigentliche Problem ist allerdings ein ganz anderes. Nämlich: Können wir realistischer Weise verlangen, dass jeder Grundschullehrer einen riesigen Wissensfächer beherrscht und Deutsch, Französisch, Mathematik und die Einführung in die Naturwissenschaften gleich gut unterrichten kann? Das Luxemburger „Generalistenmodell“ steht auch deshalb in Frage, weil es so viele dafür geeignete Studenten gar nicht gibt.

Also keine Abstriche an den Qualitätsansprüchen?

Schon heute machen wir zu viele Kompromisse, zum Beispiel bei dem, was wir in den Sprachen verlangen. Die Hypothese, wir fänden genug Leute, die als Generalisten in allen Bereichen gut sind, ist unrealistisch. Die Universität bereitet angehende Lehrerinnen und Lehrer sehr gut auf ihren Beruf vor. Es gibt aber insgesamt nicht genug Kandidaten, die den Anforderungen des Generalistenmodells genügen.

In anderen Bereichen scheint es ähnlich auszusehen, etwa bei den Ingenieuren. Betriebe klagen, sie fänden keine. Im Gemeindesektor sind Ingenieure richtig knapp. Manche Berufsverbände trauern dem früheren IST hinterher. Setzt die Uni das unter Druck?

Diese Diskussion hatten wir im vergangenen Jahr.Eine Lösung, die wir gefunden haben, lautet: Wir bilden gemeinsam mit dem Hochschulministerium ein Groupement d’intérêt économique. In dieses GIE wird das Institut universitaire international Luxembourg (IUIL) inegriert. Dort wird zum einen die berufliche Weiterbildung gebündelt, die Uni und IUIL jeweils schon anbieten, zum anderen setzen wir dort anwendungsnähere Bachelor-Studiengänge ein. Vor zwei Monaten haben wir angekündigt, dass zwei Ausbildungen, die mit einem Brevet de Technicien supérieur (BTS) abschließen, zu Bachelor-Studiengängen ausgebaut werden. Das betrifft eine BTS-Ausbildung des Lycée des Arts et Métiers in Animationsfilm und eine der École de Commerce et de Gestion in Buchhaltung.

Es gibt Professoren, die sehen dadurch die Ausbildungsqualität der Uni in Gefahr.

Ja, auch im Land standen dazu kritische Artikel. Das ist gut so, das gehört zur akademischen Freiheit. Aber der Bedarf an anwendungsnäheren Ausbildungen ist nun mal gegeben, wir müssen uns ihm stellen. Und wir tun das eben nicht, indem wir das Profil der Uni aufweichen, sondern wir gründen mit dem GIE ein Zentrum, das zwar an der Uni angedockt sein, aber eigenständig funktionieren wird. Der Kern der Universität als Forschungsuni wird davon nicht berührt, wir setzen lediglich etwas daneben. Aber, und das ist wichtig: Wenn wir sagen, es ist anwendungsnäher, dann sagen wir nicht, es ist von minderer Qualität! Die Ausbildungen werden eine andere Zielsetzung haben und weniger akademisch sein. Die Standards, die an die Lehre angelegt werden, werden aber dieselben sein wie an der Uni. Die Uni vergibt am Ende die Bachelor-Diplome des Zentrums und sie steht gerade für die Qualitätsstandards von dessen Lehre.

Wäre die Gründung einer Fachhochschule nicht die einfachere Lösung?

Das wäre eine andere Option gewesen. Sie ist möglicherweise auch nicht gänzlich ausgeschlossen: Wir schaffen die neue Einrichtung jetzt und schauen, wie sie sich entwickelt. Die zwei Bachelor-Studiengänge haben eine Pilotfunktion. Nach drei Jahren werden wir sie evaluieren. Meine These ist, dass der Ansatz, den wir gewählt haben, das Potenzial hat, ein gutes Modell zu werden. Die Gründung einer Fachhochschule hätte ich riskanter gefunden. Wir hätten dann zum Beispiel sagen müssen: Was ist „anwendungsorientierter“? Die Ingenieurausbildung würde ich dort nicht ansiedeln wollen, denn obwohl Ingenieure zwangsläufig nah an der Industriepraxis sind, ist ihre Ausbildung dennoch sehr forschungsbasiert.

Wer wird in den beiden Bachelor-Studiengängen lehren?

Die ersten zwölf bis 18 Monate des dreijährigen Studiums finden in dem jeweiligen Lyzeum statt. Darauf folgt ein „Mobilitäts-Semester“ an einer Partnerin-
stitution. Die werden wir auswählen, das werden vor allem Fachhochschulen sein. Das letzte Jahr wird an der Uni gelehrt, aber nicht nur von Universitätsprofessoren. Es wird auch Lehrbeauftragte aus der Praxis geben, und ich schließe nicht aus, dass auch Sekundarschullehrer beteiligt sein werden.

Fürchten Sie nicht, sich damit eine Neuauflage des Standeskonflikts ins Haus zu holen und einen Professor zu schaffen, von dem es heißen könnte, „deen ass zwar keen Unisproff, mee en ass besser wéi e Lycéesproff“?

Eben genau das wollen wir nicht! Ich bin ein Unisproff, halte mich aber nicht für besser als ein Lycéesproff. Ich habe lediglich eine andere Aufgabe. Wenn ich die Bachelor-Programme aufstelle, Profile für die Lehre suche und ein geeignetes Profil bei einem Sekundarschullehrer finde, dann brauche ich eine bestimmte Qualifikation, um das Fach von ihm lehren zu lassen. Dann muss es eine Übereinstimmung mit der Aufgabe geben, dann muss dieser Lehrer das sehr gut machen können, dann ist es eine Frage von Qualitätssicherung. Ich wehre mich dagegen, dass das eine Frage von „besser“ oder „schlechter“ ist. Wenn ein Sekundarschullehrer diese Lehraufgabe gut ausfüllen kann, soll er das machen können. Er wird sich dann aber nicht Universitätsprofessor nennen können – und ich glaube nicht, dass er das wollte.

Sehen Sie die Gefahr, dass die Uni überdehnt werden könnte – wenn sie einerseits zumindest in bestimmten Bereichen exzellent forschen soll, überall gute Lehre bieten soll? Und andererseits auf sehr spezifische Bedarfe eingehen soll? Gar nicht zu reden von Politikberatung für die Regierung, Innovationshilfe für Unternehmen, Ausgründung von Spin-off-Betrieben?

Dieses Risiko besteht, und wir sind uns dessen bewusst. Aus eben diesem Grund sind das Zentrum für Weiterbildung und die anwendungsnäheren Bachelors zwar eine beschlossene Sache, aber wir werden sehen, wie sie sich entwickeln.

In der jüngsten Evaluation der Uni hatten Gutachter der European University Association festgestellt, sie hätten „keine Verbindung“ zwischen der Forschung und der Lehre an der Uni finden können. Auf der Pressekonferenz sagte die Vorsitzende der Gutachtergruppe, „niemand hat uns davon erzählt, und das macht uns Sorgen“. Macht Ihnen das auch Sorgen?

Ich kann diese Einschätzung verstehen. Doch dass davon niemand den Gutachtern erzählt hat, bedeutet nicht, dass die Verbindung nicht besteht. Sie wird aber nicht genug thematisiert. Die Universität wird demnächst 15 Jahre alt. Sie hat sich ganz bemerkenswert entwickelt, aber der Akzent lag auf der Bestimmung „Forschungsuni“.

Das heißt, die Lehre ist noch nicht gut?

Das heißt es nicht. Es bestehen viele gute Programme. Wahrscheinlich aber sprechen wir nicht genug darüber, welche unsere pädagogischen Konzepte sein sollen; was es bedeutet, Forschungsuniversität zu sein, und wie wir das in die Lehre einbauen. Wir haben vor kurzem eine Arbeitsgruppe „Lehre“ gegründet und arbeiten an der Aufstellung einer Pädagogischen Charta zur Frage: Wofür stehen wir in der Lehre? Der erste Punkt dabei: Die Verbindung zwischen Forschung und Lehre wollen wir expliziter machen. Damit haben wir noch nicht gesagt, wie wir es genau machen wollen, aber wir wollen uns viel stärker der Frage annehmen, auf welchen Wegen die Professoren ihre Forschung in die Lehre einfließen lassen sollen.

Entschuldigen Sie, aber was Sie sagen, klingt so grundlegend, dass ich mich wundere, dass das ein Problem ist. Zumal bei den vielen Professoren, die aus dem Ausland hierhergeholt wurden, wo es viel längere Hochschultraditionen gibt und wo man meinen könnte, Forschung und Lehre seien verknüpft.

Viele – die meisten, würde ich sagen – verknüpfen sie auch. Doch davon hörten die Gutachter nichts. Denn wir dokumentieren das nicht, wir teilen es unter uns nicht genug. Frage ich die Hochschullehrer, was sie machen und wie, erhalte ich viele hochinteressante Antworten, aber wir haben kein universitätsweites Forum für einen solchen Austausch. Deshalb werden wir ab kommendem Jahr Journées pédagogiques einführen. Die nächste Evaluation ab Mitte 2020 wird die Lehre zum Schwerpunkt haben. Das wird für uns eine Gelegenheit sein, über sie systematisch nachzudenken.

Einer der Key Performance Indicators, von deren Erfüllung die staatlichen Zuwendungen an die Uni abhängen, sieht vor, dass zwischen 2014 und 2017 drei Spin-off-Firmen aus der Uni ausgegründet werden sollen. Ende 2016 waren es zwei ...

Genaugenommen waren es bisher sieben: So viele Firmen wurden in Verbindung mit intellektuellem Eigentum der Universität gegründet. Zwei entstanden unmittelbar aus der Universität.

In ihrem Strategierahmen 2016 bis 2026 hat die Uni sich vorgenommen, für „unternehmerisch eingestellte Studenten und Forscher aus der ganzen Welt“ attraktiv zu sein. Sind Studenten, die neben ihrem Studium noch an ihre eigene Firma denken, gute Studenten?

Ich bin dankbar für diese Frage, denn sie erlaubt mir unter anderem zu erklären, was unser Ansatz „Entrepreneuriat“ nicht ist: Es geht dabei nicht um Start-up-Gründung und um die Frage, wie viele wir gründen.

Das ist aber ein Leistungsindikator.

Stimmt, und man kann ihn auch als ein Instrument ansehen, um unseren wirtschaftlichen Impakt zu messen und wie es uns gelingt, Forschungsergebnisse in die Praxis zu überführen. Das wollen wir ja. Die Zahl der von uns angemeldeten Patente und Lizenzen ist dafür ebenfalls ein Indikator. Aber wenn wir von der Förderung von „entrepreneurial skills“ sprechen, meinen wir damit transversale Kompetenzen der Studierenden. Wenn man heute an einer Universität ausbildet, kann man nicht mehr sagen, man macht das, um den Studierenden auf diesen oder jenen Beruf vorzubereiten. Zur Rentrée hat Kristin Ingolfsdottir aus unserem Aufsichtsrat einen Vortrag gehalten und dabei eine Studie zitiert, laut der wir uns 60 Prozent der Berufsbilder, die in den nächsten 20 Jahren gefragt sein werden, heute noch gar nicht vorstellen können. Deshalb ist es heute wichtiger denn je, so auszubilden, dass unsere Absolventen in diesem sich so stark ändernden beruflichen und gesellschaftlichen Umfeld zurechtkommen. Was noch ein Beispiel dafür ist, dass die Uni Impakt liefert.

Aber wurde nicht schon immer gelehrt, wie man sich Wissen aneignet?

Zum Teil schon, aber es hat heute einen noch höheren Stellenwert. Immer wichtiger werden gleichzeitig Eigenschaften wie Kreativität. Oder die Fähigkeit, Probleme zu lösen – im ganz allgemeinen Sinne des Wortes, Zusammenarbeiten, Kommunizieren, Projekte managen. Die Fähigkeit, das richtige Team aufzustellen und eine Aufgabe zu lösen – was damit zu tun hat, sich vorher einzugestehen, dass man sie nicht alleine lösen kann. Oder die Fähigkeit, eine Idee darzustellen und andere davon zu begeistern – zum Beispiel weil ich weiß, dass ich es allein nicht schaffe. Das meiste, was ich hier aufgezählt habe, bekommt man in einem klassischen universitären Kursus nicht gelehrt.

Sondern womit?

Übungen in „Entrepreneurship“ sind dazu sehr gute Vehikel! Vor drei Wochen fand an der Uni das erste Ideation Camp statt. Dort haben Studenten verschiedenster Fachrichtungen drei Tage lang Ideen für potenzielle Start-ups entwickelt. Die Ideen wurden mit Mentoren weitergetrieben, Teams wurden aufgestellt, Präsentationen vorbereitet, und zum Schluss wurden Jurys gebildet und die beste Idee und die beste Präsentation ausgewählt. Genau das, was ich vorhin aufgezählt habe, geschah da! Das war sehr intensiv, manche Studenten haben bis drei Uhr morgens gearbeitet. Das hat mir bestätigt, dass es funktionieren kann und wir derartige Veranstaltungen als Vehikel nutzen können, um solche Fertigkeiten bei den Studenten zu trainieren. Journalisten, die von dem Idea-
tion Camp erfuhren, fragten nach, ob wir das täten, um die Uni näher an die Wirtschaft zu rücken ....

Was Politik und Wirtschaft sich wünschen ...

... was für uns aber nicht entscheidend ist. Entscheidend bei solchen Kursen ist, dass man dort Kompetenzen trainieren kann, die sich in einem Hörsaal-Setting nicht vermitteln lassen. Ein Indikator, der Start-ups zählt, steht hier also stellvertretend für etwas, das viel mehr umfasst als eine reine Unternehmensgründung. Wird eine Firma gegründet, dann ist das das Sahnehäubchen und eher ein Nebeneffekt von dem, was eigentlich das Ziel war: Eigenschaften wie Teamfähigkeit oder Kreativität zu fördern.

Yves Elsen, der Präsident des Aufsichtsrats, hat in einem Gespräch mit dem Land im September gesagt, im nächsten Vierjahresplan werde stärker herausgearbeitet, worin der „impact socio-économique“ der Uni bestehen soll. Können Sie das schon sagen?

Das stand immer im Raum für uns. Wir sind stark aus Steuermitteln finanziert. Wir müssen uns Prio-ritäten geben, die zu Luxemburg passen. Wir wollen natürlich einen Beitrag zur Profilierung von Belval leisten: Dass dort ein Ökosystem entsteht, das günstig für Innovationen ist, und daraus eine neue Identität für den Süden, ein Gegengewicht zu Luxemburg-Stadt. Wir nehmen mit verschiedenen Arbeiten starken Einfluss auf das, was in der Gesellschaft geschieht. Unser Bildungsbericht hat eine Hebelwirkung auf die Schulwelt. Wir nehmen ein Bildungsmonitoring vor, in das keiner uns reinredet, auch wenn wir da Zahlen publizieren, die nicht jedem genehm sind. Die Forderung, wir sollten „Impakt“ haben, ist ganz normal und wir nehmen die Herausforderung gerne an.

Peter Feist
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